Das Schleswig-Holstein Festival Orchester gab unter der Leitung von Christian Zacharias nach fünf Jahren wieder ein Konzert auf Gut Pronstorf

Bis dicht an die Bühnenrampe heran waren die Stuhlreihen im großen Kuhstall auf Gut Pronstorf gestellt. Das Schleswig-Holstein Festival Orchester gab unter der Leitung von Christian Zacharias nach fünf Jahren wieder ein Konzert auf Gut Pronstorf, und die jungen Musikerinnen und Musiker aus aller Welt spazierten unter Applaus des Publikums in der nahezu ausverkauften Halle mit ihren Instrumenten in einem fröhlichen Parcours durch die Stuhlreihen zur Bühne.

Es war das zweite Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf Pronstorf, weitere drei folgen an den Sonntagen, 2. August, mit Maren Kroymann und der Jo Roloff Band, 10. August mit Schlagwerker Martin Grubinger, in diesem Jahr Künstler in Residence des Festivals, und am Freitag, 21. August, mit Volker Lechtenbrink.

Vor ihrem großen Spiel auf der Bühne hatten die Musikerinnen und Musiker ihren großen Auftritt auf dem Rasen vor dem Kuhstall. Sie stimmten schon mal ihre Instrumente und flirteten mit dem Publikum.

„Diese ungezwungene Atmosphäre und dieses spontane Miteinander-ins-Gespräch-kommen zeichnet das Festival in Schleswig-Holstein aus, das ist viel gelassener als ein Konzert in Hamburg“, sagte eine Besucherin und strahlte die Streicherinnen Jung Yoon Bae, Jung Min Lim, HaSang Lee und Audrey Chen an.

Etwas ernster wurde es mit Sergej Prokofieffs Sinfonie D-Dur, Opus 25, der „Symphonie classique“. Im Allegro setzte Dirigent Christian Zacharias schnelle, starke Zäsuren, die andere Dirigenten oft überspielen. Die junge Musiker-Elite folgte seinem Stab präzise, formulierte mit beschwingter Eleganz und wie zufällig Echo, Fragen und Antworten, piano und forte. Tänzerisch kam die Gavotte, die Prokofieff statt des für den dritten Satz üblichen Menuetts setzte. Ohnehin ist die Symphonie classique eine ironische Antwort des Komponisten auf die bis dahin streng eingehaltene Form. Wie ein Sanges-Wettstreit interpretierten Orchester und Dirigent den letzten Satz.

Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klavier und Orchester in A-Dur dirigierte Zacharias vom Flügel aus. Sein Spiel begeisterte durch eine fantastische Leichtigkeit und blieb trotzdem nichts an Intensität und Mozartscher Klangfarbe schuldig. Das Orchester, jetzt verkleinert, folgte jedem Fingerzeig. Zartester Anschlag machte den zweiten Satz, das berühmte Adagio, zum Hörgenuss, und Zacharias schien selbst jedem Ton nachzuhorchen, um ihn sofort aufzunehmen, weiter zu spinnen und zum dritten Satz, dem Allegro assai, zu entwickeln, geprägt von hinreißend tänzerischem Rhythmus. Dafür gab es nicht nur vom Publikum frenetischen Applaus, auch die jungen Musiker feierten ihren Dirigenten.