Bad Segeberg. Mann, der immer wieder seine Freundin schlug, zu Bewährungsstrafe verurteilt. Es war nicht der erster Prozess vor dem Amtsgericht.
Die verhängnisvolle Beziehung eines jungen Paares aus Bad Segeberg stand schon öfter im Mittelpunkt eines Strafverfahrens vor dem Amtsgericht der Kreisstadt. Und so ist es kein Wunder, dass Richterin Sabine Roggendorf den vor ihr sitzenden Angeklagten Marco D., 39, schon aus ähnlichen Strafverfahren, wie dem nun verhandelten, kennt.
Immer wieder gab es zwischen dem Angeklagten und der Mutter seines vierjährigen Sohnes. Linda N., 26, heftige Streitereien, die in der Regel damit endeten, dass der Angeklagte die Fäuste einsetzte, wenn ihm gegenüber seiner Freundin die Argumente fehlten. Alkohol spielte dabei sehr oft eine Rolle. Zu Beginn des jüngsten Prozesses betont der 39-Jährige allerdings – nachdem er von der Richterin auf seine rote Gesichtsfarbe angesprochen worden war –, dass er bereits seit mehr als einem Jahr trocken sei.
Drei Körperverletzungen werden ihm vorgeworfen
Drei Körperverletzungshandlungen wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor: Im September 2013 schlug er seiner Partnerin so heftig mit der Faust auf die Nase, dass diese später in einer Klinik gerichtet werden musste. Außerdem riss er seiner Freundin mit starker Gewalt an den langen blonden Haaren.
Im März des Jahres 2014 bezichtigte Marco D. seine Freundin eines Gelddiebstahls und ohrfeigte sie. Im Juli desselben Jahres schlug der Angeklagte dann eine Sozialarbeiterin von der Familienhilfe, die Linda N. zu Hilfe gerufen hatte, ins Gesicht, einen Polizisten beleidigte er als „Bullen“.
Der Angeklagte äußert sich vor dem Amtsgericht nicht zu den Vorfällen. Auch seine jetzt wohl tatsächlich dauerhafte Ex-Partnerin Linda N. erinnert sich nur mühsam, denn es waren wohl einfach zu viele Auseinandersetzungen mit dem Angeklagten, sodass es der jungen Frau schwerfällt, einzelne Gewalttaten auseinanderzuhalten. Auch erklärt die Zeugin, dass sie sich mittlerweile eigentlich wieder ganz gut mit dem Vater ihres Kindes verstehe – die beiden versuchten, dem Vierjährigen zuliebe miteinander auszukommen. Ein gesteigertes Interesse an einer Bestrafung des Angeklagten, so viel wird deutlich, ist bei Linda N. ganz offensichtlich nicht vorhanden.
„Überraschend, das ist doch seit Jahren ihr Alltag“
Die Richterin hält der Zeugin deren polizeiliche Aussagen nach den jeweiligen Vorfällen vor; und die Erinnerungen kommen auf einmal so heftig zurück, dass Linda N. zwischenzeitlich unter Tränen mit den Worten „Mir geht es nicht gut“ den Saal verlässt. Richterin Roggendorf wiederum nimmt das Verhalten der 26-Jährigen erstaunt zur Kenntnis – ihr trockener Kommentar: „Überraschend, das ist doch seit Jahren ihr Alltag.“
Zu dem Faustschlag auf die Nase kam es nach Aussage der Zeugin, als sie im Streit etwas Negatives über die Mutter des Angeklagten gesagt habe. Besonders schlimm sei gewesen, dass ihr kleiner Sohn sie blutüberströmt gesehen habe, so Linda N. Zu dem Vorfall im März 2014 berichtet die Zeugin, sie sei so froh gewesen, weil ihr Partner damals einige Zeit wirklich nicht getrunken habe. Dann aber habe er einen Bekannten getroffen und sei von einem Solariumsbesuch stark alkoholisiert nach Hause gekommen, habe sie verdächtigt, ihm Geld und Handy gestohlen zu haben, wofür es Ohrfeigen gegeben habe.
Im Juli 2014, als Linda N. aus Angst vor dem Angeklagten eine Sozialarbeiterin zu Hilfe rief, randalierte Marco D. in ihrer Wohnung, zerschnitt Blumen, trat gegen den Hasenkäfig und riss Jalousien herunter, erzählt die Zeugin der Richterin.
Angeklagter griff auch Sozialarbeiterin an
Gegenüber der von ihm geschlagenen Sozialarbeiterin, die ihn aufgefordert hatte, die Wohnung zu verlassen und das mit einem Schlag ins Gesicht bezahlte, entschuldigt sich der Angeklagte im Gerichtssaal.
Das Vorstrafenregister des 39 Jahre alten Segebergers ist lang: Insgesamt fünf Jahre seines Lebens verbrachte der gelernte Industriemechaniker, der seit zwei Jahren wegen einer Erkrankung nicht mehr arbeitet, hinter Gittern. Während in jüngeren Jahren der Handel mit Drogen, Diebstähle und Fahren ohne Fahrerlaubnis das Vorstrafenregister füllten, rückten seit dem Beginn der Beziehung mit Linda N. im Jahr 2009 Hausfriedensbrüche und Körperverletzungen in den Mittelpunkt seiner unrühmlichen, kriminellen Karriere.
Dass sich die jetzt verhandelten Taten alle um diese schwierige Beziehung drehten und in einer aggressiv aufgeheizten Stimmung, noch dazu meistens unter Alkoholeinfluss, stattfanden, wird dem Angeklagten zugutegehalten, denn seit der Trennung von Linda N. wurde es merklich ruhiger um den Angeklagten.
Marco D. kommt schließlich mit einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten davon, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird. Außerdem erlegt die Richterin dem Angeklagten auf, an einem Anti-Aggressions-Training teilzunehmen. Abschließend ermahnt die Juristin den Angeklagten, der seinen Sohn oft in seiner Obhut hat, dem Kind ein gutes Vorbild zu sein und ihm eine ruhige und gewaltfreie Kindheit zu bieten.