Norderstedt. Eine Verkäuferin hatte die Tat bemerkt. Jetzt musste sich das Duo aus Serbien vor dem Norderstedter Amtsgericht verantworten.

Zu leugnen gab es nichts für das ungleiche Paar. Der Zwei-Meter-Mann mit dem breiten Kreuz und die kleine zierliche Frau gestanden im Amtsgericht Norderstedt reumütig den Diebstahl von zwei Jacken. Knapp 800 Euro hätten die Teile bei Dodenhof in Kaltenkirchen regulär gekostet. Jetzt saß das Ehepaar kleinlaut Schulter an Schulter auf der Anklagebank.

Beide hatten im März das Diebesgut unter ihren Jacken versteckt und wurden noch in der Modeabteilung gestellt. Weil das Paar alles zugab, musste die damals aufmerksame Dodenhof-Verkäuferin nicht mehr als Zeugin aussagen. Auch auf die Videoaufnahmen des Hauses konnte der Amtsrichter deshalb verzichten. Die Jacken wurden dem Paar noch vor Ort wieder abgenommen.

Das Ehepaar war vor zwei Jahren aus Serbien nach Deutschland gekommen. Der Angeklagte arbeitete in seiner Heimat als Gärtner und verdient mittlerweile als Schlachter das Einkommen für die Familie mit zwei kleinen Kindern. Netto verdient der Mann 1400 Euro, die Frau erhält 900 Euro Arbeitslosen- und Kindergeld.

Das monatliche Gesamteinkommen des Paares war für den Amtsrichter deshalb wichtig, weil er für eine angemessene Geldstrafe den Finanzrahmen wissen wollte. „Es tut uns leid“, beteuerte der Mann vor der Urteilsverkündigung. „Es ist“, flüsterte die Frau, „die schlimmste Erfahrung meines Lebens.“ Wegen gemeinschaftlichen Diebstahls erhielt die Angeklagte eine Geldstrafe von 800 Euro. Ihr Mann, bereits vorbestraft, muss 2100 Euro zahlen. Ausdrücklich erlaubte der Amtsrichter eine monatliche Ratenzahlung.

Interessenvertretung fordert konsequente Bestrafung

„Bei Dodenhof kommt jeder Diebstahl zur Anzeige“, warnt die Firmen-Sprecherin Michaela Strube Kunden mit kriminellen Absichten. Jeder ertappte Besucher erhalte außerdem ein Hausverbot auf Lebenszeit. Bei Bekleidung zeigten Diebe eine Vorliebe für hochwertige Marken und modische Accessoires. Was sich gut verkaufe, werde auch oft geklaut, so die Sprecherin. Bei Dodenhof in Kaltenkirchen sind neben einer Videoüberwachung auch Detektive im Einsatz. „Diese Mitarbeiter sind zu jeder Tageszeit unterwegs und nicht nur an Aktionstagen oder bei längeren Öffnungszeiten“, betont die Sprecherin.

„Ladendiebstahl ist kein Kavaliersdelikt“ – das betont auch Stefan Hertel vom Hauptverband des Einzelhandels. Deshalb fordert die Interessenvertretung eine konsequente Bestrafung.

Nach einer Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts (EHI) kommt es jährlich im gesamten Bundesgebiet zu 26 Millionen Ladendiebstählen. Die gestohlenen Artikel kosten den Handel geschätzt 2,1 Milliarden Euro. Auch der Staat wird geschädigt. Ihm entgingen allein im Jahr 2015 rund 450 Millionen Euro an Mehrwertsteuer.