Norderstedt. Bleiben Feuerwehr- und Stadtmuseum auf einem Gelände? Politiker diskutieren über neues Konzept und einen künftigen Standort.

Ein Nachhaltigkeitsmuseum mit modernem Schwerpunkt oder doch eher klassische Stadtgeschichte? Soll das Stadtmuseum als Zwilling des Feuerwehrmuseums auf dem Gelände am Friedrichsgaber Weg bleiben oder an einen anderen Standort wechseln? Das sind Fragen, mit denen sich Politiker und Verwaltung am morgigen Donnerstag im Kulturausschuss beschäftigen. Dabei stehen sich zwei Konzepte gegenüber: Der Förderverein, Träger des im Norden einmaligen Feuerwehrmuseums, und dessen Leiter Hajo Brandenburg plädieren dafür, beide Museen zusammenzulassen und die Ausstellungen zu optimieren und zu modernisieren.

Die Verwaltung schlägt einen neuen Standort samt neuem Konzept vor: Die Stadtentwicklung und die Sonderausstellungen zu bestimmten Themen sollen künftig im neuen Bildungshaus in Garstedt oder in einem Neubau auf dem Stadtparkgelände zu besichtigen sein. Dadurch habe das Feuerwehrmuseum Platz, um sich auszudehnen.

Auch inhaltlich will die Stadt die Vergangenheit überwinden und bis in die Zukunft springen: „Wir könnten ein Deutsches Nachhaltigkeitsmuseum einrichten“, sagt Kulturdezernentin Anette Reinders. Nachhaltigkeit hat seit Jahren in Norderstedt höchste Priorität, die Stadt hat nicht nur ein eigenes Amt im Rathaus eingerichtet, sondern sammelt auch regelmäßig Nachhaltigkeitspreise ein. Smart Meter, der intelligente Umgang mit Wind- und Sonnenstrom, das Solardorf Müllerstraße und das Neubaugebiet „Grüne Heyde“ mit der Aufbereitung von Brauchwasser seien Beispiele moderner Lebensformen. Die möchte die Dezernentin allerdings mit den Anfängen der Stadt verknüpfen, quasi vom Steertpogg-Karren, mit dem die Bauern Torf als Brennstoff nach Hamburg gezogen haben, bis zu Car Sharing und Elektro-Autos.

Museumsleiter rechnet mit 24.000 Gästen

Das Feuerwehrmuseum in Norderstedt ist das größte in Deutschland – wenn es um die Besucherzahlen geht. Rund 24.000 Männer, Frauen und Kinder werden sich bis Ende des Jahres die Exponate in den Räumen am Friedrichsgaber Weg angesehen oder an besonderen Aktionen wie dem Museumsfest und dem Weihnachtsmarkt teilgenommen haben, hat Museumsleiter Hajo Brandeburg hochgerechnet. Das wären knapp 3000 mehr als im Vorjahr, Brandenburg geht von weiter steigenden Zahlen aus.

Von der Ausstellungsfläche her habe das Deutsche Feuerwehrmuseum in Fulda allerdings mehr zu bieten als die Sammlung in Norderstedt, die zugleich als Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum firmiert. Das Land beteiligt sich an Projektkosten, eine regelmäßige, institutionelle Förderung gibt es nicht.

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„Wie sich die Stadt entwickelt hat und weiter entwickelt, lässt sich auch am Beispiel der Flüchtlinge gut zeigen“, sagt Anette Reinders. So seien die vier Dörfer Garstedt, Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe, aus denen 1970 Norderstedt gebildet wurde, durch die Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten kräftig gewachsen. Jetzt kommen die Menschen, die hier Schutz suchen, aus den Kriegs- und Krisengebieten in Syrien oder Afghanistan.

Heute könne ein Museum nicht mehr überleben, wenn es nur „tote Gegenstände“ zeige. Gefragt seien Interaktion und Erlebnis. Für die museale Leitidee „Nachhaltigkeit“ könne die Stadt Fördergeld des Bundes einwerben. Um sich am entsprechenden Wettbewerb zu beteiligen, müsse das Konzept bis zum nächsten Juni stehen.

Auch Brandenburg setzt auf moderne Information. „Die Besucher könnten die Stadtgeschichte mit einem Zeitrad auf einen Multimedia-Tisch projizieren“, sagt der Leiter des Feuerwehrmuseums, der die moderne Präsentation durch klassische Objekte ergänzen und beide Museen organisatorisch wie personell enger verzahnen will. Der ausgebildete Stadthistoriker möchte die Gesamtleitung übernehmen, dazu eine Stelle für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter/Museumspädagogen, eine volle Stelle für den Hausmeister und weiteres Personal für Kasse und Aufsicht – so stellt sich Brandenburg die Zukunft vor.

Im Obergeschoss des Stadtmuseums soll die Entwicklung Norderstedts gezeigt werden, allerdings neu konzipiert. Unter dem Arbeitstitel „Norderstedt – eine wachsende Stadt“ will Brandenburg die Zeit von der Armenkolonie Friedrichsgabe und den Schmugglern am Ochsenzoll bis in die Zukunft lebendig werden lassen, die Bürger fragen, wie sie sich die Präsentation vorstellen und die Schau durch eine museumspädagogische Begleitung wie eine Kinderrallye attraktiv gestalten. Historische landwirtschaftliche Geräte sollen im Bauerngarten gezeigt werden, im hinteren Teil des Erdgeschosses mobile Exponate der Feuerwehrgeschichte. „Bei Bedarf kann die Fläche auch für eine Sonderausstellung genutzt werden“, sagt Brandenburg.

Klar ist für ihn auch: Das Feuerwehrmuseum platzt aus allen Nähten, ein ehemaliger Befehlswagen der Hamburger Feuerwehr muss schon draußen geparkt werden, weil die Fahrzeughallen voll sind. „Wir brauchen eine weitere Halle mit rund 600 Quadratmetern, um weitere historische Fahrzeuge unterbringen zu können“, sagt Brandenburg.

Die Politiker können sich durchaus mit einem neuen Standort anfreunden. Sowohl Bildungshaus wie auch Stadtpark hätten den Vorteil, dass dort ohnehin schon viele Menschen sind. Daher werden die Politiker im Kulturausschuss wahrscheinlich die Verwaltung beauftragen, ein Konzept zu entwickeln. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Rathaus.