Norderstedt. Das Schauspiel „Mr. & Mrs. Nobel“ begeisterte die Besucher im Norderstedter Kulturwerk. In der Hauptrolle überzeugte Michael Roll.

Er erfand das Dynamit. Und er verzweifelte daran. Denn mit seiner Erfindung wurden Kriege geführt, sie brachte den Menschen den Tod. Besonders erschütterte ihn, als sein Bruder Emil 1864 durch eine Explosion starb. Seitdem unterhielt er sich, sitzend auf seinem eigenen Sarg, mit seinem Bruder, dessen Bild an der Wand seines Wohnraums hing. Was den Menschen zum Fluch wurde, brachte Alfred Nobel Geldsegen ein.

Diese Zerrissenheit des Nobelpreisstifters spielt Michael Roll in dem Schauspiel „Mr. & Mrs. Nobel“ von Esther Vilar im Kulturwerk voll Intensität und Anteilnahme. Wenn er mit seinem Bruder spricht, zittern die Finger. In jeder Minute spielt Roll die Resignation des Königs des Dynamits mit Bitternis aus. Sei es, wenn er über sein Leben reflektiert, sei es, wenn ihn seine Geliebte Sofie nervt, superb dämlich und zugleich aufsässig von Juliane Fechner gespielt.

Absoluter Stimmungswechsel allerdings in den Gesprächen mit Bertha von Suttner, der Mrs. Nobel, die Nobel liebte, und die ihn mit der Idee faszinierte, sein Vermögen in eine Stiftung zu geben, aus der der Nobelpreis entstand. Katharina Haindl als Bertha von Suttner spielt Nobels Muse temperamentvoll, fast übermütig und setzt die emanzipierte Frau mit Selbstverständnis in Szene. Den Ehemann Arthur von Suttner gibt Michael Gaschler als netter, sich fügender Zweit-Mann, während Sebastian Sash dem Butler leicht komische Züge abringt.

Eingefasst hat Esther Vilar die Nobel-Geschichte in einer erzählenden Rückschau Bertha von Suttners, als sie den Nobelpreis erhält und vor dem Nobel-Komitee eine Rede hält, und Regisseur Michael Haindl folgt der Autorin.

Christiane Hammacher ist die Erzählerin. Sie begeistert durch eine formvollendete Darstellung, mehr aber noch durch eine exzellente Aussprache, die das Zuhören zum Genuss macht – eben eine Grande Dame.