Norderstedt. Was haben wir eigentlich früher mit unseren Flaschen gemacht?, fragt Jan Schröter. Der Autor prophezeit: 2016 wird ein Retro-Jahr.

Wer diese Woche in Norderstedt einen Wertstoff-Sammelplatz aufsuchte, fühlte sich sofort an den HSV der Vorsaison erinnert: überall Flaschen. Statt Containern bloß wirr aufgehäuftes Glas in allen Variationen von zersplittert bis komplett. Auf Nachfrage erklärte die Stadtverwaltung, es gäbe einen Wechsel in der Zusammenarbeit mit zwei Recycling-Unternehmen – der vormalige Partner habe seine Container bereits abgezogen, der aktuelle die neuen Behälter noch nicht aufgestellt.

Was haben wir früher eigentlich mit unseren leeren Flaschen gemacht? Ein Drittel bekam Oma als Behälter für die nächste Entsaftungsaktion (Apfelmost etc.), ein Drittel kam in den Hausmüll und den Rest pfefferten wir in die Gegend. Heute deponieren wir unser Altglas sogar dann auf dem Containerplatz, wenn da überhaupt kein Container steht. Oma würde uns auch keine leeren Flaschen mehr abnehmen, weil die Oma von heute keine Äpfel mehr mostet, sondern aussieht wie Tina Turner und ständig auf Treckingtour im Himalaya unterwegs ist, sofern sie nicht beim Yogakurs auf Bali weilt.

Doch es sieht so aus, als würden sich die Zeiten ändern. 2016 wird ein Retro-Jahr, das zeichnet sich deutlich ab. Flaschenentsorgung wird wieder Privatsache. An der deutsch-dänischen Grenze werden wieder Pässe kontrolliert. Sogar der Winter ist plötzlich wieder wie früher, so richtig mit Frost und verreckender Autobatterie und ähnlichen Nicklichkeiten, die wir dank des Klimawandels ein für allemal überwunden zu haben glaubten. Pustekuchen. Alles wieder da. Retro-Jahr. Was wohl als Nächstes wiederkommt? Ich tippe mal: Der historische „Ochsenweg“ wird wieder Nord-Süd-Hauptverkehrsachse (weil es dort schneller geht als auf der A 7), „Uns Uwe“ ersetzt Lasogga auf der HSV-Mittelstürmerposition und aus „Twix“ wird wieder „Raider“. Besonders prima: Bei der Buchung Ihres nächsten Auslandsurlaubes benötigen Sie zwei teure Hotelübernachtungen weniger – die beiden Nächte verbringen Sie nämlich im Stau vor der jeweiligen Grenzkontrolle.

Es sei denn, Sie bleiben daheim und produzieren Apfelmost. Flaschen haben wir ja genug.