Norderstedt. Die Faschingszeit ist vorbei. Jan Schröter sinniert über die Vor- und Nachteile einiger Kostümierungen und hat einen Verkleidungstipp.

Diese Woche war Valentinstag. Aber wer heißt heutzutage schon Valentin, kann also nicht sehr wichtig gewesen sein. Allgegenwärtig erschienen dafür drollig gekleidete Wesen in unterschiedlich alkoholischen Aggregatzuständen. Nicht bloß im Fernsehen auf hessisch-pfälzisch-rheinischen Landeskanälen, sondern auch bei uns im Norden. Auf der „Feuernacht“, Norderstedts größter Faschingsparty, tummelten sich 1000 Feierbiester, die für ein paar Stunden alles Mögliche sein wollten – nur nicht sie selbst.

Im Fasching zeigt sich, zu welchen Abstraktionen wir Menschen in der Lage sind. Es gibt natürlich auch Tiere, die sich durch äußerliche Veränderungen ihres Erscheinungsbildes tarnen oder die sich durch optische Tricks ein bisschen größer, stärker und schöner machen, als sie eigentlich sind. Ein Faschingspartynator, der bauchfrei als „Biene Maja“ über die Tanzfläche brummt, ist dagegen ziemlich ungetarnt und in diesem Aufzug – hoffentlich – eher nicht schöner als im normalen Dasein. Manche Kostümierungen sind ja leicht nachzuvollziehen. Logisch, dass der schmächtige Pullunderträger wenigstens einmal im Jahr ein behelmter Wikinger mit Blutaxt sein und die gestresste Familienmutti für eine Nacht ein Bond-Girl darstellen möchte (obwohl Letztere den Film selten überleben, aber daran denkt ja im Fasching niemand).

Manche Verkleidungen sind an Realismus kaum zu überbieten, was gewisse Risiken birgt. Da flirtet man so lange mit der heißen Politesse, bis der Abschleppwagen kommt und den eigenen, falsch geparkten Wagen an den Haken nimmt – weil die Politesse tatsächlich eine ist. Andererseits laufen als Handwerker verkleidete Menschen in Gefahr, dass man sie auf der Stelle dazu nötigt, das verstopfte Klo zu reparieren. Übersichtlich und pflegeleicht hingegen erscheint das Motiv derer, die sich auf die Schnelle irgendeine Pappnase aufsetzen – Hauptsache, die Musik geht ab und es gibt genug zu trinken. Das ist etwas langweilig, aber man ist auf der sicheren Seite. Bei Männern in Frauenkostümen und umgekehrt wird die Sache schon prickelnder. Exoten wie ein XXL-Baby mit Mega-Windel und Riesenschnuller dürfen Bedürfnisse ausleben, die man gar nicht wissen will.

Ich selbst gehe zum Fasching ja immer als Streichholz: Unten nackt, oben ein roter Kopf.