Kreis Segeberg. Schule und das Lernen verändern sich rasant. In Harksheide werden Schüler mit Tablets ausgerüstet. Alles schlecht? Mal schauen.
Meine Kinder sind erwachsen und gehen längst nicht mehr zur Schule. Schulpflichtige Enkel sind noch nicht in Sicht. Ich selbst wurde zwar vor Menschengedenken als Lehrer staatsexaminiert, habe aber nie als solcher gearbeitet. Kurzum: Ich bin ein glücklicher Mensch. Einer, der Schulexperimente aus der Distanz betrachtet und sich dabei nicht mehr aufregt. Jedenfalls kaum noch.
Die Gemeinschaftsschule Harksheide betreibt einen bemerkenswerten Versuch in zwei Klassen der Stufe Acht. In einer Klasse findet konventioneller Unterricht mit Büchern, Stift und Papier statt. In der anderen sind die Kinder mit Tablets ausgerüstet, die „Tafel“ ist ein interaktiver Riesenmonitor, gelernt wird digital. Am Jahresende soll das Experiment die Frage beantworten, nach welcher Methode besser gelernt wurde. Ich weiß die Antwort jetzt schon. Und weil mich niemand danach fragt, erzähle ich sie gleich. Es kommt nämlich überhaupt nicht darauf an, womit man die Welt erklärt – mit Büchern oder mittels Tablets. Da beide Methoden Vor- und Nachteile bieten, kommt es lediglich darauf an, welche Komplikationen man seinen Schülern zumuten möchte. Dabei ersetzen Tablets keine Bücher und Bücher keine Tablets. Und wenn am Ende dabei herauskommt, dass die Menschheit flächendeckend die Handschrift verlernt, von allen Sprachen dieser Erde nur noch ein paar Emoticons übrig bleiben und keiner mehr imstande ist, eine Rechenaufgabe ohne Publikumsjoker zu lösen, dann ist das doch auch keine schlechte Perspektive. Endlich könnte man wieder Sachen erfinden, die man wirklich braucht. Heutzutage gibt es ja schon alles, sogar Tablets in der Schule. Aber irgendwann wuchert der Dschungel über Ruinen. Wir sitzen, bekleidet mit Lendenschurzen, an einem weißen Strand, schauen uns tief in die Augen, ritzen mit dem Finger Herzen in den Sand und schreiben unsere Initialen hinein. Das wird schön.