Norderstedt. Moritz Rinkes hochaktuelles Stück „Wir lieben und wissen nichts“ erhält viel Applaus in der gut besetzten „TriBühne“ am Rathaus.
Völlig entspannt und in sich ruhend meisterte Helmut Zierl seine Rolle als Sebastian in dem Stück „Wir lieben und wissen nichts“ von Moritz Rinke, das das Euro-Studio Landgraf in der „TriBühne“ aufführte.
Als Sebastian wird Zierl von seiner Freundin von einer Wohnung in die nächste gescheucht. Dazu aber hat der Autor wissenschaftlicher Abhandlungen überhaupt keine Lust und setzt alles daran, den Wohnungstausch mit einem Paar aus zurück zu vereiteln. Eine Paraderolle für Helmut Zierl.
Er spielt ganz bei sich, setzt Zäsuren, die seinem Text erst die richtige Pointe geben, gestaltet den Spielfluss nahezu perfekt und prägt den Charakter des Melancholikers mal lakonisch, dann verzweifelt, ironisch und resigniert. Er ist der Mann im Elfenbeinturm, der sich von seiner umtriebigen Freundin nur gestört fühlt. Auf den Zürcher Wohnungstausch-Gast Roman reagiert er mit einer voll Understatement gespielten Arroganz. Am überzeugendsten agiert er in Rinkes hochaktueller Breitseite gegen die totale Vernetzung, die alle Hungrigen auf die Flucht zu den Satten treiben würde.
Den Proll gibt Uwe Neumann als überdrehter Egomane, der seine Freundin Magdalena beleidigt und Sebastians Freundin Hannah unverblümt anbaggert. Neumann ist der Underdog, und den spielt er mit intensiv bis zur Schmerzgrenze.
Teresa Weißbach ist die Freundin dieser Dampfmaschine. Sie gestaltet ihre Rolle als Magdalena als Champagner-Drossel, als Wesen aus einer anderen Welt, die sich vor der Hyperaktivität ihres Begleiters genauso schützen muss wie Sebastian vor seiner umtriebigen Freundin Hannah. Rasch kommen die beiden auf eine Welle, fabulieren und wedeln beispielsweise mit gleicher Begeisterung mit einer alten Pistole herum. Der Rollentausch scheint perfekt. Beide Paare wissen nicht, was sie und wen sie wollen, suchen ihre Sehnsüchte beim jeweils anderen zu befriedigen, und handeln sich nur neue Komplikationen ein.
Hannah spielt Katharina Friedl, die für Elisabeth Degen eingesprungen ist. Sie versteht es, die lauten und leisen Sequenzen ihrer Rolle gut auszutarieren, ist die coole, auf Vernunft bedachte Karrierefrau, eine, die dem Partner ebenso auf die Nerven geht wie der Proll Roman. In der Regie von Rüdiger Hentzschel können alle Vier sich in ihren Rollen superb entfalten.