Kaltenkirchen. Raubkatzen und Singvögel: „Willkommen hinter den Kulissen!“ hieß es bei der exklusiven Führung durch den Circus Krone.

Die bärtigen Freunde von Roland Duss sind die Stars des Vormittags. Flink hüpfen sie aus ihren Bassin, robben sich winkend an die Abendblatt-Leser heran und strecken auf Kommando auch schon mal die Zunge heraus. Schnell sind Handys und Kameras gezückt, als die Seelöwen Küsschen geben. Andrea Schmalfeldt freut sich über den feuchten Stupser der klatschnassen Truppe, die Roland Duss mit frischem Hering bei Laune hält. Danach macht er die Tiere startklar für den Auftritt in der Manage. Die Seelöwen gehören zum Programm von Circus Krone, der noch bis zum Sonntag in Kaltenkirchen gastiert und am Donnerstag Premiere in Kaltenkirchen feierte.

Für 20 Abendblatt-Leser hieß es am Donnerstagmorgen „Willkommen hinter den Kulissen!“ Die Redaktion der Norderstedter Abendblatt-Regionalausgabe und der Zirkus hatten sie zu einem exklusiven Rundgang durch die Wagenstadt mit dem größten mobilen Zirkuszelt der Welt auf dem Festplatz an der Norderstraße eingeladen. 4000 Menschen finden in dem Zelt Platz. Auf dem Parkplatz gegenüber ist über Nacht die Krone-City entstanden, in der fast 400 Menschen leben. Zur Tournee mit dem klingenden Namen „Evolution“ gehören 200 Tiere. 330 Wohn-, Pack- und Gerätewagen ziehen derzeit für den Zirkus durch Deutschland.

Vogelspezialist Alessio brachte seinen Amazonaspapagei zum Singen
Vogelspezialist Alessio brachte seinen Amazonaspapagei zum Singen © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Andrea Schmalfeldt ist von der stürmischen Begrüßung entzückt. Abendblatt-Leser Heinz-Joachim Osswald legt fürs Foto entspannt seinen Arm um den Hals eines Seelöwen, der mit seinem Artgenossen in einem 100.000-Liter-Bassin lebt und vielen Fernsehzuschauern aus der Serie „Hallo Robbie!“ bekannt ist.

In bester Laune begrüßt auch ein Amazonaspapagei die Besucher. Vogelspezialist Alessio hat den knallbunten Vogel aus der Voliere geholt und lässt den kleinen Künstler eine Arie singen. Wieder werden Kameras und Handys gezückt. Der Papagei gehört zu Alessios gefiederter Truppe, die bei jeder Vorstellung durch die Manege fliegt und danach wieder diszipliniert zu ihrem Chef zurück kehrt.

Circus-Krone-Sprecherin Susanne Matzenau erklärt den Besuchern die aufwendigen Vorbereitungen für jeden neuen Tournee-Standort. „Wir brauchen 30.000 Quadratmeter, um optimal aufzubauen“, sagt sie. Der Festplatz bietet gute Bedingungen, weil der Grasboden die Haltung der Tiere erleichtert. Schon Wochen bevor das Zelt steht, muss sich das Krone-Team um die Logistik kümmern. Für jede Woche ordert der Zirkus allein für seine Tiere drei Tonnen Heu und Stroh, 1000 Kilo Fleisch und 500 Kilo Fisch. Hinzu kommen täglich 12.000 Liter Wasser. Auch die Entsorgung wird penibel geplant. Bei Krone wird buchstäblich tonnenweise Mist gemacht.

Auch das Raubtiertgehäge könnten die Leser besichtigen
Auch das Raubtiertgehäge könnten die Leser besichtigen © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Auf- und Abbau verlaufen nach einem eingespieltem Konzept. Ist der letzte Auftritt beendet, beginnt die Demontage noch in der Nacht. Am neuen Spielort treffen zuerst die Tiere und ihre Betreuer ein. Letzter Akt vor der Premiere ist die Aufstellung der Besuchertoiletten.

Fritzi hat seinen kleinen Stall bei den Kamelen und den anderen Exoten und isst am liebsten Wassermelonen. Die Zuschauer lieben das muntere Wildschwein, das inzwischen eine eigene Homepage und eine Fanpage bei Facebook hat. „Fritzi bekommt mehr Mails als die anderen Tiere“, sagt Susanne Matzenau.

Nebenan warten die Kamele und Zebras auf ihren Auftritt. Zebrabulle Massai habe es zum Maskottchen eines Fußballclubs gebracht, erzählt Susanne Matzenau. Bei einem Gastspiel in Villingen-Schwenningen sei der Kontakt zu den Sportlern des Drittligavereins entstanden, die mit dem neuen Maskottchen eine ansehnliche Siegesserie hinlegten – bis Schalke 04 zum Auswärtsspiel in Villingen-Schwenningen antrat.

Im nächsten Zelt besuchen die Abendblatt-Leser die größte Männer-WG Kaltenkirchens: 60 edle Hengste fressen und ruhen hier. Friesen, Araber und andere Rassen leben in dem Zelt. Beliebtes Fotomotiv sind die seltenen Cremellos mit ihren blauen Augen und dem cremefarbenen Fell. Die Elefantendamen zeigen den Besuchern nur ihre Hinterteile. Sie konzentrieren sich lieber auf das Heu, dass lecker und frisch vor ihnen aufgehäuft wurde. Auf einen kurzen Schwatz kommt Clown Tonito Alexis vorbei. Die Abendblatt-Leser sehen einen attraktiven jungen Mann, am Nachmittag trägt er buntes Make-up, Hütchen und Pappnase.

Das Posieren vor der kamrea hat Seelöwe Charly gut drauf
Das Posieren vor der kamrea hat Seelöwe Charly gut drauf © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Auf dem Weg zum Raubtiergehege geht Susanne Matzenau auch auf das immer wieder geforderte Verbot des Aufritts von Wildtieren in Zirkussen ein. „Ein Zirkus ohne Tiere ist kein Zirkus, sondern ein reisendes Varieté“, sagt sie. Das Gelände des Circus Krone stehe Besuchern stets offen, so dass sie sich von der guten Pflege und Versorgung der Tiere überzeugen könnten. „Hier kann man sich alles anschauen“, sagt die Circus-Krone-Sprecherin. „Doch die Demonstranten bleiben am liebsten draußen.“

Draußen bleiben müssen auch die Abendblatt-Leser am Raubtiergehege – aus Sicherheitsgründen. Die 28 Raubkatzen sind noch munter. Die jungen weißen Löwen tollen hinter den stabilen Metallgittern. 14 der 87 weißen Löwen weltweit leben bei Dompteur Martin Lacey jr., der regelmäßig mit Circus Krone auf Tournee geht. Am frühen Nachmittag wird es ruhiger im Gehege. Am liebsten verbringen die Löwen und die Tiger dösend den Tag.

Zum Abschied dürfen die Abendblatt-Leser das Zelt des größtes Zirkusses in Europa besuchen. 120 Scheinwerfer beleuchten die frisch geharkte Manege, die bis zum Auftritt der Artisten nicht mehr betreten werden darf.

Viele Abendblatt-Leser freuen sich auf diesen Moment. Sie haben sich Karten für die Vorstellung gekauft.