Norderstedt. Das dritte Konzert der Reihe Cognito in der Norderstedter „TriBühne“ mit Alfred Young Sugiri war wieder sehr gut besucht.
Technik allein reicht nicht. Jedenfalls nicht bei Ludwig van Beethoven, diesem gnarzigen Wiener Tondichter aus Bonn. Für Beethoven braucht es Reife, die Reife, sich tief in seine Seelen- und Gedankenwelt einzufühlen. Beethoven will nicht einfach gespielt, er will erforscht, erfühlt und verstanden werden.
Der Pianist Alfred Young Sugiri erfasste mit seiner Interpretation von Beethovens Klaviersonate Nr. 27, e-Moll, Opus 90, beim Cognito-Konzert in der „TriBühne“ diese Welt so gar nicht. Der 25-Jährige hastete durch das Werk. Affinität zeigte er höchstens für die romantischen Passagen. Zu jung. „Er ist 25 Jahre und keine zwölf mehr“, meinte indes eine Zuhörerin trocken.
Gleichwohl bot Sugiri – der Indonesier ist der erste Yamaha-Stipendiat aus Asien, der in der Konzertreihe Cognito spielte – dem Publikum ein abwechslungsreiches Konzert und setzte, anders als üblich, die Moderne ans Ende, wohl wissend, dass er mit Sergej Prokofieffs Klaviersonate Nr. 7, B-Dur, Opus 83, so richtig auftrumpfen und seine Zuhörer für sich gewinnen konnte. Das klangopulente Werk mit seinen Ausbrüchen, schwierigen Läufen und Finessen erfordert den ganzen Pianisten. Prokofieff packte in seine siebte Sonate seine ganze Wut, Qual und Ohnmacht über den Zweiten Weltkrieg. Obwohl Sugiri diese „Kriegssonate“ extrem ausdrucksstark anging, ließ seine Interpretation auch hier das Verständnis für die innere Not des Komponisten missen, und von seinem Spiel ging eine Distanz aus, eine merkwürdige Unberührbarkeit. Er konnte diese imaginäre Grenze, die Grenze zur Seele des Komponisten und seinem Werk, nicht überschreiten.
Das gilt umsomehr für die Humoreske, Opus 20, von Robert Schumann und erst recht für die Französische Suite Nr. 2, c-Moll, von Johann Sebastian Bach, in der Sugiri jegliche Eleganz missen ließ. Rüdiger Herrmann, Musikwissenschaftler aus München, gab wieder aufschlussreiche Informationen zu den Werken.