Norderstedt. Das Theater Pur spielt Michael Endes „Momo“ im Norderstedter Kulturwerk. Vier Schwestern wirken in der aktuellen Produktion mit.

Vaters Quartett steht auf der Bühne des Kulturwerks. Und alle vier Mädels spielen mit Charme, Natürlichkeit und Selbstverständnis. Vater, das ist Michael Scharbert, Leiter des Amateurtheaters Pur, und er hat seinen Nachwuchs mit seiner Theaterleidenschaft angesteckt.

Tochter Janina spielt die Titelrolle im Jugendstück „Momo“ von Michael Ende, Tochter Kim Karina ist La Contessa Hora, die Uhren-Gräfin, Herrin über die Zeit, Tochter Chiara darf als Schildkröte Kassiopeia einen bunten übermütigen Lichtblick im Stück geben, und Tochter Larissa spielt Franca, Momos Freundin.

Regisseurin Julia Grünke hat in ihrer Inszenierung die Tristesse, die die Grauen Damen und ein Herr verbreiten, gekonnt gegen die muntere Schar der Dorfbewohner gesetzt, die sich gegen diese Räuber der Zeit auflehnen, allen voran Momo. Janina Scharbert ist fast dauerpräsent und meistert ihre Rolle mit Langmut und stiller Harmonie, gleichwohl sie manchmal doch etwas mehr auftrumpfen könnte. Die elegante Variante spielt Kim Karina als Contessa. Doch auch die anderen jungen Schauspieler meistern ihre Rollen mit Verve und fantastischer Spielfreude. Tom Seidewitz beispielsweise, der als Fremdenführer Gigi bühnenbeherrschend ist und auch mal über die Rampe springt. Seine Mimik, seine Gestik, seine Ausdruckskraft zeigen ihn als ein Naturtalent.

Mit der lustigen Schildkröte Chiara Scharbert bringt Jonna Fröhlich als Friseurin Frau Fusi im wahrsten Wortsinn Farbe ins Spiel. Den Redeschwall beherrscht sie mit viel Komik, das manisch-hektische Fegen, als ihr die Grauen Damen die Zeit abgekauft haben, zeigt ihre Vielseitigkeit.

Das graue Trio, das nur überleben kann, wenn es den Menschen die Zeit abkauft, spielen Nadine Zimmermann, Sophie Hubrich und Tim Simon. Alle Drei wissen um die Magie der bedrohlichen Figuren, die den Menschen mit der Zeit auch die Lebensfreude nehmen, und setzen ihre Rollen beklemmend in Szene. Sie rauchen Zigarre und Zigaretten, die wie Haschtüten aussehen – und auch so riechen.

Wie eine Aufziehpuppe gibt Jule Köhler das Mädchen Bibigirl. Melissa Dalldorf kommt als Straßenfeger Beppo mit bodenständigem Humor auf die Bühne, Leonie Neper gibt eine adrette Liliana, Richie Margraf spielt ihren Ehemann Nino mit einer ambivalenten Note und prügelt sich mit Florian Schmieder als Maurer Nicola, während Grace Amoalco eine fröhliche Claudia gibt und Morton Schneider einen tagträumenden Polizisten. Die Bühne ist mit nur wenigen, aber stimmigen Requisiten ausgestattet, was den Spielern viel Raum zur Entfaltung lässt.

Noch zu sehen am Sonnabend und Sonntag, 30. und 31. Januar, jeweils von 16 Uhr an im Norderstedter Kulturwerk, Am Kulturwerk 1. Eintritt sechs Euro.