Der Kreisstadt Bad Segeberg geht es finanziell zwar wieder besser – doch große Sprünge sind im Jahr 2018 trotzdem nicht drin.

Die Talsohle ist durchschritten, Bad Segeberg kann den laufenden Betrieb wieder ohne Kredithilfe bewältigen. Damit das so bleibt, muss eine langfristige Lösung für das viel zu teure Hallenbad her – möglicherweise in Zusammenarbeit mit Wahlstedt. Wichtig für die Entwicklung sind auch die Wohn- und Gewerbeprojekte im Südteil der Stadt.

BAD SEGEBERG

1 Hallenbad: Kurzfristig musste bereits 2017 ein Betrag von rund 200.000 Euro für Sanierungsmaßnahmen in der Schwimmhalle ausgegeben werden, weitere Investitionen könnten nötig sein. Langfristig kann es so nicht weitergehen, findet Bürgermeister Dieter Schönfeld. „Im Moment haben Wahlstedt und Bad Segeberg beide ein Bad, beide sind dadurch finanziell belastet. In etwa zehn Jahren muss dafür gesorgt werden, dass beide Städte ein gemeinsames Bad bauen.“

2 Kinderbetreuung: Der Arbeiter-Samariter-Bund plant, in der Dorfstraße eine Kita mit fünf Gruppen zu bauen – die Fertigstellung wird für 2019 anvisiert. Parallel dazu hält auch die Jüdische Gemeinde an ihrem Vorhaben für einen interkulturellen Kindergarten fest. Eine Integration in die Villa Flath war aus rechtlichen Möglichkeiten verworfen worden. Ein dritter interessierter Träger ist die Lebenshilfe.

3 Ausbaubeiträge: In Schleswig-Holstein ist es Kommunen mittlerweile freigestellt, ob sie Straßenausbaubeiträge erheben wollen. Die Segeberger Bürger können sich aber wohl keine Hoffnung darauf machen, entlastet zu werden. Denn auch wenn die Haushaltslage nicht mehr dramatisch ist – vermögend ist die Stadt keinesfalls. „Wir halten die Beiträge für richtig“, sagt Dieter Schönfeld, „bei Bedarf können diese über 20 Jahre abgerechnet werden.“

4 Bauen: Im neuen Gewerbegebiet Burgfelde errichtet das Unternehmen Hass+Hatje auf 25.000 Quadratmetern einen neuen Baustoffhandel, will anschließend auch den Hagebaumarkt an der Rosenstraße erweitern. Daneben entsteht eine neue Lagerhalle für Kostüme und Bühnen, die von der Kalkberg GmbH genutzt werden soll. Ein dritter Nutzer steht ebenfalls fest: Der Kirchenkreis Plön-Segeberg baut eine neue Verwaltung – der Platz am bisherigen Standort an der Oldesloer Straße reicht nicht mehr. Die weitere Vermarktung des Areals ist noch nicht abgeschlossen, es gibt weiterhin freie Flächen.

2000 Neubürger spülen zwei Millionen Euro in die Kasse

Bad Segeberg Die finanzielle Lage der Kreisstadt hat sich deutlich verbessert. Im vierten Quartal 2017 wurden laut Verwaltung mehr Einnahmen als Ausgaben erzielt, rund 500.000 Euro.

Im Verlaufe des Konsolidierungsverfahrens wurden seit 2012 etwa 27 Millionen Schulden abgebaut – maßgeblich waren aber die Zuweisungen vom Land in Höhe von 26,8 Millionen Euro.

Die Kommune war dennoch in den vergangenen Jahren zu diversen Maßnahmen gezwungen, dazu gehörten Steuererhöhungen, die Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung 2012 mit seitdem Einnahmen von konstant über 300.000 Euro, das Ende der Soleförderung, eine neue Zweitwohnungssteuer und eine Fremdenverkehrsabgabe. Lukrativ waren auch mehrere Grundstücksverkäufe.

Aber auch an anderer Stelle ist eine positive Entwicklung zu sehen. So hat Bad Segeberg seit 2009 ein Bevölkerungswachstum von 2000 Neubürgern zu verzeichnen, erhält mittlerweile deswegen 2 Millionen Euro höhere Schlüsselzuweisungen.

Und 2017 nahm die Stadt aufgrund von Nachzahlungen 1,4 Millionen Euro mehr an Gewerbesteuer  ein als kalkuliert. Zudem muss erstmals seit 1999 kein Kredit mehr aufgenommen werden, um Gehälter und Sozialhilfe zu zahlen. Dennoch werden auch weiterhin freiwillige Leistungen auf dem Prüfstand stehen.

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5 Schulen: Das Städtische Gymnasium bekommt eine neue Fassade (700.000 Euro), bei der Gemeinschaftsschule am Seminarweg wird der Schulhof saniert (249.000 Euro).

6 Wohnen: Am Nelkenweg darf es keinen Geschosswohnungsbau geben – das ist das Ergebnis eines Bürgerentscheids vom 24. September, bei dem es 71,7 Prozent Ja-Stimmen gab für eine Anwohnerinitiative, die sich für Einzel- und Doppelhäuser einsetzt. An dieses Votum sind Politik und Verwaltung nun für zwei Jahre gebunden.

