Pronstorf. Maren Kroymann powerte mit ihrem neuen Programm „In My Sixties“ den Pronstorfer Kuhstall und die Silver Ager im Kuhstall waren begeistert
Swinging Sixties! Maren Kroymann hüpfte im blauen Cocktail-Kleid auf die Bühne und brachte den ganzen Kuhstall auf Gut Pronstorf beim dritten Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals zum Schwingen. „I Only Want You“ röhrte sie ins Mikro und heizte die Partystimmung an.
Das Publikum tobte begeistert über die gute Laune, die Kroymann, einst die TV-Nachtschwester der Nation, mit der Jo Roloff Band in den Raum pumpte – und das nicht erst nach einigen Schlagern, sondern gleich mit dem ersten Hit, einer von Dusty Springfield.
Der kam zwar noch vom Band, aber dann gab’s von der Band mächtig was auf die Ohren, und als Gitarrist Ralf Lehmann wie einst seine Kollegen aus den 60ern mit der Gitarre im Anschlag über die Bühne rockte, gab’s vom ehrwürdigen Publikum kein Halten mehr.
„Ist hier irgendjemand unter 40?“, fragte denn auch Maren Kroymann, und nur wenige hoben ihre Hand. Die Silver Ager hatten den Kuhstall fest im Griff und schwelgten mit der Sängerin und Kabarettistin in ihren Jugendjahren – damals, als die Mädchen ihre Haare noch mit 100 Bürstenstrichen traktierten und sie zu Türmen toupierten, als die Pille kam und Mütter und Väter in Unruhe versetzte, als eine ganze Generation begann, den Aufstand gegen das Establishment zu proben.
Die 66-jährige Entertainerin feiert mit ihrer neuen Show „In My Sixties“ nicht nur die Schlager von einst, sondern auch ihre Lebensjahrzehnte und lud auf Tour durch „50 Jahre Pubertät“ ein. Sie erzählte von ihrer Kindheit in Tübingen, davon, dass Dusty Springfield für sie die ältere Schwester war, die sie nie hatte, von der Pubertät, in der sie ihr Verhältnis zum anderen Geschlecht neu ordnete, von ihrer Gastfamilie in den USA, als sie dort zum College ging, wie frau sich einen Mann angelt: „Wish and Hope and Pray“, wie sie dem Rotlicht-Milieu in Stuttgart auf die Schliche kam: „Ich war damals schon angezogen vom Unseriösen.“
Sie röhrte und rockte, das aber immer mit damenhafter Eleganz. Sie zelebrierte den Beat der 60er mit leiser Ironie, beispielsweise mit „I Close My Eyes“, „Hey Babe“, „Ein romantischer Mann“ und den Kinks-Song „Sunny Afternoon“, rechnete mit Girl-Groups ab: „Man muss gar nicht über zwei Oktaven singen, zwei Töne reichen.“
„Ich liebe tiefe Männerstimmen“, sagte die Kroymann, stimmte „In The Summertime“ von Mungo Jerry in tiefer Lage an und sang ein Loblied auf ihren Dual-Plattenspieler. Und auf das Bürstchen, das die Nadel säuberte. Wow! Was für eine Frau.