Kreis Segeberg. Das geht aus der Kriminalstatistik 2015 der Polizei hervor. 15.252 Straftaten im Jahr 2015, ein Rückgang um ein Viertel seit 2006.

Aus polizeilicher Sicht ist das Leben im Kreis Segeberg sicherer geworden. „Wir haben einen deutlichen Rückgang der Kriminalität in den letzten zehn Jahren feststellen können“, sagt Stefan Kiehl, stellvertretender Leiter der Kriminalinspektion Bad Segeberg. Statt 20.020 Straftaten wie noch 2006 waren es voriges Jahr nur noch 15.252 Taten, die die Kriminalpolizei 2015 im Kreis Segeberg zu bearbeiten hatte.

Fast jede zweite davon (45,5 Prozent) konnte aufgeklärt werden. Dabei wurden 5786 Tatverdächtige ermittelt, 402 weniger als noch ein Jahr zuvor bei noch 15.823 Straftaten im Kreis Segeberg. Fast jeder vierte Verdächtige war unter 21 Jahre alt (1372 statt 1427 in 2014). 1156 Tatverdächtige (20 Prozent) waren Ausländer. „Davon machen Flüchtlinge weniger als ein Prozent aus“, betonte Kiehl.

Auch die Zahl der Opfer ist von 2703 in 2014 auf 2568 in 2015 gesunken. Unter den Opfern seien 27,3 Prozent Kinder, Jugendliche und Heranwachsenden ebenso wie bei den Tatverdächtigen überrepräsentiert.

Im Landesvergleich stehe der Kreis Segeberg ebenfalls relativ sicher da, führte der Kripo-Vizechef aus. So liege er mit 5756 Straftaten je 100.000 Einwohner (Vorjahr: 6012) unter dem Landesdurchschnitt (7157), weit hinter Neumünster (22.449) und etwa gleichauf mit den Kreisen Stormarn (5819), Steinburg (5667) und Herzogtum-Lauenburg (5566) im Mittelfeld. Unter den neun Kreisen befindet sich Segeberg an viertschlechtester Stelle hinter Ostholstein (6828), Pinneberg (6504) und Stormarn wie im Jahr 2014 auch. Die abnehmende Tendenz der Kriminalität zeigt sich auch bei den Gewaltdelikten. 2058-mal sind Menschen im Kreis Segeberg verprügelt, genötigt, beraubt oder bedroht worden. Im Vorjahr passierte dies 2108-mal. Seit 2007 (2586 Taten) haben diese Rohheitsdelikte, wie die Polizei sie offiziell nennt, um 20,4 Prozent abgenommen. Im gleichen Zeitraum ist die Aufklärungsquote dieser Gewalttaten von 83,3 auf 88,7 Prozent in 2015 gestiegen, führte der Kripovizechef aus.

Weitere Straftaten

Mit Betrug und Fälschungsdelikten hatte es die Polizei im Kreis 2015 in 2074 Fällen zu tun. Das ist ein Minus im Vergleich zu 2014.

Sachbeschädigungen mussten die Beamten im vergangenen Jahr 1802 mal aufnehmen, ein Minus von 95 Fällen.

Bei den Rauschgiftdelikten verzeichnete die Polizei eine Zunahme um 33 Fälle auf 594.

412 mal wurden Beleidigungen angezeigt (minus 94), Sexualstraftaten 162 mal (minus 5) und Brandstiftungen insgesamt 61 mal (minus 28).

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Zwei Morde und vier Totschlagsdelikte galt es aufzuklären, darunter der Fall vom Juli 2015 in Norderstedt, als eine Frau von ihrem Lebensgefährten erstochen worden ist. Nicht aufgeklärt sei nach wie vor der Fall eines Säuglings, der im Oktober an einer Bushaltestelle der Bundesstraße 432 tot in einer Plastiktüte aufgefunden wurde. „Wir haben Spuren bis nach Baden-Württemberg verfolgt, aber konnten die Mutter bislang nicht ermitteln.“

Fast die Hälfte aller Straftaten sind angezeigte Diebstähle. Aber auch deren Zahl ist im Vergleich zu 2014 um 213 Straftaten um 2,8 Prozent gesunken. 885 Ladendiebstähle (plus 26 Fälle) waren darunter. Jeder fünfte Diebstahl wird aufgeklärt. Kopfzerbrechen bereiteten der Polizei aber die Wohnungseinbrüche. „Das ist ein zunehmendes Problem und ein deutlicher Schwerpunkt unserer Polizeiarbeit“, sagt der stellvertretende Polizeidirektor Jan Lewering.

Stefan Kiehl (r.), stellvertretender Leiter der Kriminalinspektion Bad Segeberg, und der stellvertretende Polizeidirektor Jan Lewering stellten die Kripostatistik für 2015 vor
Stefan Kiehl (r.), stellvertretender Leiter der Kriminalinspektion Bad Segeberg, und der stellvertretende Polizeidirektor Jan Lewering stellten die Kripostatistik für 2015 vor © HA | Burkhard Fuchs

Mit 832 Taten (plus 70 Fälle im Vergleich zu 2014) ist 2015 wieder der Höchstwert von 2012 erreicht worden. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Einbrüche somit um 50 Prozent gestiegen. Die ohnehin schlechte Aufklärungsquote hat sich im Vergleich zu 2014 dagegen auf 6,7 Prozent halbiert. Also lediglich für 56 von 832 begangenen Wohnungseinbruchsdiebstählen (WED), nur bei jedem 15. konnte die Polizei einen Täter dingfest machen, führte Kiehl aus. „Einbrüche werden oft von Banden begangen, die überörtlich agieren und zum Teil aus Albanien stammen.“ Dabei gingen sie arbeitsteilig vor. Während zwei Täter die Wohnung oder das Haus nach Wertsachen durchsuchten, in die sie über eine aufgebrochene Tür oder eingeworfenes Fenster hineingelangt sind, während ein Dritter draußen aufpasst, mit dem sie mit dem Handy verbunden sind, erklärt der stellvertretende Kripochef die Vorgehensweise der Einbrecherbanden.

Polizei setzt auf Prävention gegen Einbrüche

Zwei von drei Einbrüchen passierten nachts zwischen 21 und 6 Uhr morgens. Die Divise der Einbrecher sei, schnell rein und schnell wieder raus, so dass sie meist nur kleinere Dinge wie Laptops, Schmuck, Uhren, Ringe, Bargeld stählen würden, die sie dann in An- und Verkaufsläden verhökerten oder ins Ausland schafften. Bewohner könnten sich dadurch schützen, dass sie es einem möglichen Einbrecher so schwer wie möglich machten, durch Schlösser und Verriegelungen überhaupt dort einzusteigen, rät die Polizei. „Wir machen dazu viele Präventionsveranstaltungen im Kreis Segeberg mit Sicherheitsunternehmen und Tischlern“, sagt Lewering. Und Nachbarn sollten „lieber einmal mehr die 110 anrufen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt“. Denn fast alle Einbrüche werden durch Hinweise aus der Nachbarschaft aufgeklärt. Zudem führe die Polizei verstärkt große Verkehrskontrollen durch wie vorige Woche erst wieder abends an der Waldstraße oder davor am Nordportring. „Unsere Leute gehen jetzt auch verstärkt in zivil und zu Fuß Streife durch die Wohngebiete.“ Und seit März sei für beide Kreise Segeberg und Pinneberg eine zwölf Mann starke Einsatzgruppe geschaffen worden, die sich fast ausschließlich um Einbrüche kümmern soll und demnächst ihren Sitz am Hamburger Rand bekäme. Lewering: „Davon versprechen wir uns viel.“