Norderstedt. Durchwachsene Bilanz des Norderstedter „Kulturboulevards“: Schausteller berichten von einem Rückgang der Besucherzahlen
Aber schön war es doch. Trotz harter Kritik am Veranstalter und am geschrumpften Angebot haben sich am Wochenende Zehntausende beim Norderstedter Stadtfest „Kulturboulevard“ amüsiert. Zwar waren Stände, Fahrgeschäfte und Bühnen nicht so stark besucht wie in den Vorjahren, doch die Bilanz fiel nicht durchgehend negativ aus. „Wenn es weniger Stände gibt, kommen mehr Leute zu uns“, sagte Mirko Mathejczyk, der an seinem Getränkestand mehr mit der Wespenplage als mit schwachen Umsätzen kämpfte. Auch Familienvater Andreas Thoms war zufrieden: „Für Familien ist es klasse hier. Es gibt viele Attraktionen für die Kinder.“
Noch vor Beginn des „Kulturboulevards“ hatten die Stadtverwaltung und die Polizei den Veranstalter EPM Concept wegen Mängel beim Konzept und der Vorbereitung scharf kritisiert und eine professionellere Vorbereitung angemahnt. „Wir sind sehr unzufrieden“, hatte Rathaussprecher Hauke Borchardt gesagt.
Kritisiert wurden mangelnde Kommunikation zwischen Veranstalter und Behörden, fehlende Informationen für Autofahrer über die Sperrungen und eine unprofessionelle Öffentlichkeit. In Norderstedt hingen nur wenige Plakate, Medien wurden nicht über das Programm informiert. Auch im Internet waren nur mit Mühe Informationen zu erhalten.
Während des Festes wurde erneut Kritik an der Bezeichnung „Kulturboulevard“ laut. „Wer einen Kulturboulevard erwartet, wird enttäuscht“, sagt Mirko Mathejczyk. „Wer etwas anderes erwartet, kommt gar nicht erst.“ In den Jahren zuvor seien deutlich mehr Menschen zu dem Fest gekommen, sagte er. Dennoch sei er nicht unzufrieden. Zum Fest in Norderstedt komme ein gutes Publikum.
Sein Kollege vom Bierpilz gegenüber, der seit Jahren zum Stadtfest anreist, spricht von einem durchwachsenen Geschäft, das weiter rückläufig sei. Nur abends sei der Stand halbwegs gut besucht gewesen. „Mit drei Leuten hätten wir hier jedoch nicht arbeiten müssen“, sagte er. „Das hätte ich notfalls auch allein geschafft.“ Außerdem hätten sich Kunden über die vielen unbesetzten Flächen auf der Partymeile hinter dem ZOB beklagt. „Unter einem Kulturboulevard verstehe ich etwas anderes“, sagte der Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte.
„Es ist nicht allzu viel los“, meint auch Joachim Wulff vom Lions-Club Norderstedt, der mit seinen Vereinsfreunden vor dem Rathaus Tombolalose verkaufte und auf hohe Einnahmen für Wohltätigkeitsaktionen hofft. 7000 Lose hatte der Club beschafft. Wulff führt die schwache Resonanz auf die mangelnde Werbung für das Volksfest zurück. Wulff: „Das war schon mal wesentlich besser“
Viele Gäste hatten jedoch trotz der Unzulänglichkeiten ihren Spaß. „Uns gefällt es gut“, sagten unisono die Norderstedter Annegret und Uwe Schwalba und ließen sich ihr Bier schmecken. „Die Stimmung ist super.“ Den beiden gefiel besonders das Showprogramm auf der Bühne. Nur mit der Umbennung zum „Kulturboulevard“ kann das Norderstedter Paar nichts anfangen. „Es ist alles gleich geblieben, nur das Angebot ist kleiner geworden“, sagt Uwe Schwalba.
Auch Vannessa Jeschke, deren dreijähriger Sohn Shervin Karussell fährt, ist zufrieden: „Bis auf die Wespen ist alles super.“
Polizei und die Hilfsorganisation KBA blicken auf ein friedliches Stadtfest zurück. „Es war sehr ruhig“, sagte KBA-Einsatzleiter Lars Albrecht. Bis auf die Behandlung zahlreicher Wespenstiche und einiger Schürfwunden hätten er und seine Kollegen wenig zu tun gehabt. Am Sonnabendabend habe der KBA 20 Patienten behandelt, sagte Albrecht. In früheren Jahren seien es bis zu 90 gewesen. Albrecht führt die Entwicklung auf den Rückgang der Besucherzahlen zurück.
Ralf Kapelke von der Polizeistation Norderstedt-Mitte war mit 18 Kollegen im Einsatz. Bis auf wenige Streitereien unter Jugendlichen habe die Polizei keine besonderen Vorkommnisse verzeichnet, sagte Kapelke, der die gute Zusammenarbeit mit dem Sicherheits dienst lobte.
EPM Concept-Chef Stefan Schächterle sagte: „Wir sind zufrieden.“ Ein kurzer Platzregen habe am Sonnabend dazu geführt, dass viele Besucher das Fest vorzeitig verlassen hätten. Ansonsten sei das Wetter sehr günstig gewesen.
Schächterle räumte Probleme bei der Organisation des „Kulturboulevards“ ein und sprach von kleineren Schwierigkeiten, die zusammen gekommen seien. Bevor er über Konsequenzen rede, wolle er zunächst ein Gespräch mit der Stadt und anderen Partnern führen. „Sich über die Presse auszutauschen halte ich nicht für professionell“, sagte Schächterle, der auch für den Norderstedter „Kulturboulevard“ im kommenden Jahr einen Vertrag hat.