Norderstedt. Die NDR Radiophilharmonie und das Ac-Capella-Ensemble King’s Singers gastierten beim Schleswig-Holstein Musik Festival in Norderstedt.

Noch nicht laufen können, aber schon Cole Porter hören. Wenn das Musik Festival Schleswig-Holstein wieder in Klang-Kaskaden taucht, kennt das Alter des Publikums keine Grenzen. Weder nach oben. Noch nach unten. Und so krähte beim SHMF-Konzert in der „TriBühne“ am Rathaus Norderstedt der jüngste Zuhörer aus den Kinderwagen-Kissen, als wolle er sagen, nun singt und spielt endlich weiter. Machten sie denn auch, die NDR Radiophilharmonie und das A-cappella-Ensemble King’s Singers.

Mit einer schwungvoll in hohen Tempi gespielten Ouvertüre zum Musical „Girl Crazy“ von George Gershwin eröffnete die NDR Radiophilharmonie das Konzert mit den Songs aus „The Great American Songbook“, in dem die Evergreens der 1920er- bis 1960er-Jahre aus den Traumfabriken Hollywood und Broadway aufgeschrieben sind, George Gershwin beispielsweise, Harold Arlen oder eben Cole Porter.

Die Philharmoniker folgten präzise dem beredten Dirigat Frank Strobels, der starke Zäsuren setzte und trotzdem seinen 86 Musikerinnen und Musikern für die romantischen Passagen viel Raum zum Schwelgen gab.

Mit einem kräftigen „Hallelujah“ enterten die King’s Singers die Bühne, dieses A-cappella-Ensemble, das sich quer durch die weite Welt singt und immer wieder begeistert. Beim Schleswig-Holstein Musik Festival hielten sich Tenor Julian Gregory, Bass Jonathan Howard, die Countertenöre David Hurley und Timothy Wayne-Wright und die Baritone Christopher Bruerton und Christopher Gabbitas mit ihrem britischen Humor allerdings zurück. Der brach erst bei „The Lady Is A Tramp“ durch, aber auch dort dezent.

Ebenso zurückhaltend spielte das Orchester, wenn es die sechs Sänger begleitete, und formte dadurch eine ausgewogene Harmonie, setzte aber trotzdem spannungsreiche Ecken und Kanten. Die King’s Singers beherrschen auch in ihrer neuen Formation den Swing und den Schalk, Poesie, Rhythmus und Innigkeit, und bevor ein Song ins allzu Selige driftet, holen sie ihn mit feinem Witz wieder aufs Parkett.

Bossa Nova beispielsweise. Cole Porter. „Begin the Beguine“. Oder „Night And Day“ voll schwelgerischer Schwärmerei. Ebenso sensibel und gleichzeitig mit leiser Ironie vom Orchester begleitet. So wie die Musiker über alle Pulte hinweg ihre Vielfarbigkeit ausspielten und trotzdem zur Einheit fanden, so betonten auch die King’s Singers das große Klang-Spektrum ihrer Stimmen in feiner Weise.

Erst nach zwei Zugaben entließ das Publikum in der fast ausverkauften „TriBühne“ Sänger und Orchester. Und der kleine Kräher in seinen Kissen? Schlummerte süß und selig zu Cole Porter, King’s Singers und Co.