Kaltenkirchen. Für die Aktion „Willkommen hinter den Kulissen!“ hat die AKN die Tore des Stellwerks und der Bahnwerkstatt für die Leser geöffnet.

Bevor der Rundgang hinter die Kulissen beginnt, verteilt AKN-Sprecherin Christiane Lage-Kress die Warnwesten. Die Abendblatt-Leser müssen die grüne Variante mit der Aufschrift „Besucher“ anziehen. AKN-Mitarbeiter tragen orange. Die Sicherheitsvorschriften sind streng. Auf dem Gelände des Kaltenkirchener Eisenbahnunternehmens rollen Triebwagen, die Gruben in der Werkstatt sind offen, Kräne und Gabelstapler bewegen tonnenschwere Achsen und Motoren. Nur Mitarbeiter dürfen sich hier blicken lassen.

Doch für die Leser des Hamburger Abendblatts hat die AKN eine Ausnahme gemacht. Für die Aktion „Willkommen hinter den Kulissen!“ öffnete das Unternehmen die Werkstatt und das Stellwerk. Experten führten die Gruppe mit den leuchtenden Westen in die Bereiche, die für Freunde von Technik und Eisenbahn normalerweise tabu sind.

Die AKN ist die dritte Station der Aktion „Willkommen hinter den Kulissen“ der Norderstedter Regionalredaktion des Hamburger Abendblatts. Bei der Premiere waren Abendblatt-Leser in der „TriBühne“ in Norderstedt zu Gast, danach besuchten sie das Polizeizentrum am Herold-Center.

Bei der AKN übernimmt Jürgen Strötzel den ersten Teil der Führung. Der stellvertretende Chef der Abteilung Werkstatt führt seine Gäste in die 100 Meter lange Halle, in das wichtigste Kapital der AKN repariert und in Schuss gebracht wird: die 33 Triebwagen des Eisenbahnunternehmens. Doch nicht nur sie. Erstaunt erfahren die Gäste, dass die AKN in dem Gebäude auch Eisenbahnfahrzeuge anderer Unternehmen wartet und pflegt. In der Halle steht ein Nordbahn-Triebwagen. Außerdem erwarten die AKN-Techniker an diesem Morgen einen Zug der Hamburger S-Bahn.

Gearbeitet wird rund um die Uhr

In dem markanten Gebäude an der Hamburger Straße bekommen die AKN-Züge ihre Hauptuntersuchungsplakette. Techniker wechseln Bremsbeläge und Öl oder tauschen Polster aus. 50 Menschen arbeiten hier. Dazu zählen auch die Auszubildenden und Verwaltungsmitarbeiter. Gearbeitet wird rund um die Uhr.

Seit Jahrzehnten dominieren die 30 Meter langen AKN-Triebwagen den Betrieb in der Halle, doch Ende dieses Jahres beginnt bei der AKN eine neue Ära. 14 neue Triebwagen werden an die Eisenbahngesellschaft ausgeliefert, erfahren die Gäste von Strötzel. Die „Lints“ bieten mehr Platz, Barrierefreiheit und Komfort.

Strötzel zeigt den Abendblatt-Leser die Metallwerkstatt und die Schweißerei sowie die Lackiererei und die Waschanlage. Dort gilt jedoch „Betreten verboten!“ Nur ein Blick durch die Tür ist erlaubt. Straßenschuhe würden den Chemikalien nicht stand halten, die für die Zugreinigung eingesetzt werden. Umweltfreundlich geht es dennoch zu: Nebenan wird das Waschwasser aufwändig chemisch aufbereitet.

Vor der Werkstatt nimmt AKN-Mitarbeiter Jan Löffler die Abendblatt-Leser in Empfang. Vorbei an dem historischen Schienenbus vom Typ Uerdingen führt er die Gäste zum Herz der AKN, dem Stellwerk. Hier wird rund um die Uhr der komplette Zugverkehr auf den drei Linien und auf einem Gütergleis der AKN in Billbrook überwacht. Alle Züge, die zwischen Neumünster und Hamburg, Norderstedt und Elmshorn unterwegs sind, tauchen als lang gezogene Linien auf den Monitoren der Stellwerksmitarbeiter auf. Geld bedeutet: Das Gleis ist frei. Rot signalisiert einen Stopp des Zuges.

