Kreis Segeberg. Am Dienstag können sich Bürger von 17 bis 19 Uhr rund um das Thema Einbrüche informieren. Die Zahlen steigen derweilen weiter an.

Wie schütze ich mein Eigentum vor Einbrechern? Wie sollte ich reagieren, wenn ich Verdächtige in der Nachbarschaft sehe? Brauche ich eine Alarmanlage? Diese und andere Fragen werden Experten am Dienstag, 10. November, bei einer Telefonaktion der Polizei beantworten. Als Berater stehen Präventionsexperte Jörg Mangelmann von der Polizei sowie Mitarbeiter von zertifizierten Fachbetrieben für Einbruchschutz und Meldeanlagen von 17 bis 19 Uhr bereit.

„Ein Einbruch kann das Sicherheitsgefühl und Wohlbefinden der Betroffenen nachhaltig beeinträchtigen“, sagt ein Ermittler. „Neben den materiellen Schäden sind die zum Teil dauerhaften psychischen Folgen nach Wohnungseinbruchstaten häufig erheblich.“ Wenige Delikte greifen nach Einschätzung des Polizisten so stark in die Privatsphäre der Bürger ein und beeinflussten in hohem Maß das Sicherheitsgefühl.

Seit dem Jahr 2004 verzeichnet die Polizei kontinuierlich einen deutlichen Anstieg der Einbruchskriminalität, sobald die Winterzeit beginnt. In Schleswig-Holstein stiegen die Zahlen seit 2004 kontinuierlich an. Auch in diesem Winter rechnet die Polizei nicht mit einer Entspannung. Kripo-Chef Ingo Minnerop spricht sogar von einer steigenden Zahl von Einbrüchen und fürchtet, dass das Niveau des Vorjahres übertroffen wird.

Besonders betroffen sind weiterhin die Städte und Gemeinden am Hamburger Rand. In den ersten neun Monaten dieses Jahres registrierte die Polizei landesweit 5992 Einbrüche, jeder zehnte geschah im Kreis Segeberg. Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hervor. Mit 8,3 Prozent lag die Aufklärungsquote unter dem Landesschnitt von 9,4. 2014 hatte die Quote im Kreis Segeberg noch bei 12,5 Prozent gelegen.

Polizei-Chef Andreas Görs ruft Bürger zur Zusammenarbeit auf

Auffällig sei, dass auch die Zahl der missglückten Taten in Schleswig-Holstein ansteige, berichtet ein Polizeisprecher: „Im Jahr 2013 betrug der Anteil der Versuche am Wohnungseinbruch 40,3 Prozent, im Jahr 2014 stieg der Anteil auf 41 Prozent.“ Fachleute schließen nicht aus, dass die verstärkte Sicherung von Türen und Fenstern den Einbrechern das Leben zunehmend schwer macht.

Polizei und Bürger sollten zusammen daran arbeiten, damit die Wohnungseinbruchskriminalität nicht weiter ansteigt, sagt der Chef der Polizei in den Kreisen Segeberg und Pinneberg, Andreas Görs. „Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten, indem die eigenen vier Wände sichert und damit Einbrüche erschwert werden.“ Die Polizei habe mit Beginn der dunklen Jahreszeit Kräfte in den beiden Kreisen zusammengezogen und mobilisiert.

Fahnder verstärken Kontrollen von Personen und Autos

Görs.: „Denn trotz unserer angespannten Personalsituation aufgrund der Flüchtlingsthematik bleibt das Thema Wohnungseinbruchdiebstahl Schwerpunkt unserer Arbeit im Kriminalitätsbereich.“

Dabei setzt die Polizeidirektion auf eine stärkere polizeiliche Präsenz auf der Straße. Dazu werden Teams eingesetzt, die unabhängig von anderen Einsätzen unterwegs sind und flexibel auf eine Häufung von Einbrüchen reagieren können. „Diese Beamten führen mit der Zielrichtung Einbrecher auch verstärkte Personen-und Fahrzeugkontrollen durch“, kündigt Görs an. Nicht jeder Bürger werde die Präsenz sofort wahrnehmen. Die Polizisten sind häufig zivil unterwegs.

Die örtliche Polizei und das Landeskriminalamt (LKA) in Kiel arbeiten bei der Bekämpfung Einbrecherbanden eng zusammen. In den vergangenen zwölf Monaten hat das LKA 184 „Auswertekomplexe“ analysiert, denen möglicherweise Serien und Banden zugeordnet werden können. „Bei den in diesen Auswertekomplexen festgestellten Personen handelt es sich in der überwiegenden Zahl um Menschen aus Südosteuropa“, teilte das LKA mit.

Kriminalbeamte aus dem Kreis Segeberg arbeiten in der Soko

Die Kriminalisten gehen davon aus, dass die Täter gezielt nach Deutschland einreisen, um Straftaten zu begehen. Dabei nutzen sie nach LKA-Angaben bewusst auch die Flüchtlingsströme und die damit erleichterte Einreise nach Deutschland. „Vielfach reisen diese Personen zunächst als Touristen nach Deutschland ein und erklären nicht selten erst nach einem Erstkontakt mit der Polizei ihr Asylbegehren“, sagte ein LKA-Sprecher.

Außerdem kooperieren die Ermittler mit der Hamburger Polizei. In der Hansestadt kämpft die Sonderkommission (Soko) „Castle“ gegen Banden und berichtet nahezu täglich von Festnahmen. Zur Soko gehören 90 Beamte, darunter Analysten, Zivifahnder, Beamte des Mobilen Einsatzkommandos. Kripo-Chef Minnerop ist froh, dass auch Ermittler der Segeberger Direktion in der Soko mitarbeiten und Informationen mit den Hamburger Kollegen austauschen. „Davon profitieren beide Seite“, sagt Minnerop. Zwar könne er nicht ausschließen, dass Einbrecher wegen des hohen Fahndungsdrucks in ländliche Regionen ausweichen, doch die Erfolge überwögen.
Die Nummer für die Telefonaktion lautet 040/52 80 60.