Kreis Segeberg. Bundesverteidigungsministerium prüft die Reaktivierung der ehemaligen Rantzau-Kaserne. Seit 2015 keine Soldaten mehr stationiert.

Die Bundeswehr kehrt möglicherweise in den Kreis Segeberg zurück. Im Bundesverteidigungsministerium in Berlin wird geprüft, die ehemalige Kaserne in Boostedt wieder für militärische Zwecke zu nutzen. „Boostedt befindet sich in der Prüfungsphase“, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Plön-Neumünster, Melanie Bernstein, die auch für Boostedt zuständig ist. Sie hoffe auf eine Entscheidung in Kürze. „Ich würde mich über eine Wiederbelebung des Standorts freuen“, sagte die Abgeordnete. Die Bundeswehr war 2015 aus der Kaserne ausgezogen, die teilweise als Erstaufnahmelager für Flüchtlinge genutzt wird.

Noch konkreter wurde ihr Parteifreund Ingo Gädechens aus dem Wahlkreis Ostholstein-Stormarn-Nord. Der ehemalige Berufssoldat und Obmann der CDU im Verteidigungsausschuss des Bundestages sagte, Boostedt sei einer von sechs Standorten bundesweit, die für die Streitkräfte reaktiviert werden könnten. Die frühere Rantzau-Kaserne ist nach seinen Informationen die einzige in Schleswig-Holstein, die sich im Prüfverfahren befindet. Zuvor sind laut Gädechens andere ehemalige Standorte in Schleswig-Holstein in Betracht gezogen, dann aber wieder verworfen worden.

Auch Gädechens weist darauf hin, dass der Beschluss über eine erneute militärische Nutzung ausschließlich im Verteidigungsministerium falle. Er geht sogar davon aus, dass Ministerin Ursula von der Leyen persönlich entscheidet. Die Entscheidung über neue Standorte ist ein Baustein der Pläne, Deutschlands Fähigkeit zur Verteidigung zu stärken. Die Abgeordnete Melanie Bernstein spricht von einer „Trendwende“.

Die Bundeswehr hat sich 2015 aus Boostedt verabschiedet

„Die Wiederbelebung eines Standorts ist eine Entscheidung von großer Tragweite“, sagte Gädechens. Möglicherweise werden die Politiker bereits in dieser Woche informiert. Am gestrigen Montag begann die Berlin eine Sitzungswoche des Bundestages, auch der Verteidigungsausschuss wird tagen.

Die Bundeswehr hatte sich 2015 mit großem militärischen Zeremoniell nach 58 Jahren aus Boostedt verabschiedet. Die letzten Verbände, ein Bataillon für Instandsetzung und eines für Logistik, wurden aufgelöst. Übrig blieben der Übungsplatz mit Schießanlage, der seitdem hauptsächlich von der Marineunteroffiziersschule in Plön genutzt wird, sowie ein kleines Munitionslager.

Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums bestätigte im Grundsatz die Pläne. „Die Bundeswehr wächst wieder personell, und dieses Mehr an Personal hat auch Auswirkungen auf unsere Infrastruktur“, sagte sie. Der genaue Bedarf werde derzeit ermittelt, Liegenschaften würden geprüft. Das gilt auch für die Liegenschaft in Boostedt“, sagte sie. „Die Prüfung ist hier aber noch nicht abgeschlossen.“

Der Abzug hatte sich über mehr als ein Jahr hingezogen. In die nach und nach leer stehenden Kasernenblöcke zogen Flüchtlinge ein. Dieser Bereich wurde mit einem Zaun und Warntafeln klar vom militärischem Areal abgetrennt und streng bewacht.

Für Boostedt spricht die geografisch günstige Lage

Im November 2011 war im Verteidigungsministerium die Entscheidung gefallen, Boostedt und diverse andere Standorte der Bundeswehr zu schließen. Für die Soldaten und die Bewohner der Gemeinde kam die Nachricht völlig überraschend. Die Kaserne war erst zuvor mit Millionenaufwand saniert worden. Für Boostedt sprach außerdem die günstige Lage in der Nähe der Autobahn 7. Das Gelände verfügt zudem über einen eigenen Eisenbahnanschluss.

In der Truppe kursieren bereits die ersten Gerüchte, wer in Boostedt einziehen könnte. Im Gespräch sind ein Panzerbataillon der deutschen und der niederländischen Streitkräfte, das derzeit in Munster in Niedersachsen stationiert ist. Die Soldaten sind in eine ehemalige Kaserne der traditionsreichen britischen Panzerdivision „Desert Rats“ eingezogen. Die Gebäude werden in der Truppe jedoch als völlig unmodern und ungeeignet eingestuft.

Bürgermeister würde sich über eine Rückkehr freuen

Die Gemeinde Boostedt hat erfreut auf die Meldungen über eine Rückkehr der Bundeswehr reagiert. Bürgermeister Hartmut König erklärte, er würde es begrüßen, wenn wieder Soldaten in die Kaserne einziehen. Die Gemeinde hatte stets enge Beziehungen zu den Verbänden gepflegt, die in Boostedt untergebracht waren. Im Kalten Krieg war eine Panzerbrigade in der Gemeinde stationiert. Später waren es die Bataillone für Logistik und Instandsetzung, die mehrfach in Afghanistan, im Kosovo und anderen Krisenherden im Einsatz waren.

Unklar ist, was aus dem Flüchtlingslager wird, wenn die Kaserne reaktiviert wird. In der Erstaufnahme gibt es mehr als 1700 Plätze, sie sind aber nur zu einem Drittel belegt.