Henstedt-Ulzburg. Viele Sportplatzanlieger haben Angst vor zusätzlicher Lärmentwicklung. Bürgerinitiative erringt ersten Erfolg. Plan wird erneut geprüft.

Die Meinungen gehen auseinander. Ziemlich weit auseinander: Für die einen ist das geplante Sportleistungszentrum des SV Henstedt-Ulzburg an der Bürgermeister-Steenbock-Straße ein Segen, für andere ein Fluch. Viele Bewohner der umliegenden Straßen sind gegen die Pläne der Gemeinde und des Sportvereins. Sie haben eine Bürgerinitiative gegründet, um die Pläne zu verhindern – und tatsächlich: Es wird noch einmal gründlich durchdacht, ob der Plan wirklich so gut ist, wie zunächst angenommen. Ein Arbeitskreis soll auch mögliche andere Standorte ins Auge fassen und prüfen.

Es geschieht nicht häufig, dass Politik und Verwaltung so schnell einknicken und einen Plan auf den Prüfstand stellen. Ob sich der Arbeitskreis tatsächlich für einen anderen Standpunkt entscheidet, bleibt abzuwarten.

Michael Kohlhagen ist ein betroffener Anlieger, der erst vor einem Jahr nach Henstedt gezogen ist. Bevor er den Kaufvertrag unterschrieb, befragte er künftige Nachbarn nach den Auswirkungen der Sportanlage. Da sei nur wenig zu hören, wurde ihm gesagt. Inzwischen hat sich das geändert: Seit Anfang Mai, so Michael Kohlhagen, ist der Lärmpegel sprunghaft angestiegen. Sieben Tage in der Woche Sportlärm, das findet der Neubürger schon ziemlich heftig. Und andere Mitglieder der Bürgerinitiative pflichten ihm bei: Der Lärm von den Sportplätzen habe seit Sommer erheblich zugenommen.

Rufe der Spieler, Gebrüll der Zuschauer, Störungen durch das Flutlicht, Lärm von der Straße. „Das ist alles schon sehr grenzwertig“, sagt Maren Moser, die, wie auch die anderen Mitglieder der Bürgerinitiave, wert auf die Feststellung legt, dass sie den Sportbetrieb an der Bürgermeister-Steenbock-Straße keinesfalls abstellen möchten. Die betroffenen Bürger wehren sich aber gegen eine Ausweitung des Trainings- und Spielbetriebs.

Statt jetzt zehn Mannschaften, sollen dort eines Tages 38 Mannschaften trainieren und spielen. Bis jetzt sind die Fußballmannschafen des SV Hen-stedt-Ulzburg dezentral untergebracht, eines Tages soll sich alles auf dieser Sportanlage konzentrieren.

Die Anlieger ahnen, was auf sie zukommt. „Die Gemeinde hat die Forderung des Sportvereins ungeprüft übernommen“, sagt Maren Moser. „Und der Bürgermeister ist wohl etwas blauäugig an die Sache herangegangen.“

Auch die zu erwartende Verkehrsbelastung beunruhigt viele Bewohner dieser Gegend. Die Mitglieder der Bürgerinitiative ahnen, wie schwer es sein wird, einen alternativen Standort zu finden. Sie selbst machen einen Vorschlag: Warum, so fragen sie sich, könnte eine Großsportanlage nicht im Gewerbegebiet eingerichtet werden – zum Beispiel am Autobahnzubringer, wo die Gemeinde noch große Flächen hat?

„Wir fühlen uns alle von der Entwicklung überrollt“, sagt Maren Moser. Sie und die anderen Aktiven in der Bürgerinitiative geben zu bedenken: Wenn an der Bürgermeister-Steenbock-Straße ein Sportleistungszentrum entstehen sollte, müsste die Gemeinde auch in den Lärmschutz investieren. Eine Reihe von Klagen der betroffenen Anlieger seien wahrscheinlich.

Die ebenfalls geplante Großsporthalle, die ein Investor mit Hilfe der Gemeinde bauen will, ist derzeit nur noch ein Randthema: Kommunalrechtliche und steuerrechtliche Gründe sprechen ebenso dagegen wie das EU-Beihilferecht. In der Diskussion ist hingegen noch der Bau einer rückwärtigen Erschließungsstraße zwischen Götzberger und Kisdorfer Straße.

Die Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg sind erschrocken über die Entwicklung. „Trotz des klaren politischen Willens der Mehrheit der Fraktionen scheint das Zentrum in weite Ferne zu rücken“, stellt Abteilungsleiter Jens Fischer fest. „Ein Umstand, den wir Fußballer nicht mehr länger hinnehmen wollen und vor allem können.“ In einer Presseerklärung weist er darauf hin, dass über Jahre hinweg an den maroden Anlagen nur noch das Nötigste repariert worden sei – immer mit dem Hinweis auf eine neue Anlage. Der Tribünenbau sei blockiert worden, eine gemeinsame Heimat gebe es nicht mehr, das Vereinsheim habe der offenen Ganztagsschule weichen müssen.

„Wir Fußballer nehmen diese Entwicklung nicht länger hin und werden mit diversen Aktionen auf die Situation hinweisen“, so Jens Fischer.