Norderstedt. Vereinspräsident Koch ist sauer auf die Norderstedter Verwaltung, weil die den maroden Kunstrasenplatz erst 2018 sanieren will.

Die Zeit der Diplomatie ist offenbar vorbei. „Wir werden den Platz sperren und bei der Verwaltung einen Antrag stellen, dass sie die Hälfte unserer Mannschaften auf anderen Plätzen in der Stadt unterbringt. Das wären dann 250 Kinder und Jugendliche.“ Dieses Szenario zeichnet Reenald Koch, Vorsitzender des Fußballvereins Eintracht Norderstedt.

Was ihn so verärgert, ist ein Vorschlag der Verwaltung, über den der Ausschuss für Schule und Sport auf seiner Sitzung an diesem Mittwoch (18.30 Uhr, Rathaus, Sitzungsraum 2) abstimmen wird. Denn der älteste Kunstrasen an der Ochsenzoller Straße, genannt „Garstedt 3“, soll zwar saniert werden, das aber möglichst erst 2018. „Aufgrund der allgemeinen Haushaltslage“ wird als Begründung angeführt. Der maximale Zuschuss der Stadt von 334.400 Euro könnte also eingefroren werden.

Reenald Koch, Vorsitzender Eintracht Norderstedt, ist sauer auf die Verwaltung
Reenald Koch, Vorsitzender Eintracht Norderstedt, ist sauer auf die Verwaltung © HA | Anne Pamperin

Für Koch ist das nicht hinnehmbar. Stimmt der Ausschuss dem Antrag zu, will er schon am Donnerstag das Eingangstor abschließen. Schon seit mehr als zwei Jahren gilt der Kunstrasen als marode, wird seitdem regelmäßig provisorisch instandgesetzt. „Der Platz ist nicht mehr verkehrssicher. Als Vorstand sind wir für die Sicherheit verantwortlich und haften für alles. Ich kann diesen Sportplatz keinem Fußballer mehr zumuten.“

Ein Rundgang zeigt das Ausmaß des Verschleißes. Greenkeeper Oliver Schaper kann an der Mittellinie mühelos riesige Lappen des Belages hochziehen, darunter rieselt das Granulat. Das gleiche Bild gibt es an einem der beiden Elfmeterpunkte, während der andere geflickt worden ist – allerdings mit modernem Material, denn die alten Beläge sind überhaupt nicht mehr erhältlich. Bereits jetzt gab es Schiedsrichter, die Jugendspiele nicht anpfeifen wollten. Die Regionalligaherren und die drei Regionalliga-Juniorenteams können den Kunstrasen nicht nutzen, weil er nicht den Wettbewerbsbestimmungen entspricht.

Anlage des Vereins gehört der Stadt

Grundsätzlich gehört die Anlage der Eintracht zwar der Stadt, per Nutzungsvertrag kümmert sich jedoch der Verein um den Betrieb, erhält hierfür wiederum Unterhaltskosten. Das Norderstedter Modell zur Betreuung der Sportstätten hat sich eigentlich auch bewährt, gleiches wird mit anderen Clubs praktiziert.

Dass die finanziellen Mittel knapp sind, gerade die Unterbringung von Flüchtlingen auch Norderstedt vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellt, will Reenald Koch gar nicht bestreiten. „Ich kann die Budgetzwänge verstehen. Aber dann muss man auch mit den Konsequenzen leben, dass Jugendliche keinen Sport treiben können. Wir können unseren Vereinszweck so nicht erfüllen. Dabei hat doch der Sport die größte Integrationskraft.“

Was hinzukommt: Schon bei den Verhandlungen für den letzten Haushalt kam der renovierungsbedürftige Kunstrasen zur Sprache, Gutachten bestätigten die Dringlichkeit. Damals stimmte Eintracht Norderstedt trotzdem dem Wunsch der Verwaltung zu, alles zu verschieben – aber mit der Erwartung, im nächsten Finanzplan berücksichtigt zu werden. „Wenn wir es doch 2016 hinbekommen, würden wir noch einmal auf eigene Kosten Reparaturmaßnahmen durchführen, damit wir für ein halbes Jahr Sicherheit haben“, so Reenald Koch. „Ansonsten sperre ich den Platz.“

SPD könnte das Zünglein an der Waage sein

Die Eintracht ist übrigens nicht allein. Denn auch die Kunstrasenprojekte beim Glashütter SV und beim TuRa Harksheide müssen womöglich warten. Beide sind zwar im November 2014 beschlossen und von der Verwaltung entsprechend in den Entwurf des Doppelhaushalts 2016/2017 eingestellt worden – die Investitionen würden fast 1,5 Millionen Euro betragen. Nur: Hier schlägt die Stadt ebenso vor, alles auf 2018 zu verschieben. Bei allen Streitpunkten könnten die Politiker der fünf Fraktionen im Ausschuss gleichwohl dagegen stimmen, das Zünglein an der Waage könnte die SPD sein.

Für die Sanierung des Lehrschwimmbeckens in Friedrichsgabe (rund 700.000 Euro), dessen Erhalt die Stadtvertreter mehrheitlich beschlossen haben, wurden bisher keine Mittel ausgewiesen.