Die CDU kritisiert die misslungene Neuausrichtung des Stadtfestes: Nur der Name des Festes habe sich verändert. Denn statt Kultur habe es nur Mucke, Wurst und Bier gegeben.
Norderstedt. Viel Bier, Wurst, Fahrgeschäft – und wenig Kultur. Die CDU-Fraktion in der Norderstedter Stadtvertretung kritisiert das gerade zu Ende gegangene 20. Norderstedter Stadtfest und den neuen Namen der Veranstaltung. „Kulturboulevard – das war eindeutig ein Etikettenschwindel“, sagt Fritz Jürgen Stockmann, Mitglied der CDU-Fraktion im Kulturausschuss. „Auch wenn die CDU grundsätzlich nichts gegen das Stadtfest hat, so ist das, was man mit der hochmögenden Bezeichnung Kulturboulevard dem renommierten Ansehen der Stadt Norderstedt angetan hat, ebenso fahrlässig wie irreführend.“
Denn zwischen den Schwenkgrillen, der Caipirinha-Ständen und Bierschwemmen habe sich auf dem Kulturboulevard nichts gefunden, was im engsten oder weitesten Sinne rund ums Rathaus als „kulturell“ angesehen werde, wie zum Beispiel die Buchhandlung am Rathaus, die Volkshochschule, die Musikschule, die Kulturstiftung, die „TriBühne“ oder die Geschäftsstelle von Norderstedt Marketing. „Es war ein Stadtfest mit dem Charakter einer Partymeile mit Mucke, Wurst und Bier“, sagt Stockmann.
Ob so etwas überhaupt noch im Stadtkern rund um das Rathaus veranstaltet werden sollte, stellt Stockmann in Frage. „Das Niveau, das mit professionellem Stadtmarketing für die Marke Norderstedt erreicht wurde, sollten wir nicht leichtfertig und gedankenlos aufs Spiel setzen“, sagt Stockmann.
Für CDU-Fraktionschef Gert Leiteritz ist es den Anwohnern und Geschäftsleuten an der Rathausallee nicht mehr länger zuzumuten, dass Betrunkene nachts in die Hauseingänge pinkeln oder randalieren. „So wie das fest jetzt läuft, wollen wir es nicht mehr“, sagt er. Das Problem sei: Hochwertigere Veranstaltungskonzepte kosten Geld. Und das will die Stadt nicht ausgeben. Derzeit kassiert Norderstedt zwischen 4000 und 5000 Euro an Gebühren für die Sondernutzung der Flächen. „Der Vertrag mit der Veranstalter läuft jetzt aus. Und wir müssen eine neue Fläche für das Fest finden. Der Stadtpark ist ausgeschlossen. Vielleicht kommt die Fläche am Friedrichsgaber Weg, südlich der Müllberge infrage“, sagt Leiteritz.
Veranstalter EPM Concept hatte immer betont, man wolle das ehemalige Spektakulum „behutsam“ verändern, weg von der lauten Partymeile, hin zum niveauvollen Familienfest. EPM-Geschäftsführer Stephan Schächterle hatte im Abendblatt betont, dass das Stadtfest 2014 bis auf die Musik nahezu unverändert bleibe. Denn lange Zeit sei nicht klar gewesen, ob es überhaupt stattfinden könnte, weil die Bebauung der Festfläche hinter dem ZOB Mitte anstand, sich aber dann doch noch mal verzögerte. Seinem Team habe deshalb nicht viel Zeit zur Verfügung gestanden um alles zu organisieren. Im nächsten Jahr müsse eine neue Fläche gefunden oder ein neues Konzept für die alte, verkleinerte Fläche gefunden werden. Spätestens dann soll sich vieles ändern.
Die FDP Norderstedt will es ganz genau wissen und hat eine elf Fragen umfassende Anfrage für die nächste Stadtvertretersitzung am Dienstag, 9. September, gestellt. FDP-Chefin Gabriele Heyer: „Wir möchten, dass der Charakter als Volksfest und Treffpunkt von Jung und Alt erhalten bleibt. Hier können sich ungezwungen Freunde und Bekannte, aber auch Geschäftsleute und ihre Kunden austauschen.“ Außerdem wollen die Liberalen wissen, welches Fazit die Schausteller und Verwaltung ziehen und warum weniger Stände als im Vorjahr aufgebaut waren.