Henstedt-Ulzburg. Der Flüchtling aus dem Iran verkauft seine Kunstwerke auf dem Weihnachtsmarkt der Erlöserkirche für einen guten Zweck.
Es ist eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft direkt neben der Erlöserkirche in Henstedt. Denn hier wohnt der Iraner Toraj Salimi im Pastorat von Andreas Spingler. Für den Pastor ist das ein Gewinn, wie er sagt, ebenso für seine Kinder, die zwei- bis dreimal in der Woche bei ihrem Vater sind. Und auch für Toraj Salimi. Der 33-Jährige fühlt sich wohl in seinem kleinen Zimmer im Pastorat. Seit einem Jahr und zehn Monaten ist er in Deutschland, nachdem er zuvor fünf Jahre lang vergeblich auf Asyl in Norwegen gehofft hatte. Nun hat er in Deutschland einen neuen Antrag gestellt. „Ich bin aus politischen Gründen geflohen“, erklärt Salimi. „Der Iran ist ein schönes Land, wenn man den Mund geschlossen hält.“
In der Heimat gehörte er der Religionsgruppe der Yaresan oder Ahl-e Haqq an. Insgesamt zählt diese Religionsgruppe etwa eine Million Gläubige in kurdischen Regionen des Iraks und des Irans. Der Glaube beinhaltet Elemente des schiitischen Islams, des Jesitentums und des Alewitentums. Mittlerweile ist Salimi Christ. Bereits in Norwegen habe er Kontakt mit mehreren Gemeinden und Pastoren gehabt, getauft wurde er aber erst im Juni 2014 in der Ulzburger Kreuzkirche von Pastor Mathias Krüger. Als dann nach einer Bleibe für ihn gesucht wurde, stand Pastor Spingler nach Gesprächen mit seinen vier Töchtern bereit. Nun gehört der Iraner quasi mit zur Familie und engagiert sich selbst für die Kirchengemeinde und für andere Flüchtlinge.
Iraner hat Arbeit in der Gastronomie gefunden
„Jeder Mensch kann helfen“, sagt Toraij Salimi. „Ich bin ein Flüchtling, aber wenn ich Zeit habe, dann gehe ich ins Rathaus und helfe den neu angekommenen Flüchtlingen.“ Salimi hilft beim Übersetzen aus dem Arabischen oder Kurdischen, denn auf Deutsch kann er sich mittlerweile sehr gut verständigen. Nach 100 Stunden Deutschkursus spricht er die Sprache bereits fließend mit wenigen Grammatikfehlern – in den Zitaten in diesem Artikel sind sie übrigens stillschweigend korrigiert worden. Der schriftliche Ausdruck ist aber noch ein Problem. Deswegen hat er die Prüfung am Ende des Kurses nicht bestanden. Aber das werde sich schon noch verbessern, sagt Pastor Spingler. Beide können sich derzeit nicht vorstellen, dass Salimi einmal wieder ausziehen wird. Aber da dieser mittlerweile eine Arbeit in der Gastronomie gefunden hat, könnte er sich demnächst vielleicht eine eigene Wohnung suchen. Eines ist für den Asylbewerber aber klar: „Der Pastor kann immer zu Besuch kommen.“
Wenn er eine eigene Wohnung bezieht, dann soll die möglichst dicht an der Erlöserkirche liegen. Denn hier ist Salimi mittlerweile angekommen und lädt auch andere Flüchtlinge ein. Viele hätten Zweifel, weil sie Muslime seien, aber sie dürften gerne kommen. „Wir haben als Christen keine Probleme mit Moslems“, sagt er. „Die Tür der Kirche ist offen.“
Der iranische Flüchtling engagiert sich dabei auch für die Kirchengemeinde. Wenn am Sonntag, 29. November, rund um die Kirche wieder der Weihnachtsmarkt stattfindet (siehe auch Artikel unten), ist er mit seinen eigenen Bildern dabei und will sie zu Gunsten des Fördervereins der Erlöserkirche verkaufen. „Ich möchte einen kleinen Beitrag leisten“, sagt er.
Toraj Salimi malt nur als Hobby
Dass er gerne und gut malt, ist auch in seinem kleinen Zimmer zu sehen. An einer Wand hängt eine idyllische Schneelandschaft, an der anderen ein Sonnenuntergang über einem See. „Ich male nur als Hobby“, schränkt der 33-Jährige ein. „Manchmal habe ich vier bis fünf Monate keine Lust, aber wenn ich Ideen habe, die ich mit dem Malen ausdrücken kann, dann entstehen viele Bilder.“
Salimi fühlt sich wohl in Deutschland, er ist integriert und hat in den vergangenen Monaten „viele nette Menschen und gute Leute getroffen“, wie er betont. Mittlerweile bereut er seine Entscheidung, zuerst nach Norwegen gegangen zu sein und nicht gleich nach Deutschland.
Allerdings habe sich das Bild von Deutschland erst in den vergangenen Jahren und durch eigene Anschauung gewandelt. Auch er habe im Jahr 2008, als er zunächst nach Norwegen ging, eher Angst vor den Ausländerfeinden in Deutschland gehabt. Sein Deutschland-Bild sei vom Zweiten Weltkrieg geprägt gewesen. „Heute zeigen die Deutschen der Welt, dass sie keine Rassisten sind. Das ist gut für Deutschland.“