Willkommen hinter den Kulissen! Leser des Hamburger Abendblatts waren zu Gast beim Gut Kaden Golf und Land Club in Alveslohe.
Alveslohe. Kaum zu glauben, aber es ist wirklich Rasen. Mit Respekt und ein wenig ehrfurchtsvoll gehen die Abendblatt-Leser auf das weiche Grün, das sich vor ihnen erstreckt. Dicht wie ein Teppich ist das Gras gewachsen, das hinter dem Gutshaus des Golfclubs in Alveslohe auf eine Länge von exakt 3,5 Millimeter geschnitten wurde. Wie geht das? Und wie pflanzt und pflegt man diese Pracht? Sebastian Schultz erklärt die Methoden seinen Gästen genau und hinterlässt keinen Zweifel, dass Greenkeeping auf einem Golfplatz anspruchsvoller als das Spiel mit Ball und Schläger sein kann. „Eine Wissenschaft für sich“, sagt eine Teilnehmerin. „Das sieht aus wie ein Kunstrasen“, meint eine andere. Doch auf Gut Kaden sind alle Böden echt.
15 Abendblatt-Leser waren exklusiv beim Gut Kaden Golf und Land Club in Alveslohe zu Gast und haben an der Aktion „Willkommen hinter den Kulissen!“ teilgenommen, sich über die Pflege der 190 Hektar großen Anlage informiert und sich Flächen angesehen, die für einen Golfer tabu sind.
Head-Greenkeeper nennt sich der Job von Sebastian Schultz, der seinen Gästen zeigt, was hinter den Kulissen des Clubs passiert. Chef der Rasenpfleger könnte man sagen, doch bei dem Anspruch an die Aufgabe klingt die deutsche Variante ein wenig schlicht. Vier Jahre hat Schultz in den Vereinigten Staaten studiert, bis er sich Golf Course Superintendent nennen durfte.
„Er trägt eine große Verantwortung“, sagt der Geschäftsführer von Gut Kaden, Wolfgang Mych, über Schultz. Nur auf einem penibel gepflegten Rasen lässt sich einwandfrei Golf spielen. Und davon hängen der gute Ruf des Clubs und die Zahl der Spieler ab. Täglich werden die Flächen gemäht, regelmäßig mit Granulat und alle zwei Wochen flüssig gedüngt. Schultz spricht von einer Fütterung. Im Sommer mähen seine Kollegen bereits ab 5 Uhr. In den Fangkörben landet wegen der geringen Länge der Grashalme dann nur ein grünes, kräftig riechendes Mehl, das sich bestens als Dünger eignet.
Schultz beherrscht eine Kunst, von der mancher Gartenbesitzer nur träumen kann: Der oberste Greenkeeper von Gut Kaden kennt das Wechselspiel von Wasser, Dünger und Boden so genau, dass er den Wuchs des Rasens zielgenau beeinflussen kann. Abhängig sind die Green-Spezialisten nur vom Wetter. Gegen Landregen hat er nichts. „Das ist das Beste, was es gibt“, sagt Schultz.
Das Wasser für die Bewässerung kommt aus dem Teich des Golfclubs, der mit Regenwasser und einem Tiefbrunnen gespeist wird. 1200 Beregnungsköpfe sind auf dem gesamten Gelände verteilt, die für die perfekte Feuchte sorgen. Schultz und seine Kollegen steuern die Anlage per iPad. Ob sie im Club, zu Hause oder verreist sind, ist egal. Die Technik funktioniert übers Internet gesteuert. In diesem Sommer hat der Club den Teich kaum benötigt; es hat in Alveslohe genug geregnet.
Besonders aufmerksam beobachten die Abendblatt-Leser das Prinzip des Aerifizierungsgeräts, das Greenkeeper Markus Zart über den Rasen schiebt. Die Maschine stößt blitzschnell Metallröhrchen in den Boden und sorgt damit für einen Bodenaustausch. Der Effekt: Die Röhrchen pressen Sand in die Tiefe und holen gleichzeitig in ihrem Hohlraum verfilzte Wurzelteile heraus.
Nächste Station der Führung: Sebastian Schultz nimmt seine Gäste mit auf eine 7000 Quadratmeter große Fläche feinsten Rasens, den er und seine Kollegen gezüchtet haben. Ab Oktober soll dieses Gras Sode für Sode herausgelöst und den alten Rasen auf den Spielflächen ersetzen.
„Und was machen Sie hier, wenn ein Maulwurf kommt?“, will ein Gast wissen. „Maulwürfe stehen unter Schutz“, antwortet der Head-Greenkeeper. Ihm bleibe nur die Chance, die Tiere zu vergrämen. Nur einmal sei der Befall so stark gewesen, dass die Behörden den Einsatz von Fallen genehmigt hätten. Und wenn Wühlmäuse kommen? Schultz empfiehlt den Einsatz von Gaspatronen, die beim Jagdbedarf erhältlich seien.
Den Gartenbesitzern unter den Abendblatt-Lesern rät Schultz, Weidelgras anzupflanzen, wenn sie sich über einen dauerhaft grünen Rasen freuen wollen. Außerdem sollte das Gras nach dem Winter nicht sofort vertikutiert, sondern zunächst gedüngt und gemäht werden. Nach dem Vertikutieren könne der Gartenbesitzer bei Bedarf nachsäen und die Fläche walzen.
Auf einen Fuhrpark wie in Gut Kaden werden die Abendblatt-Leser bei der Pflege des heimischen Grüns nicht zurückgreifen können. 40 Fahrzeuge stehen in den Hallen am Rand des Golfplatzes.
Möglicherweise haben die Gäste bei dem Rundgang auch olympischen Boden betreten. Wenn Hamburg den Zuschlag für die Olympischen Spiele im Jahr 2024 oder 2028 erhält, gilt Gut Kaden als Favorit für die Austragung der Golf-Turniere. „Wir sind fit für Olympia“, sagt Sebastian Schultz.
Am Donnerstag, 17. September, heißt es erneut „Willkommen hinter den Kulissen!“ Die Redaktion der Regionalausgabe Norderstedt des Abendblatts lädt ihre Leser zu einem exklusiven Besuch auf den Baustellen auf der Autobahn 7 ein. Fachleute erklären vor Ort, wie die Deckel in Hamburg entstehen und wie in Schleswig-Holstein eine vierspurige in eine sechsspurige Autobahn verwandelt wird. Um 15 Uhr geht es los. Wer bei der Führung dabei sein möchte, muss sich bis zum 1. September, 10 Uhr, per E-Mail an norderstedt@abendblatt.de mit dem Stichwort „Kulissen Autobahn“ anmelden. Es steht nur eine begrenzte Zahl von Plätzen zur Verfügung.