Norderstedt. Christian Behrendt, Quartiersmanager in Norderstedt-Mitte, über seine Pläne und die neusten Entwicklungen im Stadtteil.

Der Slogan geht zurzeit so: „Norderstedt-Mitte. Lebendig. Grün. Innovativ.“ Norderstedt Mitte? Lebendig? Grün? Innovativ? Wer die Realität rund um die Rathausallee kennt, setzt hier Fragezeichen. Christian Behrendt muss dafür sorgen, dass die Fragezeichen wegkommen. Dass der Slogan für das junge Herz der Stadt Norderstedt mit Leben gefüllt wird. Behrendt ist der Quartiersmanager des Viertels. Und in dieser Funktion so etwas wie die Eier legende Wollmilchsau.

„Es gibt eine verzerrte Wahrnehmung darüber, was ich tun soll“, sagt Behrendt. So lange Jahre ist im Einkaufsquartier zwischen der Ulzburger Straße im Osten und dem Buckhörner Moor im Westen nichts passiert. Nun soll alles auf einmal geschehen. Im November 2014 wurde der PACT für Norderstedt-Mitte geschlossen. Das steht für Partnerschaft zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen. Was konkret bedeutet, dass Gewerbetreibende, Immobilienbesitzer und Behörden gemeinsam anpacken und Geld ausgeben, damit alles besser wird im Viertel. Der Kaufkraftverlust soll aufgehalten, die Lebensqualität verbessert und der Vandalismus eingedämmt werden. Und Behrendt steht ganz vorne an der Front und soll es mit 20 Stunden die Woche richten. „In meinem Büro in der Moorbekpassage wurde ich von einem Bürger auch schon gebeten, die Wasserqualität der Moorbek zu prüfen“, sagt Behrendt. „Aber ich fühle mich in erster Linie verpflichtet, die Kaufkraft im Viertel zu steigern und für mehr Lebensqualität für die Bürger zu sorgen.“

Den Druck der Erwartung kompensiert der Diplom-Volkswirt und ehemalige Rundfunkjournalist mit einem Aktionsprogramm. Am 11. und 12. September ist die Auftaktveranstaltung für den Aufbruch im Quartier. Auf der Wiese hinter dem ZOB wird zwei Tage Open-Air-Kino geboten. „Ziemlich beste Freunde“ und „Monsieur Claudes Töchter“, dazu ???-Hörspiele, jeweils 17 bis 22 Uhr, der Film startet um 20 Uhr. Eintritt frei. Außerdem versucht Behrendt mit einem Foto- und Malwettbewerb so etwas wie Identifikation des Bürgers mit dem „Herz der Stadt“ zu erzeugen. Kinder sollen Bilder malen, Erwachsene Fotos machen.

Drogeriemarkt Budni kommt zurück

Die Kaufkraft in Norderstedt-Mitte wird das alles nur wenig beeinflussen. Das ist auch Behrendt bewusst. Dafür ist der Branchenmix links und rechts der Rathausallee entscheidend. „Die Struktur ist uneinheitlich. Tabakläden, Friseure Ärzte, Banken, Lebensmittel. Wie soll man da einheitliche Kernöffnungszeiten im Quartier hinbekommen?“ In der Moorbekpassage habe man aus sechs Läden zwei gemacht und der Drogeriemarkt Budnikowsky ist weg. „Da wird es schwierig mit dem Mix“, sagt Behrendt. Die gute Nachricht: Budni kommt zurück. „Es wurde eine Lösung in der Moorbekpassage gefunden.“ Als Behrendt, der in Schönberg bei Ahrensburg lebt, das erste Mal nach Norderstedt-Mitte kam, suchte er ein Café auf dem riesigen Rathausmarkt. „Fehlanzeige. Ich war überrascht.“ Doch nun soll sich gastronomisch einiges ändern. „Ich verspreche mir viel von der Brauhaus-Idee. Das wird ein Alleinstellungsmerkmal für Mitte“, sagt Behrendt.

Der Pavillon des Ticket Corners wird außerdem frei, wenn das Kulturbüro demnächst in das Brauhaus inte­griert wird. „Der Wirt Alberto Moliterno vom ,Fantasia bei Alberto’ hat Interesse, hier wieder – wie früher einmal – sein Eiscafé zu eröffnen“, sagt Behrendt. „Dafür muss die Stadt das grobe Kopfsteinpflaster rund um den Pavillon glatt machen, damit dort Tische und Stühle stehen können.“ Neu im gastronomischen Angebot wird ab August das „Burrito“ sein, das in einem Ladengeschäft am kleinen Platz um den Brunnen am ZOB aufmachen wird. „Ein Hamburger Gastronom, der macht einen Kalifornien-Mexiko-Mix“, sagt Behrendt. Interessant wird zu beobachten sein, wie sich die gastronomische Nutzung mit der etablierten Trinker-Szene vereinbaren lässt, die sich fast täglich am Brunnen trifft.

Womit wir beim Sicherheitskonzept sind. „Klar, der Ruf nach den schwarzen Sheriffs wird wieder laut, wenn – wie kürzlich – Taschendiebe in der Moorbekpassage alten Leuten das Portemonnaie aus der Tasche ziehen“, sagt Behrendt. Aber die Grundeigentümer und Geschäftsleute müssen jetzt schon genug zahlen für die PACT-Maßnahmen (etwa 50 Cent pro Monat für jeden Quadratmeter Fläche im PACT-Gebiet). Und das Budget des PACT liegt insgesamt bei etwa 95.000 Euro im Jahr. Kostspielige 24-Stunden-Security ist da kaum realisierbar.

Was den Leerstand angeht, so nimmt sich Behrendt ein Beispiel an den Kollegen vom Schmuggelstieg. Er plant temporäre Kultur in leeren Läden, also Pop-up-Galerien von Malvereinen. Um den Mix im Quartier zu verbessern, wünscht sich Behrendt bei der Neuvermietung mehr Konzept. „Doch wenn Grundeigentümer in Hessen oder Bayern sitzen, fehlt oft das Gefühl für den Standort.“ Im Ergebnis wird an das Gewerbe vermietet, das verfügbar ist. Selbst wenn es sich dabei um den fünften Friseur oder die zehnte Arztpraxis im Quartier handelt. Was die Bürger sich für Norderstedt-Mitte wünschen, das sollen sie bei einer Umfrage beantworten, die Behrendt jetzt starten will. Behrendt: „Die Norderstedter sollen sagen, was ihnen hier gefällt, was gut und was schlecht läuft und was sie im Quartier vermissen.“

Die Foto- und Malaktion mit Motiven aus Norderstedt-Mitte läuft noch bis zum 31. August. Gemalte Bilder können direkt im Büro von Christian Behrendt in der Moorbek-Passage abgegeben werden (montags, mittwochs und freitags, 9 bis 13 Uhr, dienstags und donnerstags 14 bis 18 Uhr) oder an c.behrendt@norderstedt-mitte.de geschickt werden. Zu gewinnen gibt es unter anderem ein Smartphone von den Stadtwerken und Kino-Gutschein vom Spectrum-Kino.