Kreis Segeberg . Personallabbau geht auch 2016 weiter, aber Großinvestition soll Zukunft des Warenhauses und des Geldinstituts sichern.
Wohin marschiert die Sparkasse Südholstein? Noch vor einem Jahr wurde bundesweit über eine benötigte Finanzspritze in Höhe von 30 Millionen Euro berichtet, vor drei Wochen sorgte die Sparkasse Südholstein ebenfalls für bundesweite Schlagzeilen, die in eine andere Richtung gehen: Die Sparkasse Südholstein rettet Karstadt in Neumünster. Eine Nachricht, die bei Mitarbeitern für Unruhe sorgt: Sie wundern sich über den Immobilienkauf, viele haben Angst um ihre Arbeitsplätze. Jede siebte Stelle soll bis 2020 wegfallen, hatte Vorstandschef Andreas Fohrmann noch während der Bilanzpressekonferenz 2015 angekündigt.
Seit zehn Jahren sorgt die Sparkasse Südholstein immer wieder für bundesweite Schlagzeilen – fast immer waren sie negativ. Der Verkauf von „faulen Krediten“ an das US-Unternehmen Lone Star war sogar überregionalen Magazinen ganz- oder mehrseitige Artikel wert. Die verschiedenen Stützungsaktionen durch den Sparkassen- und Giroverband, die von der Landesregierung verhinderte Fusion mit der Haspa, Vorstandschefs, die als Heilsbringer gepriesen, dann aber doch geschasst wurden, die Einführung von Kontoführungsgebühren in einer Zeit, in der andere Institute diese Gebühren abschafften – kein Fettnäpfchen wurde in der Vergangenheit ausgelassen, immer wieder gab es Negativ-Schlagzeilen. Als das „Manager-Magazin“ online im vergangenen Jahr erneut von angeblich fehlenden 30 Millionen Euro berichtete, wurde diese Nachricht von der Sparkasse relativiert: Es gehe darum, angesichts veränderter internationaler Eigenkapital-Anforderungen (Basel III) das Institut langfristig zu stabilisieren.
In den Jahren davor sah es so aus: 2013 benötigte die Sparkasse 60 Millionen Euro, 2009 waren es 100 Millionen. 2012 musste sie etwa 40 Millionen Euro auf Beteiligungen abschreiben, besonders an der HSH Nordbank. Seit 2005 hat die viertgrößte Sparkasse des Landes 30.000 Kunden verloren. Die Bilanzsumme war von 6,3 Milliarden auf 4,96 Milliarden Euro gesunken.
Während der Bilanzpressekonferenz im Frühjahr 2015 verkündete Vorstandschef Andreas Fohrmann, Kostenreduzierung sei weiterhin die wichtigste Aufgabe. Insgesamt präsentierte er die Sparkasse in einem weit günstigeren Licht als in den Jahren zuvor.
Der Kauf der Immobilie „Am Großflecken“ in Neumünster sorgte für Aufsehen, weil auf diesem Grundstück das von der Schließung bedrohte traditionsreiche Karstadt-Warenhaus steht. Ende 2016 sollte das Haus geschlossen werden, die 85 Mitarbeiter hatten bereits ihre Kündigung erhalten. Nach dem Verkauf an die Sparkasse hat Karstadt die Entscheidung getroffen, das Haus mittelfristig weiter zu betreiben. Über die Höhe des Kaufpreises wurden keine Angaben gemacht (das Abendblatt berichtete).
Die Sparkasse will für das Filetgrundstück in Neumünster ein Nutzungskonzept erstellen und in etwa fünf Jahren, so lange läuft der Mietvertrag mit Karstadt, ein neues Büro- und Geschäftshaus bauen. Dort soll dann auch die Sparkassen-Zentrale ihren Sitz haben. Möglicherweise könnte es nach 2020 dort auch mit Karstadt weitergehen.
Wie passen Sparkassen-Sanierung und Immobiliengeschäfte zusammen? Für Vorstandschef Andreas Fohrmann ist das kein Widerspruch: „Wir kommen mit der Neuausrichtung unseres Hauses gut voran und setzen hierbei unsere langfristige Planung konsequent um. Wir sind auf dem Weg hin zu einer ‘normalen’ Sparkasse.“ Dazu gehöre auch die Einhaltung bestimmter Kostenquoten und das Reagieren auf Marktentwicklungen, wie sie mit dem derzeitigen Niedrig-Zinsniveau gerade erlebt werde. Zu einer „normalen“ Sparkasse gehört nach seinen Angaben aber auch das eigene Immobilienportfolio. „Für das Objekt ‘Am Großflecken’ haben wir ein aus unserer Sicht wirtschaftliches Angebot erhalten und uns daher zu einem Kauf entschieden. Ausschlaggebend war dabei für uns, dass wir neben eigenen Interessen an einer Teilmietung auch die Zukunft der städtebaulich exponiertesten Flächen in Neumünster sichern können.“ Die Sparkasse werde das gesamte Areal mittelfristig neu entwickeln und damit gleichzeitig die Wirtschaftskraft in der Region stärken.
Damit hat bei der Sparkasse Südholstein ein Umdenken eingesetzt. In der Vergangenheit waren Immobilien verkauft und teilweise mit hohen Kosten wieder zurück gemietet worden. Jetzt soll das Immobilienportfolio langsam wieder aufgebaut werden.
Mitarbeiterabbau und Grundstückskauf widersprechen sich nach Ansicht Fohrmanns nicht. In diesem Jahr werde die Sparkasse rund 40 Mitarbeiter abbauen, wobei es aus heutiger Sicht keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. „Beide Maßnahmen tragen langfristig dazu bei, dass wir zu einer robusten Sparkasse werden“, sagt Fohrmann, „und zwar mit dem daraus resultierenden positiven operativen Ergebnis.“
Nach Angaben von Sparkassensprecherin Imke Gernand ist es bei den Stützungsmillionen vergangener Jahre um die Stärkung des Eigenkapitals gegangen. Der Kaufpreis für das 6100 Quadratmeter große Grundstück aber werde aus der Liquidität bezahlt. Das Geschäft belaste die Sparkasse nicht.
Der schleswig-holsteinische Sparkassen- und Giroverband bleibt angesichts der Millionentransaktion gelassen und sieht keinen Grund zum Einschreiten. „Das ist eine geschäfts-politische Entscheidung der Sparkasse“, sagt Pressesprecher Reinhard Hassenstein. „Es ist ganz allein ihre Entscheidung.“