Ellerau/Quickborn. Umbau der Kreuzung BerlinerDamm/Bahnstraße mit einer Tieferlegung der Gleise wäre zu teuer. Minister Meyer erteilt Projekt eine Absage.

Mit wenigen Sätzen zerstörte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer, worauf die Bürger von Ellerau und Quickborn und vor allem viele Autofahrer seit Jahren setzen: Der Bahnübergang an der viel befahrenen Kreuzung Bahnstraße/Berliner Damm bekommt keinen Tunnel. Die Schranken werden sich auch künftig in der Hauptverkehrszeit alle paar Minuten schließen und lange Staus hervorrufen.

„Das Projekt, die Schienen tiefer zu legen, sodass der Autoverkehr ungehindert fließen kann, ist nicht finanzierbar“, sagte der Minister, als er sich mit den Bürgermeistern von Ellerau, Eckart Urban, und Quickborn, Thomas Köppl, den Staupunkt ansah. 2010 habe es eine grobe Planung gegeben. Vor fünf Jahren hätten die Kosten bei zehn bis 15 Millionen Euro gelegen, aktuell seien sie auf 30 bis 35 Millionen Euro gestiegen.

Land kann Tieferlegung nicht allein stemmen

Die Quickborner und Ellerauer setzten darauf, dass der Umbau der Schienen-Straßen-Kreuzung Teil des zweigleisigen Ausbaus und der Elektrifizierung der AKN-Strecke für den S-Bahnbetrieb wird. „Das ist nicht möglich und würde das Gesamtprojekt gefährden“, sagte Meyer. Schon der Ausbau zur S-Bahnstrecke schlage mit rund 90 Millionen Euro zu Buche. Kommen gut 30 Millionen dazu, stimme das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht mehr. Dass der Nutzen überwiege, sei aber Voraussetzung dafür, dass der Bund das Vorhaben fördert. Schleswig-Holstein allein könne eine Tie­ferlegung der Gleise angesichts der schwierigen Haushaltslage nicht aus eigener Kraft stemmen.

Allerdings, so Meyer, werde die neue Signaltechnik die Wartezeit vor den Schranken leicht verkürzen. Der Minister setzt nun auf eine andere Lösung, um die Ellerauer und Quickborner vom Verkehr zu entlasten: die Ortsumgehung. Damit bringt er ein Thema in die Diskussion, über das die Quickborner seit Jahren heftig streiten. Die CDU hatte die sogenannte Gronauquerung favorisiert – eine Verbindung vom Gewerbegebiet Halenberg an der Autobahn 7 über Ohlmöhlenweg und Feldbehnstraße zur Malchower Brücke in Quickborn. Das Problem: Das Gronautal ist als Fauna-Flora-Habitat-Fläche besonders geschützt. SPD, Grüne und FDP lehnten diesen Vorschlag ab, er sei ökologisch nicht zu vertreten. Die SPD präsentierte eine Alternative, die vorsieht, den Verkehr über die Ulzburger Landstraße zur Bundesstraße 4 zu führen. Minister Meyer beziffert die Kosten für eine Ortsumgehung auf zehn bis 15 Millionen Euro und hält diese Lösung für machbar.

Bezahlen müssen Quickborn und Ellerau

Aus Sicht des Landes sieht er keine Schwierigkeiten für ein anderes Verkehrsprojekt, das Quickborn und Ellerau seit Jahren realisieren wollen: einen neuen Zugang über die Bahnstraße zum AKN-Bahnhof Ellerau. Nachdem der alte Überweg „Am Felde“ 2011 geschlossen worden war, weil dort drei Menschen starben und die AKN den Überweg für zu gefährlich gehalten hatte, soll nun eine neue Querung vom Ohlmöhlenweg zum Bahnhof gebaut werden. „Die Einmündung müsste leicht verschwenkt und aufgeweitet werden, damit auch ausreichend Platz für Radfahrer ist“, sagte Urban. Eine Umlaufsperre mit Metallbügeln, wie sie am Bahnsteig schon vorhanden ist, soll erreichen, dass Radfahrer und Fußgänger die Straße kontrolliert überqueren. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr könne das Projekt planen, sagte Meyer zu, aber: Bezahlen müssen Quickborn und Ellerau, da diese Maßnahme weder mit der Verkehrsentlastung noch mit dem Aus- und Umbau der AKN-Strecke zusammenhänge.

Damit müssen die Nachbarn einen Knoten durchschlagen, der sich bisher allen Lösungsversuchen standhaft widersetzt hat: Die Stadt und die Gemeinde konnten sich nicht darüber einigen, wer wie viel bezahlt. 160.000 Euro kostet der neue Zugang. Quickborn will die Hälfte übernehmen, Ellerau hat aber bisher nur 25.000 Euro im Haushalt vorgesehen. Die Quickborner profitieren deutlich stärker, lautet das Argument der Ellerauer. Vornehmlich Menschen aus Quickborn-Heide würden den Überweg nutzen. Einen Zuschuss von 40.000 Euro bezeichnet Urban als „Schmerzgrenze“.

Die Quickborner CDU und die Verwaltung hatten im Mai beantragt, dass Quickborn die Gesamtkosten übernehmen und in den Haushalt einstellen solle. Doch SPD und Grüne sperrten sich, die Stadt könne es sich nicht leisten, die gesamte Summe zu zahlen, es gebe andere wichtige Projekte, kritisierte die SPD. Der Antrag wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt.