Norderstedt. Die Stadt hat sich als Austragungsort der Schießwettbewerbe bei einem möglichen Olympia-Zuschlag 2024 in Hamburg beworben.

Wenn die Hansestadt Hamburg die XXXIII. Olympischen Sommerspiele im Jahr 2024 ausrichtet, will Norderstedt als Wettkampf-Austragungsort dabei sein. Die Stadt bemüht sich bei der Hamburger Olympia-Bewerbergesellschaft um den Zuschlag für die olympischen Schießwettbewerbe.

Bestätigt wird das Vorhaben bei der Stadtverwaltung derzeit nicht. „Wir äußern uns dazu nicht“, sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Stadt. Doch hinter den Kulissen haben Mitarbeiter der Verwaltung offenbar seit Wochen ein Bewerbungs-Konzept ausgearbeitet, das nun im Hamburger Olympia-Büro vorliegt. Das Konzept wurde gemeinsam mit dem Schützenverband Hamburg und Umgegend und der Betriebssportgruppe Sportschießen der Stadtwerke Norderstedt entwickelt.

Geplant ist nach Abendblatt-Informationen der Neubau eines Schießsportzentrums, das speziell auf die Bedürfnisse der olympischen Schießwettbewerbe ausgerichtet ist. Der Bau soll aber so gestaltet sein, dass er nach Abschluss der olympischen Wettkämpfe für andere Sportarten und Zwecke nutzbar sein wird. Das wäre ganz im Sinne der Nachhaltigkeits-Philosophie der Hamburger Bewerbung.

Das Olympische Schießen

In sechs Disziplinen gingen die Frauen bei den letzten Olympischen Spielen 2012 in London auf Medaillen-Jagd: Luftpistole 10 Meter, Sportpistole 25 Meter, Luftgewehr 10 Meter, Sportgewehr Dreistellungskampf 50 Meter, Wurfscheibe Trap und Skeet.

Bei den Männern waren es neun Disziplinen: Luftpistole 10 Meter, Freie Pistole 50 Meter, Schnellfeuerpistole 25 Meter, Luftgewehr 10 Meter, Kleinkaliber Dreistellungskampf 50 Meter, Kleinkaliber liegend 50 Meter, Wurfscheibe Trap, Doppeltrap und Skeet.

Südkorea, die USA, Italien und China waren die vier erfolgreichsten Nationen im Medaillenspiegel der Schützen.

390 Athleten aus aller Welt traten in London an. Das olympische Schießen zählt nicht zu den großen Publikumsmagneten der Spiele. In Norderstedt müssten Tribünenplätze für etwa 10.000 Zuschauer entstehen.

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Für die Schießwettbewerbe sah das Hamburger Konzept als Standort bislang immer nur das niedersächsische Garlstorf vor. Schon bei der Bewerbung für die Spiele 2012 war das so. In der 40 Kilometer südlich von Hamburg gelegenen Gemeinde mit etwas über 1000 Einwohnern gibt es eine kommerziell betriebene Schießanlage, auf der vornehmlich Jäger, aber auch Sport- und Hobbyschützen auf je zwei Skeet- und Trapständen, einer Raumschießanlage, einem Jagdparcoursstand, zwölf 100-Meter-Bahnen sowie zwei Bauten für „laufende Keiler“ trainieren. Landes- und Bundesturniere wurden auf der Anlage ausgetragen. Für die olympischen Schießdisziplinen müsste Garlstorf einiges umbauen, nach Olympia ist der Rückbau geplant. Bei den Hamburger Schützen hat die Anlage aber offenbar wenig Rückhalt. „Garlstorf geht gar nicht“, sagt Jürgen Schumacher, Vorsitzender der erfolgreichen Norderstedter Schützen der BSG Stadtwerke. „Die müssten da ganze Berge bewegen. Außerdem schießen da doch fast nur die Jäger.“

Schumacher war es, der den Hamburger Verbandsvorsitzenden Lars Bathke auf Norderstedt als Standort aufmerksam machte. „Wir suchen schon lange eine Alternativlösung für Garlstorf“, sagt Bathke. „Norderstedt ist diese Alternative. Aber natürlich ist alles eine Kostenfrage.“ Über die Details des Konzeptes hält sich auch Bathke bedeckt. „Bevor es spruchreif ist, wollen wir nichts verraten. Die Bewerbergesellschaft in Hamburg muss entscheiden.“ Eine Sprecherin der Gesellschaft bestätigt, dass nur Garlstorf und Norderstedt als Austragungsort im Rennen sind. „In spätestens vier Wochen wird eine Entscheidung gefällt“, heißt es.

Anlage könnte im Norden der Stadt entstehen

Als möglicher Standort für das geplante Norderstedter Schießsportzen-trum soll ein Grundstück im Norden der Stadt angedacht sein. Möglicherweise genau jenes Grundstück, auf dem Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote vor einem Jahr den Bau einer Multifunktionshalle für 5000 Zuschauer ins Spiel brachte. Die Fläche im Bereich des Umspannwerkes in Fried-richsgabe an der Kohtla-Järve-Straße ist immer noch verfügbar. Oberste Prämisse im Rathaus für den Bau der Halle war die Wirtschaftlichkeit. Das Projekt sollte sich durch Veranstaltungseinnahmen, also durch Konzerte oder Sportevents selbst tragen.

Die Vorteile eines olympischen Neubaus in Norderstedt liegen auf der Hand: Dem Vereinssport und Veranstaltern wäre die Halle nach Olympia hoch willkommen. Außerdem liegt Norderstedt nur halb so weit vom geplanten olympischen Dorf in Hamburg entfernt wie Garlstorf und bietet damit kurze Wege für Athleten. Jürgen Schumacher glaubt aber, dass die Sache letztlich eine politische Entscheidung wird: Garlstorf soll namhafte Unterstützer in Hamburg haben.