Henstedt-Ulzburg. Olzeborchschule setzt sich für ein positives Bild ein– und wirbt bei Eltern darum, ihre Kinder für die Gemeinschaftsschule anzumelden.
Ob zeitlicher Zufall – so heißt es aus dem Rathaus – oder nicht, das Gruppenfoto von Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer mit dem Kollegium der Olzeborchschule darf selbstverständlich als Zeichen der Solidarität verstanden werden. Die Gemeinde veröffentlichte das Bild drei Tage, nachdem sich der Kinder- und Jugendausschuss in nicht öffentlicher Beratung mit der Situation an der Grund- und Gemeinschaftsschule befasst hatte. „Es war mein Wunsch, nicht öffentlich zu reden“, sagt Schulleiter Wolfgang Gruchot, „wenn ich über die Schule rede, dann sind das vertrauliche Aussagen, die müssen nicht ungefiltert in die Öffentlichkeit.“
Es ging um ein hochsensibles Thema: Die Anmeldezahlen für die fünften Klassen – also den entscheidenden Indikator dafür, welchen Stand die Schule bei den Eltern im Ort hat. 2017 war in dieser Hinsicht ein schlechtes Jahr. Während die Grundschule stabil ist (aktuell: 305 Schüler), gingen die Anmeldungen bei der Gemeinschaftsschule um knapp 40 zurück – derzeit sind es 425 Schüler. „Niedrig wie nie“ seien die Anmeldungen gewesen, so Gruchot. Mit lediglich 42 Schülern war dann entsprechend nur eine Zweizügigkeit möglich. Wie so ein Einbruch zu erklären ist? Zum Teil mit einem zu Unrecht schlechten Ruf, findet der Schulleiter. „Drei Schulen kämpfen um die gleichen Schüler. Das Alstergymnasium hat einen sehr guten Ruf, die Gemeinschaftsschule Rhen ein anderes Umfeld – und wir als Olzeborchschule haben wieder ein anderes Umfeld.“
Wenn Eltern untereinander von einer Schule abraten, wenn Probleme überliefert, gegebenenfalls in der Erzählung verstärkt werden, dann wird es schwierig gegenzusteuern. „Der schlechte Ruf ist unbegründet“, sagt Ute Villbrandt, die Vorsitzende des Elternbeirats. „Wenn einige Eltern unzufrieden sind mit ihren Kindern, ist die Schule schuld. Das ist ein gesellschaftliches Problem.“ Zumal hat der Standort seine Geschichte. Einst war dieser die einzige Hauptschule in Henstedt-Ulzburg, 2010 zog dann die Realschule aus dem Schulzentrum Maurepasstraße ein, es entstand die heutige Gemeinschaftsschule. Villbrandt: „Die Realschüler wollten nicht hierher, die wollten im Schulzentrum bleiben, so etwas bleibt hängen.“ Was in der Wahrnehmung hinzukommt: Seit 2016 ist die Olzeborchschule ein DaZ (Deutsch als Zweitsprache)-Zentrum. Und weil im Bereich Beckersbergring viele Flüchtlinge leben, ist logisch, wo deren Kinder zur Schule gehen.
Es gebe ein gutes Miteinander „von Klasse eins bis zehn“, sagt aber Wolfgang Gruchot. „Probleme, die hier auftauchen, werden von uns gelöst. Die Polizei haben wir noch nie gerufen.“ Gemeinschaftsschüler unterstützen die Pausenaufsicht, in Mensa und Cafeteria wird gemeinsam gegessen. Er verweist auf die naturwissenschaftlichen Fachräume, die Bücherei, den Werkunterricht von der siebten bis zehnten Klasse. Dass es eine Fluktuation gibt im Kollegium – auch das gilt als Makel –, versucht er einzuordnen. „Wir haben ein frauendominiertes Kollegium, viele Lehrerinnen mit Elternzeiten, also relativ viele Zeitverträge.“
Grundsätzlich hat die Gemeinschaftsschule das gleiche Problem wie alle Schulen ohne integrierte Oberstufe. Der Trend zum Gymnasium nimmt stetig zu, das könnte sich mit der Rückkehr zu G9 verstärken. „Aber G9 heißt nicht, dass das Abitur und der Stoff leichter werden. Der Weg wird nur länger“, sagt Wolfgang Gruchot, der seit 1984 Lehrer ist und selbst Mathematik und Physik unterrichtet. Und Ute Villbrandt ergänzt: „Hier gibt es Kooperationen mit dem Alstergymnasium und dem Berufsbildungszentrum in Norderstedt. Die Kinder werden auf zwei Abiturwege vorbereitet.“
Während eines Infoabends am Dienstag, 6. Februar (18.30 Uhr), wird sich die Schule interessierten Eltern vorstellen mit einem Rundgang und individuellen Gesprächen. Der Anmeldezeitraum läuft vom 26. Februar bis 7. März. „Der Worst Case wäre eine Einzügigkeit“, so Gruchot. „Eine Gemeinschaftsschule lebt von Wahlpflichtkursen. Je mehr Züge, desto mehr Angebote. Und wir reden auch über Arbeitsplätze.“