Norderstedt. Halloween it mehr als nur Süßigkeiten und gruselige Verkleidungen. Jan Schröter gedenkt auch der Opfer: Dem „Horror-Gemüse“ Kürbis.

„Süßes oder Saures?“ Ganz leichte Entscheidung für mich. Zumal die putzigen Gestalten, die an diesem Sonnabend an meiner Haustür klingeln, ja meist schon jede Menge Süßigkeiten bei sich tragen. Ich raffe ihnen also rasch ein paar Leckereien aus der Hand und knalle die Tür wieder zu. Nach Halloween reicht mein Naschvorrat locker bis Weihnachten. Alles gratis und frei Haus geliefert.

Ich muss mich nicht mal dafür bedanken, denn es sollen sich zu diesem Anlass ja alle gehörig gruseln. Da darf man die Konventionen der Höflichkeit getrost außer Kraft setzen. Offenbar geht es an allen anderen Tagen des Jahres auf der Welt noch nicht gruselig genug zu, weshalb man so einen Brauch eigens erfinden musste, um den lieben Kleinen den nötigen Respekt einzujagen.

Leider gibt es dabei auch Opfer. Nein, nicht den Nachbarn mit der Zahnpasta auf der Türklinke. Sondern: Den Kürbis. Eigentlich ein harmloses Gewächs. Doch nun, da junge Generationen mit Halloween aufwachsen, trägt der Kürbis das Stigma „Horror-Gemüse“. Das hat er nicht verdient. Findet er anscheinend auch und schlägt zurück: Diese Woche gab die Landwirtschaftskammer bekannt, dass die diesjährige Kürbisernte in Schleswig-Holstein im Ertrag geringer ausfallen wird als im Vorjahr. Angeblich aufgrund des kühlen und regnerischen Frühjahrs, aber ich bin mir sicher: Die Kürbisse sind einfach sauer. Ich befürchte, wenn wir sie weiterhin aushöhlen, böse Fratzen in ihr Äußeres ritzen und ein Lichtlein hineinstellen, wird das Jahr kommen, in dem sie flächendeckend ihr Wachstum verweigern. Dann müssen wir am 31. Oktober wieder Reformationstag feiern – und keiner weiß mehr, wie das eigentlich geht.

Vielleicht sollten wir bei der Halloween-Deko ein bisschen flexibler sein. Hängen wir doch mal ein paar Tomaten auf. Oder Karotten, da stimmt wenigstens die Farbe. Bastelauftrag für kleine Halloween-Racker: Schnitzt ein Gruselgesicht in eine ausgehöhlte Weintraube. Da ist Geduld gefragt und die Kinder sind für Stunden beschäftigt. Danach sind sie abends viel zu müde, um noch an fremder Leute Türen zu klingeln.

Meine Süßigkeiten kaufe ich mir dann eben wieder selber.