Rohlstorf. Ziel ist es, im Gasthof 100 Flüchtlinge unterzubringen. Die Gemeinde will die Unterkunft eventuell selbst betreiben.

Zehn Kilometer östlich von Bad Segeberg möchte der Kreis den einst florierenden, aber inzwischen erheblich sanierungsbedürftigen Gasthof am See mit Hotelbetrieb im 150 Einwohner zählenden Ortsteil Warder der Gemeinde Rohlstorf kaufen. Ziel ist es, dort künftig 100 Flüchtlinge unterzubringen. Nur in Notsituationen dürfe diese Zahl nach einem Beschluss des Kreis-Hauptausschusses überschritten werden. Nach der Erfahrung mit der Erstaufnahmeeinrichtung in der Gemeinde Boostedt, die von 500 Plätzen auf 2300 erweitert wurde, haben die Einwohner allerdings erhebliche Zweifel an den Aussagen des Kreises.

Die schlimmsten Befürchtungen: Angesichts der im Gasthof zur Verfügung stehenden 2800 Quadratmeter Wohnfläche könnten dort rein rechnerisch sogar 300 Asylbewerber ein Dach über dem Kopf finden. „Das ist aus meiner Sicht undenkbar“, sagte Landrat Jan Peter Schröder zwar während einer Einwohnerversammlung. Eine geforderte schriftliche Selbstverpflichtung wollte er aber auch nicht unterzeichnen.

Wenn der Kreis Segeberg eine solche Flüchtlingsunterkunft betreiben kann, muss es auch die Gemeinde können, hatten sich dagegen einige Anwohner gedacht. Ihre Vorstellung: Die Gemeinde Rohlstorf soll den alten Gasthof für 1,2 Millionen Euro kaufen und selbst die Spielregeln für die Belegung einer Asylbewerberunterkunft festlegen. Maximal 50, idealerweise aber weniger als 40 Flüchtlinge hatten sie sich vorgestellt. Das Amt Trave-Land, selbst händeringend auf der Suche nach Wohnraum zur Unterbringung der Flüchtlinge, sollte Betreiber der Einrichtung werden, hat aber inzwischen dankend abgelehnt.

Auch wenn der Kauf des Gasthofes die Kaufkraft der Gemeinde Rohlstorf übersteigt, will der Kreis die nächste Sitzung der Rohlstorfer Gemeindevertretung am 30. November abwarten und ihr gegebenenfalls den Erstzugriff überlassen.

Aber der Landrat drängt auf eine Entscheidung. Ein Bürgerentscheid, der die Frage klären soll, ob die Gemeinde den Gasthof kaufen soll oder nicht, wäre gar nicht im Sinne des Landrats. Er will den Gasthof noch vor dem Winter fertig haben.