Henstedt-Ulzburg. Trotz roter Zahlen: Manfred Goerg Krukemeyer, der Gesellschafter der Kliniken-Gruppen, bekennt sich zum Standort Henstedt-Ulzburg.

Vier Jahre nach dem 28-Millionen-Euro-Umbau, drei Jahre nach dem vergeblichen Verkaufversuch: Wie steht es heute um die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg? Das Hamburger Abendblatt befragte dazu den Osnabrücker Gesellschafter Dr. Manfred Georg Krukemeyer. Sein Fazit: Die Klinik schreibt weiterhin rote Zahlen, soll aber nicht geschlossen werden. Auch innerbetrieblich gibt und gab es Turbulenzen: Ein ehemaliger Chefarzt wurde im Februar verurteilt, weil er den Tod einer Patientin fahrlässig verschuldet hatte, die Verwaltungsdirektoren geben sich die Klinke in die Hand.

Hamburger Abendblatt : Wie kann sich die Klinik in Henstedt-Ulzburg gegen Kliniken in der Nachbarschaft, vor allem in Hamburg, behaupten?

Dr . Manfred Georg Krukemeyer: Wir haben baulich eine neue Klinik in Henstedt-Ulzburg, besser geht es gar nicht. Außerdem haben wir gute Ärzte und ein sehr gut geschultes Pflegepersonal. Für die Onkologie-Abteilung wollen wir neue Ärzte für die Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg anstellen, die sich speziell auf die Therapie von Tumorbehandlungen konzentrieren.

Ist die Klinik gut ausgelastet?

Krukemeyer : Ja. Sicherlich kann man noch fünf bis sechs Prozent mehr Belegung haben, aber dann ist die Kapazitätsgrenze auch irgendwann erreicht.

Es gibt bundesweit 40 Paracelsus-Kliniken. Erwägen sie, irgendwelche Häuser zu schließen?

Krukemeyer : Ich habe Kaltenkirchen geschlossen und dafür so viel Prügel bezogen. Andere Kliniken werden nicht geschlossen.

Sie erwarten also durch die Krankenhausreform keinerlei Beeinträchtigungen für die Paracelsus-Gruppe?

Krukemeyer : Wenn ich nicht so gute Ärzte und so gutes Pflegepersonal hätte, würde ich vielleicht auf dem Schlauch stehen. Ich bin stolz auf alle Mitarbeiter der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg, die den großen Erfolg dieser Klinik jeden Tag aufs Neue erarbeiten. Das ist das, was zählt. Es ist so, dass wir in Henstedt-Ulzburg keinen Gewinn machen, aber insgesamt ist die Gruppe sehr gut aufgestellt. Wir investieren sehr viel in alle Paracelsus-Kliniken, in zehn Jahren nahezu den Umsatz von 500 Millionen Euro.

Wenn diese Klinik keinen Gewinn erwirtschaftet, wie lange kann sie denn noch getragen werden?

Krukemeyer : Ewig. Die Kliniken, die wir haben, die halten wir auch.

Wie hoch sind die Verluste in Henstedt-Ulzburg?

Krukemeyer : Das ist nicht viel, und das betrübt mich auch nicht. Wichtig ist: Jede Klinik muss in der Patientenversorgung gut sein. Wir können so handeln, in einem börsennotierten Unternehmen ginge das nicht. Das ist unser Vorteil.

Bereuen Sie es jetzt, dass Sie die Klinik nicht verkauft haben?

Krukemeyer : Nein, ich bin glücklich, dass ich dieses Haus behalten habe. Ich bin mit Herzblut dabei. Es gab in der Geschichte der Paracelsus-Kliniken immer mal Häuser, die defizitär waren, aber das konnte immer durch andere Häuser aufgefangen werden. Oder die eine Sparte konnte durch eine andere quersubventioniert werden.

Geht es denn langsam bergauf?

Krukemeyer : Es ist sehr mühselig, aber es geht bergauf, wir sind auf dem richtigen Weg. Mit guter Medizin und Pflege hat man eine solide Geschäftsgrundlage, die sich später auszahlt. Man muss im Krankenhauswesen in Deutschland einen langen Atem haben. Mit einer Gewinnverdopplung im Jahr 2014 und 8 Prozent Umsatzrendite im Konzern haben wir einen langen Atem.

44 Kliniken, 5000 Mitarbeiter

Dr. Manfred Georg Krukemeyer ist 54 Jahre alt. Er studierte Humanmedizin an den Universitäten Wien, Kiel und Bonn. 1989 promovierte er an der Universität Bonn mit einer Arbeit über das kolorektale Karzinom.

Anschließend absolvierte er eine Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie und Notfallmedizin. Seit 1992 ist Krukemeyer Generalbevollmächtigter und seit 1994 Gesellschafter der Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co. KGaA.

Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen aus den Bereichen Chirurgie und Krankenhausmanagement. Zudem übernimmt er wissenschaftliche Tätigkeiten in der Chirurgie und der chirurgischen Forschung.

Die Paracelsus-Kliniken-Gruppe ist ein vor allem in Deutschland, aber auch in der Schweiz agierender Klinikbetreiber mit Hauptsitz in Osnabrück.

Der Konzern der Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co. KGaA gehört zu den großen privaten Krankenhausträgern in Deutschland. Heute werden in Deutschland über 40 Einrichtungen an 22 Standorten betrieben, darunter 17 Akut-Krankenhäuser, zwölf Rehabilitations-Kliniken und mehrere ambulante Einrichtungen.

