Wenn es Flug- und Schiffssimulatoren gibt, warum nicht auch für andere Dinge? Die Ehe oder das Amt des Bundeskanzlers zum Beispiel.
In Hamburgs HafenCity eröffnet am heutigen Sonnabend eine Firma ihren Flugsimulator für jedermann. Das funktioniert so: Man nimmt wahlweise Platz im Original-Cockpit eines Airbus A320 oder eines Hubschraubers, bedient die Instrumente unter Anleitung eines Fluglehrers und wähnt sich – dank eingeblendeter Motorengeräusche und projizierter Landschaftsszenarien – alsbald über den Wolken.
An solchen Geräten trainieren auch Berufspiloten. Seeoffiziere werden an Schiffssimulatoren ausgebildet. Ist ja sehr viel billiger, wenn nach einem Flug- oder Fahrfehler nur „Game over“ auf dem Monitor blinkt, als wenn man jedes Mal einen Jet oder Containerfrachter abschreiben müsste. Ein Simulator ist, so lässt es sich feststellen, eine segensreiche Erfindung. Warum also gibt es, bitte schön, nicht längst einen Ehesimulator? Immer rücksichtsvoll Gas geben, passendes Komplimente-Toleranz-Gemisch einstellen und jederzeit das Hochzeitstagdatum abrufen können – ansonsten: „Game over“. Das Ganze natürlich mit multiplen Schwierigkeitsgraden von „Anfänger“ bis „goldene Hochzeit“.
Wir üben doch sonst alles Mögliche. Für ein bisschen Bildung gönnen wir uns etliche Schuljahre. Die Erlangung von Führerscheinen, Meisterbriefen, Zertifikaten ist durch Ausbildungsrichtlinien reglementiert. Bloß ausgerechnet für ein paar wirklich wichtige Dinge gibt es weder Schulung noch Betriebsanleitung. Bundeskanzlerin, Konzernchef oder Papst – wo lernt man das? Wie geht das? Und, vor allem: Sollte man das nicht wissen, bevor man es wird? Das Prinzip „Learning by doing“ ist doch eher die geeignete Methode für die Spielerei im Simulator. Bauen wir also welche. Papst wird dann beispielsweise nur, wer im Pontifex-Highscore auf Platz eins liegt – damit hätten auch Frauen endlich eine realistische Chance auf diesen Job.
Bis dahin drehen wir noch eine Runde im Flugsimulator.