Kreis Segeberg. Erstmals waren Präventionsstreifen der Polizei zu Fuß im Einsatz, um Bürger über den Schutz vor Einbrechern zu informieren.

Im Kampf gegen die wachsende Einbruchskriminalität geht die Polizei neue Wege: Sie macht Hausbesuche. Erstmals waren im Kreis Segeberg Präventionsstreifen zu Fuß unterwegs, die Bürger auf Mängel bei der Sicherung von Haus und Hof hingewiesen haben. In Kaltenkirchen und den benachbarten Gemeinden waren fünf Streifen gleichzeitig im Einsatz, die auf offen stehende Garagen und Haustüren sowie auf Kipp gestellte Fenster achteten und die Bewohner darauf ansprachen.

„Guten Tag, wir sind von der Präventionsstreife Kaltenkirchen!“ Hauptkommissar Jürgen Schlichting und seine Kollegin Jessica Stecke haben an der Haustür von Helmut Piotrowski in Oersdorf geklingelt. Die Fenster im Erdgeschoss standen auf Kipp. Leichter kann man es Einbrechern kaum machen, unbemerkt in ein Haus einzusteigen, wenn niemand zu Hause ist. Doch Helmut Piotrowski ist zu Hause.

Bei der Großkontrolle stoppte die Polizei mehr als 500 Autos
Bei der Großkontrolle stoppte die Polizei mehr als 500 Autos © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Im Nachbarhaus, bei dem ebenfalls die Fenster auf Kipp stehen, öffnet niemand die Tür. Um die Bewohner auf die Gefahren für ihren Besitz hinzuweisen, klebt Jessica Stecke einen offiziellen Hinweis der Polizei an die Haustür. Kaltenkirchen und die Nachbardörfer gehören gemeinsam mit Norderstedt zu den Orten mit den meisten Einbrüchen in der Region. In Kaltenkirchen und den Dörfern sind es wöchentlich neun bis zehn, im Extremfall auch mal 20 Einbrüche.

Das kleine Wohngebiet in Oersdorf, in dem die beiden Polizisten unterwegs sind, war in jüngster Zeit ein Schwerpunkt der Banden, die offenbar kaum zu stoppen sind. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im Kreis Segeberg noch einmal um 70 Fälle gestiegen und liegt jetzt bei 832. Die Aufklärungsquote liegt bei mageren 6,7 Prozent und hat sich damit halbiert. Vorbei sind auch die Zeiten, als die Täter zumeist in der dunklen Jahreszeit zuschlugen. „Es gibt keine Saison mehr“, sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr. „Allenfalls können wir noch im Sommer einen leichten Rückgang verzeichnen.“

Die Oersdorferin Christa Brix wird nie vergessen, als sie Einbrecher in ihrem Haus hörte. „Da war so ein Getrappel“, erzählt sie den beiden Polizisten. Seitdem haben sie und ihr Mann aufgerüstet: Die Fenster sind mehrfach gesichert und abschließbar. Einen Tipp hat Jürgen Schlichting noch parat: Ein kleiner Holzkeil in der Schiene der Schiebetür zur Terrasse erschwert das gewaltsame Öffnen.

Das ist eine Einladung für Diebe: Das Garagentor steht offen
Das ist eine Einladung für Diebe: Das Garagentor steht offen © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

101 Gespräche haben die Präventionsstreifen bei der Aktion geführt. Bernd Kanert, Leiter der Präventionsabteilung der Polizeidirektion Bad Segeberg, sagt: „Auch heute haben wir festgestellt, dass viele Bürger den Dieben tatsächlich Tatgelegenheiten liefern. Da sind wir gefordert, die Bürger für das Thema Wohnungseinbruchdiebstahl weiter zu sensibilisieren.“

Die Präventionsstreifen der Polizei haben 28 offene oder auf Kipp stehende Fenster bemerkt, obwohl niemand zu Hause war. 30 Garagen standen offen. 60 Fahrräder waren gänzlich unverschlossen. In neun Mehrfamilienhäusern war die Haupteingangstür unverschlossen.

Außerdem setzt die Polizei weiter auf Großkontrollen. 85 Beamte des Kaltenkirchener Reviers und der Bereitschaftspolizei waren einen Tag unterwegs und haben mehr als 500 Fahrzeuge kontrolliert. Außerdem waren zahlreiche zivile Streifen zwischen Itzstedt, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt im Einsatz.

Wer nicht zu Hause ist, bekommt einen Infozettel von der Polizei
Wer nicht zu Hause ist, bekommt einen Infozettel von der Polizei © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

„Ziel dieser Großeinsätze ist es, möglichst viele Personen in Fahrzeugen auf den Ein- und Ausfallstraßen, aber auch an Bahnhöfen, Busknotenpunkten und in den betroffenen Wohngebieten zu kontrollieren, um potenzielle Täter zu identifizieren oder gar festzunehmen und eine deutliche Polizeipräsenz zu zeigen“, sagte die Sprecherin der Polizeidirektion, Sandra Mohr.

Sie appelliert an die Bürger, sich sofort über den Polizeiruf 110 zu melden, wenn sie verdächtige Menschen oder Fahrzeuge beobachten. „Wir sind auf die Hinweise der Bürger angewiesen“, sagt sie. „Allein schaffen wir das nicht.“