Die Ursprünge des Klinikkonzerns gehen auf die Grundsteinlegung der Paracelsus-Klinik Osnabrück im Jahr 1968 zurück, die von Hartmut Krukemeyer gegründet wurde.

Bundesweit betreuen nach Angaben des Unternehmens insgesamt etwa 5000 Mitarbeiter jährlich mehr als 100.000 stationäre Patienten.

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Bundesweit haben viele Klinik-Mitarbeiter Angst vor dem Krankenhausstrukturgesetz der Regierungskoalition. Wenigen punktuellen Verbesserungen stehen massive finanzielle Kürzungen gegenüber, meinen Kritiker. Wie wirkt sich die angestrebte Krankenhausreform auf die Paracelsus-Klinik aus?

Krukemeyer: Die Krankenhäuser, die die besten medizinischen Konzepte haben und die beste Qualität anbieten, werden überleben. Ich bin mir sicher, dass alle Paracelsus-Kliniken zu den Überlebenden gehören.

Wie wollen Sie das im Falle Henstedt-Ulzburg erreichen?

Krukemeyer : Hier steht das modernste Krankenhaus, das es in Schleswig-Holstein gibt. Wir haben zusammen mit dem Land Schleswig-Holstein 40 Millionen Euro investiert. Ein neues Projekt ist die Teleradiologie. Wir werden eine zentrale Radiologie-Anbindung an die Paracelsus-Klinik Osnabrück etablieren, wo die Röntgenbilder rund um die Uhr ausgewertet werden. Weil immer mehr Patienten sich mit Krankenhauskeimen infizieren, haben wir in Osnabrück ein Zentralinstitut für Krankenhaushygiene gegründet, um konzernweit standardisiert eine optimale Antibiotika-Therapie pro Krankenhaus anzubieten. Wir werden die elektronische Patientenakte einführen. Das sind alles Maßnahmen, um das Krankenhaus und die Medizinischen Therapien effizienter zu gestalten. Das geht nicht immer ohne Reibung ab. Ich habe die letztliche Verantwortung für die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg, und wir wollen die beste Diagnostik und Therapie für den kranken Menschen vorhalten.

Durch die Krankenhausreform sollen die Krankenhäuser zu einer Spezialisierung gebracht werden. Was hat das für das Haus in Henstedt-Ulzburg zu bedeuten?

Krukemeyer : Wir wollen eine neue Abteilung für Onkologie, also für Tumorerkrankungen, als Spezialabteilung in der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg neu etablieren. Und auch eine Abteilung für Urologie. Wir werden die Allgemein- und Viszeralchirurgie weiter massiv ausbauen. Wir werden keine Abteilung streichen, aber auch keine weiteren Abteilung dazunehmen. Die Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg ist und bleibt für die Grund- und Regelversorgung der Bevölkerung zwingend notwendig.

Es wird kritisiert, dass in der Henstedt-Ulzburger Klinik keine Herz-Kreislauf-Spezialisten anwesend sind und Notfallpatienten in andere Kliniken gebracht werden müssen.

Krukemeyer : Das ist nicht richtig. Wir haben ein Team von Internisten, das die gesamte Innere Medizin in Form von Diagnostik und Therapie anbietet. Jeder Herzinfarkt und alle anderen kardiologischen Erkrankungen werden hier behandelt, denn die Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg muss für die Menschen da sein, und das 24 Stunden am Tag. Es werden alle Patienten behandelt, wir sind in einem Umkreis von 20 Kilometern der Erstversorger und die erste Anlaufstelle. Dann kann entschieden werden, wie es weitergeht. So ist auch die Notfallambulanz wichtig für die medizinische Versorgung der Bevölkerung.

Die Notfallambulanz ist in den meisten Häusern eine Abteilung, die defizitär arbeitet. Wie können Sie das auffangen?

Krukemeyer : Auffangen kann man das nicht, man kann es nur mit anderen Abteilungen kompensieren.

Ist die Notfallambulanz für Sie ein Aushängeschild der Klinik?

Krukemeyer : Ja, aber das ist bei allen Kliniken so. Wir haben die Leitung der Notfallambulanz zum 1. Oktober 2015 neu besetzt.

Warum ist der Posten des Verwaltungsdirektors zurzeit eigentlich wieder vakant? Der letzte Posteninhaber war nur kurze Zeit an seinem Schreibtisch, auch vorher gab es häufiger Wechsel auf diesem Posten.

Krukemeyer : Wir haben uns vom letzten Verwaltungsdirektor während der Probezeit getrennt, da es nicht gepasst hat. Dafür ist die Probezeit ja auch da, um dies herauszufinden. Für einen Nachfolger sind wir in Gesprächen.

Ein Ärgernis ist die Klinikzufahrt über die Wilstedter Straße.

Krukemeyer : Hier sind mit Zustimmung der Landesregierung zwei Kliniken, also Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg, zusammengelegt worden, aber die Zufahrt ist geblieben wie sie war. Es gibt also einen dringenden Handlungsbedarf, auch deshalb, weil die Rettungsfahrzeuge, vor allem morgens, nicht durchkommen. Ich habe die Landesregierung mehrfach angeschrieben, ich war in der Kreisverwaltung und habe mit dem damaligen Staatssekretär Dornquast gesprochen. Aber das Land will, dass der Verkehr auf der Schleswig-Holstein-Straße schnell läuft. Das ist ein richtiges Problem und ein Riesenärgernis. Wir haben hier 20.000 ambulante Patienten und 15.000 stationäre Patienten pro Jahr und keine adäquate Zufahrt. Es ist wichtig, von der Schleswig-Holstein-Straße direkt in die Notfallaufnahme zu kommen. Es muss also dringend etwas passieren.