Pronstorf. Bei der Premiere im Pronstorfer Kuhstall hielt das Publikum den Atem an. Die Grubingers meisterten mit ihrem Team ein Wagnis.
Er ist ein Charming-Boy! Und kann doch so richtig zuschlagen. Martin Grubinger brachte die circa 800 Gäste im Kuhstall auf Gut Pronstorf mit seinem phänomenalen Percussionspiel zum Jubeln, vor allem mit Peter Tschaikowskys Nussknacker-Suite, Opus 71a, die sein Vater Martin Grubinger für zwei Schlagwerke und zwei Klaviere transponiert hat.
Bei der Premiere im Pronstorfer Kuhstall hielt das Publikum den Atem an. Wie würden die Grubinger mit ihrem Team das Wagnis meistern, dieses streicherselige und tanzverliebte Tschaikowsky-Opus auf zwei Schlagwerke und zwei Flügel zu reduzieren?
Das Abenteuer wurde zum Erfolg, das Publikum hielt es nicht mehr auf den Stühlen, es jubelte. Die gesamte Adaption des Tschaikowsky-Stücks ist von einem packenden, kongenialen und immer wieder überraschenden Zusammenspiel von Schlagwerkern und den Pianistinnen Ferhan und Ferzan Önder geprägt.
Gleich mit den Danses caractéristiques zaubert das Önders-Duo die Märchenwelt des Nussknackers auf die Bühne. Martin Grubinger jun. fügt erste Klänge von Vibrafon und Klangstäben hinzu, der erste Satz swingt in den Marsch. Klassische Klänge vom Klavier werden weiterentwickelt zu verjazzten Klangkaskaden der Schlagwerke, von Vibrafon, Marimbafon und Klangstäben, Becken, Trommeln und Tamtam, und die Grubinger-Fassung des Nussknackers zeigt, wie ungemein modern Tschaikowsky komponierte.
Der swinging Nussknacker kommt vor allem den Tänzen zugute, denen die Grubingers, unterstützt von Alexander Georgiev und Leonard Schmidinger, jegliche Zuckersüße nehmen, dafür aber den Rhythmus fast bis zur Ekstase treiben.
Alle Klangfarben, ob der russische Tanz, der arabische, chinesische, der Tanz der Rohrflöten bis zum Blumenwalzer, leuchten ungeahnt intensiv, wobei die Zwillingsschwestern an den Flügeln den Blumenwalzer allein spielen – eine Spitzenleistung! – bevor das Grubinger-Sextett zum furiosen Finale findet. Die Nussknacker-Suite beschließt vor zwei Zugaben, den Libertango von Astor Piazzolla und „Look Out Little Ruth“ von Kurt Engel, das Programm mit einem Quartett von Steve Reich, Béla Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug und Tan Duns „The Tears of Nature“ – jedes Stück für sich machen die Schlagwerker und Pianistinnen zu einer Klang-Sensation.
Dieses so ungewöhnliche besetzte Konzert mit Grubinger jun., auch Artist in Residence des Festivals, ist eine Sternstunde! „Es ist einfach genial, als Solistenporträt vom Festival gewählt worden zu sein“, sagt Grubinger. Und lässt seinen Charme blitzen.