Norderstedt . Serie Integration – so schaffen wir das! Das Abendblatt hilft Flüchtlingen in Norderstedt bei der Suche nach Job oder Ausbildung.

Es sind zwei stille und höfliche junge Männer, die an diesem Tag die Redaktion des Abendblatts an der Rathausallee besuchen. Okubay Weldu, 25, und Fishale Mebrahtu, 24, stammen aus Eritrea. Was die beiden Männer hinter sich haben, sind Jahre der Flucht und der Verzweiflung. Nun leben die Männer in der Asyl-Unterkunft in Harkshörn. „Jetzt in Norderstedt alles gut“, sagt Fishale Mebrahtu auf die Frage, wie das Asyl in Norddeutschland denn gefällt. Alles ist besser als das Leben in Eritrea.

Ein schönes Land ist der Staat am Horn von Afrika, doch die Lebensbedingungen dort sind unzumutbar geworden. Fünf Millionen Eritreer gibt es, 360.000 davon sind auf der Flucht. Vor dem Despoten Isayas Afewerki, der seit fast 25 Jahren an der Macht ist und aus Eritrea einen der am meisten abgeschotteten Staaten der Welt gemacht hat. Vom Nordkorea Afrikas wird gesprochen.

Lebenslauf Okubay Weldu

Okubay Weldu wurde am 21. März 1990 in Endadashem in Eritrea geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ausbildung: Elfjährige Schulzeit mit Abschluss auf der High School in Senafe.

Berufstätigkeit: Okubay ist seit Jahren auf der Flucht. In einem Lager in Äthiopien lebte er fünf Jahre und machte dort in einem Jahr eine Ausbildung zum Metallarbeiter.

Sprachen: Tigrinia, Amharinia (Äthiopien) und Deutsch (Lernphase).

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Okubay Weldu und Fishale Mebrahtu flohen aus denselben Gründen wie die übrigen Landsleute. Männer müssen lebenslangen Militärdienst leisten, werden dort unmenschlich und willkürlich behandelt. Viele starben im jahrelangen Konflikt mit dem Nachbarn Äthiopien. Wer Widerstand gegen das Regime leistet, verschwindet von der Bildfläche und wird nie mehr gefunden. Der Terror gegen die eigene Bevölkerung ist Staatsräson in Eritrea. Okubay Weldu hielt das nicht mehr aus und flüchtete nach Äthiopien. Dort lebte er fünf Jahre in einem Flüchtlingslager – mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. „Doch dort hatte ich keine Perspektive“, sagt Okubay. Also ließ er schweren Herzens seines Familie in Äthiopien zurück und machte sich auf der Suche nach einer besseren Zukunft in Richtung Deutschland auf. Dort angekommen, sollte er nach Italien abgeschoben werden, wo er nach einer Überfahrt auf einem Seelenverkäufer zum ersten Mal europäischen Boden betreten hatte. Mithilfe des Vereins Fluchtpunkt Hamburg gelang es, Okubay in Deutschland zu halten. Fishale Mebrahtu hat seine Frau in Eritrea zurückgelassen und machte sich alleine auf die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer nach Europa.

Fishale Mebrahtu, 24, sucht Arbeit als Elektriker
Fishale Mebrahtu, 24, sucht Arbeit als Elektriker © HA | Andreas Burgmayer

Die beiden Männer sprechen nur wenig Deutsch. „Da sind sie auch ein wenig langsamer als die Syrer“, sagt Hartmut Rothfritz vom Willkommen-Team, der sich für Flüchtlinge in Norderstedt um Jobs und Ausbildungsplätze bemüht. „Aber Tigrinisch, die Muttersprache, ist auch eine sehr schwierige Sprache mit eigener Schrift. Die Jungs müssen sprachlich bei Null anfangen.“

Lebenslauf Fishale Mebrathu

Fishale Mebrahtu wurde am 1. Januar 1991 in Zban Debri in Eritrea geboren. Er ist verheiratet.

Ausbildung: Elfjährige Schulzeit mit einem Abschluss 2013 auf der High School in Mendefera. Im Anschluss machte Fishale eine einjährige Elektrikerlehre im dualen Ausbildungssystem in Mai-Habar.

Berufstätigkeit: Keine. Sprachen: Tigrinia, Englisch (wenig) und Deutsch (Lernphase).

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Doch Okubay und Fishale haben den unbedingten Willen, sich in Deutschland etwas aufzubauen. Für sie und ihre kleinen Familie ist das eine existenzielle Frage. Es gibt kein Zurück nach Eritrea. Beide haben noch keine Aufenthaltsgenehmigung, das Asylverfahren ist nicht abgeschlossen. Dass sie bleiben dürfen, gilt aber als sicher. Aber erst mit dem Titel können sie auch ihre Frauen und Kinder nach Deutschland in Sicherheit bringen.

Okubay Weldu möchte es im Metallbau zu etwas bringen. „Als Schweißer würde ich gerne arbeiten“, sagt er. Ein Praktikum in einem Norderstedter Betrieb wäre toll, um herauszufinden, welche Ausbildung nötig wäre, um in dem Beruf in Deutschland Fuß zu fassen. Fishale Mebrahtu will an seine Ausbildung als Elektriker anknüpfen und gerne bei einem Norderstedter Elektro-Betrieb anfangen. Zunächst als Praktikant, und vielleicht braucht auch er noch eine zusätzliche Ausbildung, um im deutschen Handwerk bestehen zu können.

Dass beide in der Lage sind, Bestleistungen zu bringen, haben sie in ihrer Freizeit bewiesen. Beide sind exzellente Langstreckenläufer. Die zehn Kilometer schaffen sie in 35 (Okubay) und 37 Minuten (Fishale). In Hamburg belegten sie Platz eins und zwei beim Alsterlauf 2015.

Wenn Sie Flüchtlinge in Ihren Betrieben beschäftigen oder ausbilden wollen, dann melden Sie sich bei Hartmut Rothfritz vom Willkommen-Team Norderstedt. Er ist unter Telefon 040/53 00 83 71 oder 0162/658 39 05 erreichbar.
E-Mail: hartmut@rothfritz.com