Norderstedt. Eltern von Kindern im Alter bis zu sechs Jahren sollen die Betreuung, Beratung und die städtischen Angebote bewerten.

3408 Haushalte bekommen in diesen Tagen Post von der Stadt Norderstedt. Sie sind nicht zufällig ausgewählt. Denn als eine von deutschlandweit 20 Modellkommunen der vom Bundesfamilienministerium geförderten Initiative „Qualität vor Ort“ sollen, so ist zumindest der Plan, alle Eltern, deren Kinder 0 bis 6 Jahre alt sind, an einer Umfrage mitwirken. Das Ziel: Ein möglichst aussagekräftiges Gesamtbild zu erhalten zur Infrastruktur der Kinderbetreuung, der Beratung, der Qualität der Bildung oder der Freizeitangebote.

Eltern können Bedingungen benoten

Wie Sabine Gattermann, Leiterin des Amtes für Schule, Sport und Kindertagesstätten, berichtet, handelt es sich bereits um die zweite Stufe der Befragung. „Ende Februar hatten wir Fokusgruppen, das heißt drei kleine Diskussionsrunden mit Eltern, die über Kitas oder Beratungsstellen rekrutiert wurden. Wir wollten genau wissen, wo sie Bedarf sehen, wie die Erfahrungen sind, wie sich die Eltern informieren oder wie sie das Freizeitangebot empfinden.“

Das waren allerdings nur jeweils zehn Mütter und Väter – jetzt können theoretisch viele Tausend Bürger mitmachen. Damit ein Ergebnis repräsentativ ist, genügt aus Statistikersicht allerdings auch eine Teilnahmequote von fünf Prozent. „Der Fragebogen kann in fünf bis sechs Minuten ausgefüllt werden. Die Eltern können Noten geben. Zum Beispiel, was bei der Auswahl einer Kita wichtig ist, da gibt es eine Rangliste von eins bis fünf“, sagt Claudia Wientapper-Joost vom Fachbereich Jugendhilfe, die ebenso zur Lenkungsgruppe zählt.

Es geht also darum, Informationen zu sammeln. Gattermann: „Wir arbeiten alle mit den Eltern zusammen, manchmal bildet man sich ein, dass man alle Bedürfnisse kennt. Wir haben lange diskutiert, wie wir herausfinden können, ob die Angebote bedarfsgerecht sind oder ob wir nachsteuern müssen.“ Sprich: Die Stadt will sich intensiver mit den Eltern und nicht nur mit den Mitarbeitern beschäftigen oder mit wissenschaftlichen Studien. „Es geht darum, was die Norderstedter Eltern brauchen und nicht darum, was die Bertelsmann-Stiftung sagt.“

Ein ganz simples Beispiel für die unterschiedliche Wahrnehmung: „Gerade junge Eltern wollen viel online haben. Wir sind noch bei Heftchen und Broschüren, die Eltern wollen am liebsten eine App.“ Trotzdem sei es so, dass die persönliche Beratung gleichermaßen als wichtig genannt wird, das hätten die Gruppendiskussionen ergeben.

Das Kita-Anmeldeverfahren wird häufig kritisiert

Für die Studie arbeitet Norderstedt mit zwei Marktforschungsunternehmen zusammen, die Kosten sind mit 10.000 Euro überschaubar. Darüber hinaus finanziert die Bundesregierung das Projekt, dazu auch die deutsch-schweizerische Jacobs-Foundation sowie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.

Gattermann hofft auf eine „bunte Palette“ an Antworten. Sie weiß aber auch, welches Problem wohl die meisten Eltern bewegt. „Da wird herauskommen: Wir brauchen Betreuungsplätze. Das ist klar, daran arbeiten wir auch.“ Neu war ihr auch, dass es in Norderstedt Probleme gibt, Hebammen zu finden. Was sich zudem andeutet: Das Anmeldeverfahren könnte eine Verbesserung benötigen. „Es wird häufig kritisiert. Da müssen wir mit den Trägern ins Gespräch kommen.“ Ansonsten dürfte es eher darum gehen, Abläufe zu optimieren, als dass der gesamte Fachbereich seine Arbeit neu strukturiert.

Die Umfrage läuft bis zum 25. März

Wer einen Fragebogen erhält, hat vom 15. bis 25. März Gelegenheit, diesen auszufüllen – und zwar online über einen individuellen Link. Das ist auch per Smartphone möglich, so Sabine Gattermann.

Der kurze Zeitraum hat einen einfachen Grund. Schon am 3./4. Mai findet ein Bundeskongress zu „Qualität vor Ort“ in Berlin statt. Die Norderstedter Delegation wird dort einen Workshop leiten – und benötigt daher bis zu diesem Zeitpunkt bereits die Ergebnisse der Umfrage. Zudem kündigt Gattermann an, diese auch in Norderstedt öffentlich vorzustellen. „Wir werden nicht alle Probleme lösen können, aber intensiv über die Bedürfnisse diskutieren.“

Online: www.qualitaet-vor-ort.org