„Die Kollegen haben eine überwachende Funktion – wenn alles läuft“, sagt Jan Löffler. Fällt ein Zug aus oder blockiert ein umgestürzter Baum die Strecke, müssen sie eingreifen. Ersatzbusse müssen organisiert werden, Techniker rücken an. Die Fahrgäste brauchen Informationen.

„30 Jahre bin ich AKN gefahren, aber das habe ich nicht gewusst“

Im Stellwerk laufen außerdem die Anrufe aus den AKN-Notrufsäulen auf. An den Wänden hängen Monitore, die den Blick auf die Bahnhöfe ermöglichen. Auch nachts wird hier gearbeitet. Auf den Strecken werden Loks und Triebwagen zur Werkstatt gefahren. Außerdem rollt zuweilen ein Güterzug über die Gleise nach Neumünster oder Norderstedt.

Demnächst kommen weitere Aufgaben für das Stellwerk hinzu: Die AKN übernimmt die Regie auf den Güterstrecken zum Kieler Ostuferhafen und zum Kraftwerk.

„30 Jahre bin ich AKN gefahren, aber das habe ich nicht gewusst“, sagt Abendblatt-Leser Heinz-Georg Dublitz nach dem Besuch. Täglich war er während seiner Berufsleben mit den Triebwagen des Eisenbahnunternehmens von Ulzburg-Süd nach Eidelstedt unterwegs. Hinter die Kulissen hat er jetzt zum ersten Mal geblickt.

Beim abschließenden Gespräch mit AKN-Chef Wolfgang Seyb stellen die Abendblatt-Leser eine Frage, die seit Monaten in der Öffentlichkeit heiß diskutiert wird: Warum werden die neuen Triebwagen nicht mit Toiletten ausgerüstet? Die Eisenbahngesellschaft hat die Züge ohne WC bestellt, weil die meisten Fahrgäste nur auf kurzen Strecken unterwegs sind. Außerdem – so Seyb – nehmen Zugtoiletten viel Raum in Anspruch, der für die Passagiere fehle. Für eine Bahntoilette müssten fünf Sitzplätze, elf Stehplätze und drei Fahrradplätze entfallen.

Die Abendblatt-Leser wollen auch wissen, ob die AKN ihre Kapazitäten auf der Linie zwischen Ulzburg-Süd und Norderstedt ausbauen wird. Immer wieder klagen Fahrgäste über volle Züge im Berufs- und Schülerverkehr. Besonders groß ist der Andrang an der Haltestelle Moorbekhalle. Der AKN-Chef konnte zum Abschied eine gute Nachricht verkünden: Sobald die neuen Triebwagen eingetroffen sind, kann die Eisenbahn ihre Kapazitäten auf der Strecke vergrößern.

Bei der nächsten Aktion „Willkommen hinter den Kulissen!“ sind das Hamburger Abendblatt und seine Leser bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg zu Gast. Am Donnerstag, 16. Juli, können die Gäste sich über die Vorbereitungen einer Vorstellung der aktuellen Produktion „Im Tal des Todes“ informieren. Dazu gehören auch ein Blick in den Bühnenbereich und die Maske.Die Führung beginnt um 13.30 Uhr. Die Teilnehmer sollten gut zu Fuß sein und festes Schuhwerk tragen. Nach dem Rundgang kann sich die Gruppe zum ermäßigten Preis die Vorstellung ansehen. Wer bei der Aktion dabei sein möchte, sollte bis zum 1. Juli, 10 Uhr, eine Mail mit dem Betreff „Kulissen Karl May“ an Norderstedt@abendblatt.de senden.