Norderstedt. Mit 100 Beamten kontrollierte die Polizei in Norderstedt an vier Ausfallstraßen zahlreiche Autofahrer, um Einbrüchen vorzubeugen.

Großeinsatz der Polizei am Freitagnachmittag in Norderstedt. Mit 100 Beamten kontrollierte sie an vier Ausfallstraßen bis weit in die Abendstunden hinein zahlreiche Fahrzeuge und deren Insassen und durchsuchte die Koffer- und Innenräume. Ziel der Razzia war die Suche nach möglichen Einbrechern, Werkzeug und deren Diebesgut. „Wir haben es vor allem auf Fahrzeuge abgesehen, die in unser Erfahrungsraster passen“, erläuterte Polizeisprecherin Sandra Mohr. Dazu gehörten meist Lieferwagen und Kombis, alte und neue, sowie Fahrzeuge, in denen mehrere Männer saßen, erklärte sie. „Mütter mit Kindern, ältere Leute und Wohnmobile gehören eher nicht in dieses Schema.“

Und so lotste ein Sichtbeamter die von der Autobahn kommenden und in dieses Raster passenden oder auffälligen Fahrzeuge von der Ohechaussee in den Nordportring, wo sie dann von mehreren Kollegen untersucht wurden. Bei einem verbeulten alten Fiat-Bus aus Stade, in dem mehrere Männer saßen, wurde sogar der Unterboden nach Hohlräumen abgeklopft. Am Abend wiederholte sich das Schauspiel in die andere Richtung. „Dann haben wir die Fahrzeuge kontrolliert, die stadtauswärts gefahren sind“, sagte Mohr.

Vor allem für Lieferwagen und Kombis interessierte sich die Polizei
Vor allem für Lieferwagen und Kombis interessierte sich die Polizei © HA | Burkhard Fuchs

Bereits am Mittwoch führte ebenfalls eine Hundertschaft der Polizeidirektion Bad Segeberg ähnliche Schwerpunktkontrollen im Polizeirevier Rellingen und Schenefeld an großen Ausfallstraßen aus. Dabei wurden 129 Fahrzeuge in Augenschein genommen und die Personalien von 201 Mitfahrern aufgenommen, sagte Polizeisprecherin Mohr. Ein Täter auf frischer Tat sei dabei zwar nicht erwischt worden. „Aber wir haben etliche Personen, die bereits einschlägig wegen Einbruchs, Diebstahls und Hehlerei bekannt sind, angetroffen.“ Allein daraus und mit welchen anderen Personen sie unterwegs waren, würde die Polizei ihre Rückschlüsse ziehen. All das werde jetzt analysiert und mit den Hamburger Kollegen, die zeitlich ähnliche Kontrollen in der Hansestadt vornahmen, ausgewertet.

Hintergrund dieser Großkontrollen ist die in diesem Winter stark angestiegene Zahl an Wohnungseinbrüchen vor allem im Hamburger Randgebiet, sagt Polizeidirektionssprecherin Sandra Mohr. Wegen seiner verkehrsgünstigen Lage, der Nähe zu Hamburg und der dichten Bebauung sei dies offenbar ein beliebtes Pflaster für Einbrecherbanden, die dann in Richtung Hamburg wieder untertauchten. „Jeder dritte Einbruch in Schleswig-Holstein passiert hier im Süden des Landes.“ Allein in Norderstedt würden seit Jahresbeginn jede Woche etwa zehn Einbrüche gemeldet.

Die täglichen Polizeimeldungen geben das nicht unbedingt her. Im Februar machte die Polizei sechs Einbrüche für den Kreis Segeberg öffentlich: in Wohnungen und Einfamilienhäuser in der Straße Hohenbergen in Henstedt-Ulzburg, Harksheider Straße und Tannenweg in Tangstedt, Harkshörner Weg in Norderstedt, in die Kantine des Segeberger Kreishauses und in einen Supermarkt in Hamburger Straße in Bad Bramstedt. „Wir melden aber nur einen Bruchteil der Einbrüche“, erklärt Sandra Mohr.

Polizeisprecherin Sandra Mohr: Zehn Einbrüche werden pro Woche gemeldet
Polizeisprecherin Sandra Mohr: Zehn Einbrüche werden pro Woche gemeldet © HA | Burkhard Fuchs

Bereits im Jahr 2014 konnte diese Entwicklung mit 762 Einbrüchen, davon 237 am helllichten Tag, im Kreis Segeberg festgestellt werden. Das entsprach bereits einer Zunahme von 35 Fällen oder 4,8 Prozent im Vergleich zu 2013. Den Spitzenwert erreichte bislang das Jahr 2012 mit 832 WEDs, wie die Polizei abgekürzt die Wohnungseinbruchsdiebstähle nennt. Seit 2007, als es erst 555 Taten waren, hat diese Kriminalität laut Polizeistatistik um rund 40 Prozent zugenommen. Dagegen wurde 2014 nur jede achte Tat aufgeklärt, 2012 war es nur jede 23.

Diese Taten zu bekämpfen, sei schon immer ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit gewesen, betont Polizeisprecherin Mohr. „Denn Einbrüche wirken sich stark auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung aus.“ Darum konzentriere die Polizeidirektion Bad Segeberg jedes Jahr ihre Kräfte in einem Schwerpunkteinsatz, meist in der dunklen Jahreszeit im Herbst und Winter. Das führe dann zu mehr Polizeipräsenz auf der Straße, weil jedes Polizeirevier dafür Personal abstellen müsse, um direkt in möglichen tatrelevanten Orten und Wohngebieten Streife zu fahren und zu laufen, auch in zivil. Diese Beamten führten auch verstärkte Personen-und Fahrzeugkontrollen durch, um mögliche Einbrecherbanden zu fassen, betonte Sandra Mohr.