Norderstedt . Grünen-Stadtvertreterin Dagmar Feddern fordert mehr Transparenz bei den Zahlen und eine Initiative gegen Plastikmüll.

Was das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz angeht, so sieht sich die Stadt Norderstedt als Musterschüler. Nicht zu Unrecht: 43 Umweltprojekte und 53 Klimaschutz-Preise im vergangenen Jahrzehnt, dazu über eine Million an eingestrichenen Fördergeldern und 12,9 Millionen Euro an eingesparten Energiekosten.

Doch bei den Grünen in Norderstedt werden jetzt Zweifel wach. Dass die Stadt jene 12,9 Millionen Euro an Einsparungen und sogar fünf Millionen Euro an Einnahmen aus seinen Nachhaltigkeits-Initiativen errechnet, empfinden die Grünen als wenig nachvollziehbar. Mit einer Anfrage will sich die Fraktion jetzt an die Norderstedter Verwaltung richten. Die genannten Kosteneinsparungen will man sich mal ganz transparent und genau erklären lassen. Dahinter steckt wohl der Verdacht, dass hier die Verhältnisse schöngerechnet werden. „Es nützt der Umwelt wenig, wenn es tolle Pläne auf Hochglanzpapier gibt. Was letztlich zählt, ist das, was auch konkret zum Nutzen der Umwelt umgesetzt wird,“ sagt Dagmar Feddern, Grünen-Vertreterin im Umweltausschuss.

Noch dazu haben die Grünen einen Bereich im Umweltschutz ausgemacht, der zwar weltweit große Beachtung findet, in Norderstedt laut den Grünen aber noch gänzlich unbeachtet ist: der Kampf gegen den Plastikmüll. Dagmar Feddern: „Wer auf der Website des Amtes Nachhaltiges Norderstedt hierzu nach Aktivitäten sucht, findet dort bedauerlicherweise nur einen ‚weißen Fleck’. Wir wollen das Amt auffordern, eine Kampagne zur Reduzierung von Plastik zu entwickeln, die sich an Verbraucher und Handel richtet.“ Plastikmüll sei leider im negativen Sinne nachhaltig: Die Zersetzung des Kunststoffes in der freien Natur dauere bis zu 500 Jahre.

Beispiele für städtische Aktivitäten zur Vermeidung von Plastikmüll gebe es in Deutschland genügend. „Keiner muss das Rad neu erfinden. Denkbar sind Aktionen an Schulen und städtische Veranstaltungen, um die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf dieses Thema zu lenken“, sagt Feddern. „Von Anfang an gilt es, den Einzelhandel der Stadt einzubinden und deren Vertreter und Vertreterinnen im Dialog für die Umsetzung dieses wichtigen nachhaltigen Umweltschutzes in unserer Stadt zu gewinnen. Eine Klimaschutzmaßnahme für Norderstedt, die der Gesundheit der Menschen und dem Schutz der Natur gerecht wird.“

An der Bereitschaft des Amtes
NaNo wird die Initiative der Grünen bestimmt nicht scheitern. Denn auch in Sachen Müllvermeidung und Mülltrennung versucht das Betriebsamt der Stadt Norderstedt, sich laufend zu verbessern. Eine der Ergebnisse der aktuellen Restmüllanalyse war, dass immer noch zu viele Wertstoffe in der Verbrennung landen. Um diese Verschwendung von Rohstoffen einzudämmen, baut die Stadt nun sein Entsorgungssystem aus. Die Bürger können seit mehr als 20 Jahren Pappe und Papier, Altglas und Altkleider an diversen Depotcontainerstandorten entsorgen. Jetzt baut das Betriebsamt die 19 Containerstandorte im Stadtgebiet in „Wertstoffinseln“ um. Der erste, mit Wertstoffcontainern der neusten Generation umgerüstete Standort ist an der Harckesheyde in Höhe der Hausnummer 96. Nach und nach werden dann im Laufe der kommenden Wochen alle Standorte mit neuen Containern für Altpapier und Altkleider versehen.

Die neuen Container nehmen die vierfache Menge an Material auf. An fünf Standorten werden künftig auch kleinere Elektrogeräte gesammelt. Vor dem Norderstedter Gebrauchtwarenhaus Hempels an der Stormarnstraße wird direkt vor der Haustür ein spezieller Wertstoffcontainer aufgestellt. Dort kann in Zukunft rund um die Uhr gebrauchsfähige Kleidung eingeworfen werden, Die Stadt investiert etwa 60.000 Euro pro Jahr in die neue Technik der Entsorgung.