7 Entwicklung: Verschiedene Maßnahmen des Quartiersmanagements Südstadt kosten 322.000 Euro.

8 Levo-Park: Bis Juni 2018 läuft im Levo-Park der Mietvertrag für die Container zur Flüchtlingsunterbringung – geschlossen zwischen der Hansestadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein. Genutzt wurden die Zweckbauten bisher kaum, allerdings ist es durchaus wahrscheinlich, dass der Standort als „Reserve“ aufrechterhalten wird. 2017 zog derweil die Bauabteilung des Kreises in einen anderen Teil der ehemaligen Bundeswehr-Kaserne, dazu wird weiterhin an einem Bebauungsplan für ein Gewerbegebiet gearbeitet. Das Problem: Nicht weit entfernt vermarktet Bad Segeberg bereits ein Areal („Burgfelde“), Wahlstedt und Negernbötel wollen zudem ein gemeinsames Gewerbegebiet erschließen. Es besteht also eine Gefahr der Überversorgung, zumal Einzelhandel im Levo-Park eine Konkurrenz zur Segeberger Innenstadt wäre.
AMT LEEZEN

9 Neuer Online-Service: Für 10.000 Euro wird ein Ratsinformationssystem („Allris“) eingeführt. Über die Amts-Homepage sollen dann alle Ausschuss-Dokumente der Dörfer und der Amtsverwaltung öffentlich verfügbar sein. In der Grund- und Gemeinschaftsschule Leezen investiert der Schulverband in die Beleuchtung und energetische Sanierung von Klassenräumen (80.000 Euro). Geplant ist auch eine Sanierung der Zehnkampfanlage samt Laufbahn.

J Kanalisation: Am Leitungsnetz des Klärwerkes in Neversdorf, das gemeinsam mit Leezen, Bebensee und Groß Niendorf betrieben wird, sind Sanierungsarbeiten fällig – die Kosten (268.000 Euro) werden aus Amtsmitteln übernommen.

K Leezen
Das Unternehmen Lactoprot, eine Firma für Milchverarbeitung mit mehr als 200 Mitarbeitern, will am Standort expandieren, eine neue Lagerhalle sowie Verpackungs- und Trocknungsanlagen bauen. Ein Problem ist die Abwasserentsorgung, die von Lactoprot übernommen werden könnte. Möglich ist dann eine neue Leitung direkt zum Klärwerk in Bad Segeberg.

L Straßenbau: Die Sanierung der Raiffeisenstraße soll im Sommer abgeschlossen sein. Hier hat die Gemeinde dann 1,5 Millionen Euro investiert – und zwar aus Rücklagen, ohne anteilige Finanzierung über Anliegerbeiträge.

M Wohnungsbau: Die Planungen für ein weiteres kleines Baugebiet am Tralauer Weg laufen, es werden elf Bauplätze für Einzelhäuser entstehen.

N Gewerbe: Gemeinsam mit den Nachbarorten Mözen und Schwissel arbeitet Leezen an einem Konzept für ein interkommunales Gewerbegebiet, das am Autobahnzubringer kurz vor Schwissel entstehen könnte.

O Todesfelde
In Richtung der westlichen Ortsteile Poggensaal und Voßhöhlen werden 16 neue Baugrundstücke erschlossen, die Vermarktung übernimmt die Gemeinde selbst. „Es gibt viele Menschen, die in Hamburg arbeiten, aber bei uns wohnen“, sagt Bürgermeister Mathias Warn. In der Sporthalle wird die Beleuchtung energetisch erneuert (40.000 Euro). Im Gasthof Zur Eiche hört der Pächter am 30. Juni auf, es laufen Gespräche mit einem potenziellen Nachfolger. Grundsätzlich muss das Gebäude, das der Gemeinde gehört, saniert werden. „Es befindet sich noch im Zustand von 1984, als es eröffnet wurde“, so Bürgermeister Warn.

P Bark
Für 85.000 Euro sind in den Ortsteilen Bark und Bockhorn Sanierungsmaßnahmen an den Straßen Birkenweg und Am Land vorgesehen. Ein neuer Kommunaltraktor schlägt mit 50.000 Euro zu Buche. Finanziell ist das kein Problem – laut Bürgermeister Hartmut Faber verfügt das Dorf über liquide Mittel in Höhe von 1,55 Millionen Euro.

Q Wittenborn
Das beherrschende Thema ist die Bestrebung, einen „MarktTreff“ in der Ortsmitte aufzubauen. Dort steht der ehemalige Studt’s Gasthof leer, die Immobilie gehört der Gemeinde. Die Suche nach einem Konzept dauert schon einige Jahre. Derzeit wird von einem externen Dienstleister (Kosten: 9000 Euro) ein gastronomisches Gutachten erarbeitet – danach wird man wissen, was am besten zu Wittenborn passt. Im nächsten Schritt könnten beim Land Fördermittel beantragt werden. Währenddessen sind an der Gemeindestraße nach Kükels sind 100.000 Euro für Sanierungsarbeiten fällig.