Norderstedt. An diesem Sonnabend spielen zwei Bands im Kulturwerk – vielleicht das letzte Mal, denn der Sponsor ist ausgestiegen.
Das Rockfestival im Kulturwerk und das Festival am See gehören für viele Norderstedter zu den musikalischen Höhepunktens des Jahres: Erstklassige Musik von professionellen Gruppen ohne Eintritt – das lockt regelmäßig Tausende von Besuchern an. Doch damit ist es möglicherweise vorbei: Das zwölfte Festival im Kulturwerk könnte am heutigen Sonnabend (20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr) das letzte sein. Der Verein Music-Werkstatt zieht sich möglicherweise als Veranstalter zurück, weil der Hauptsponsor, die Sparkasse Holstein, kein Geld mehr für die Festivals ausgeben will.
Die Festivals der Music-Werkstatt, hinter der als Vereinsvorsitzender Wolfgang Sedlatschek vom Music Star am Harksheider Markt steht, haben sich in den vergangenen Jahren zu kulturellen Attraktionen in Norderstedt entwickelt: Entspannte Rockmusik unter freiem Himmel auf der Waldbühne im Stadtpark oder im Kulturwerk am Eingang zum Stadtpark – auch von außerhalb kamen stets viele Besucher, um die Veranstaltungen zu genießen. Da kein Eintritt erhoben wurde und wird, ist der Verein auf Sponsoren angewiesen, um Künstlergagen und Hotelkosten bezahlen zu können. Nach Angaben von Wolfgang Sedlatschek hat sich die Sparkasse Holstein, deren Hauptsitz in Bad Oldesloe ist und die in Norderstedt drei Filialen betreibt, als Geldgeber zurückgezogen, um künftig andere Schwerpunkte zu setzen.
Das wird von der Sparkasse bestätigt – allerdings nur teilweise. Tatsächlich habe man sich entschlossen, die Rockfestivals finanziell nicht mehr zu fördern, teilt Volker Schinkewitz, Sprecher der Sparkasse Holstein, mit. Die Förderung sei nur für eine bestimmte Zeit vorgesehen gewesen. Über andere Schwerpunkte der finanziellen Förderung konnte er am Freitag nichts sagen. Für Wolfgang Sedlatschek und seine rund 200 Vereinsmitglieder ist das ein harter Schlag, für den Stadtpark und für die Stadt Norderstedt ebenfalls.
„Ein Festival mit drei internationalen Bands kostet den Verein Music-Werkstatt etwa 5000 Euro“, sagt Wolfgang Sedlatschek. Damit seien die Künstlergagen und die Unterbringung der Bands abgedeckt. Um die Kosten geringer zu halten, treten beim heutigen Festival im Kulturwerk nur zwei Bands auf: Krista Detor & Band aus den USA sowie Iain Matthews aus England und Egbert Derix aus den Niederlanden. Es wird ein Abend der ruhigeren Töne. Die US-Gruppe um Krista Detor bevorzugt sanfte Melodien mit komplexen Texten, oft sparsam instrumentiert. Ungefähr im Stil von Joan Baez, um einen Vergleich heranzuziehen. Iain Matthews Wurzeln liegen im Folk-Rock. Er war Ende der 60er-Jahre Mitbegründer der legendären Band Fairport Convention. Zusammen mit dem Pianisten Egbert Derix lässt er jetzt auch jazzige Töne anklingen. Das Festival im Kulturwerk am See ist also etwas für musikalische Genießer.
Die Konzerte im Music Star – seit 18 Jahren am Marktplatz 11 eine beliebte Anlaufstätte für alle, die handgemachte Vintage-Rockmusik und Blues lieben – finden weiterhin statt. „Das können wir mit unseren Mitgliedern wuppen“, sagt Wolfgang Sedlatschek. Dort treten auch künftig Musiker aus aller Welt auf. Eintrittsgeld wird nicht erhoben.
Wie es um die Zukunft der Reihe JazzWerk der städtischen Gesellschaft Mehrzwecksäle im Kulturwerk steht, ist derzeit auch noch ungeklärt. In den vergangenen drei Jahren sind hier namhafte Künstler wie Till Brönner, Klaus Doldinger oder Wolfgang Schlüter mit der NDR-Bigband mit Erfolg aufgetreten. Auch diese Veranstaltungen wurde bisher von der Sparkasse Holstein gesponsert. Am Donnerstag, 12. November, gastiert in dieser Reihe die Jazz-Rap-Band Jazzkantine aus Braunschweig (20 Uhr). Danach soll gründlich darüber nachgedacht werden, ob es eine Fortsetzung geben wird oder nicht. Zwar mangelt es nicht an begeisterten Zuschauern, aber der Markt an erstklassigen und bezahlbaren Künstlern aus der Jazzszene Deutschlands und den Nachbarländern ist überschaubar. „Das ist wirtschaftlich nicht einfach“, sagt Geschäftsführer Rajas Thiele. Die Gagen für Jazz-Weltstars seien zwar in der Regel bezahlbar, die erforderlichen Neben- kosten würden die Ausgaben aber verdoppeln.