Bad Segeberg. Viele Frauen und einige Männer genossen eine tibetische Yoga-Stunde mit Schauspieler Ralf Bauer auf dem Landesturnierplatz.
Ralf Bauer steht im Sportdress am Rande des Landesturnierplatzes in Bad Segeberg. Der Wind weht kräftig, aber trotzdem strömen die Menschen. Immer mehr kommen auf den Platz, fast alle haben eine Gymnastikmatte unter dem Arm. „Machen Sie eigentlich Power-Yoga?“, fragt eine Frau im mittleren Alter. Der Schauspieler kann sich einen Kalauer nicht verkneifen: „Nein, meine Dame, ich mache Bauer-Yoga.“ Gelächter ringsherum. Das Eis ist gebrochen. Um Punkt 9 Uhr haben etwa 140 Frauen und allenfalls zehn Männer ihre Matten ausgebreitet und sind bereit, sich vom populären Schauspieler zeigen zu lassen, wie tibetisches Heil-Yoga funktioniert. Unter den Besuchern ist auch die Schauspielerin Barbara Wussow, die zusammen mit Ralf Bauer Stargast der diesjährigen Karl-May-Spiele ist.
Warum am Sonntagmorgen um 9 Uhr so viele Frauen, aber kaum Männer anrücken, kann Ralf Bauer nur vermuten. „Viele Männer glauben wahrscheinlich immer noch, dass Yoga etwas für Weicheier ist, also nichts für sie, sondern mehr so Hausfrauen-Gymnastik.“ Mag sein, dass Schauspieler Bauer auch der Grund ist: Der smarte 48-Jährige ist möglicherweise mehr ein Frauentyp.
Egal, los geht’s. Ralf Bauer steigt auf das kleine Podium und gibt mit dem Megafon in der Hand die ersten Anweisungen. Zunächst Atemübungen zum Aufwärmen. Er macht es vor: Einatmen durchs linke Nasenloch – und zwar bis tief hinunter zum untersten Wirbel. Ausatmen bis hinunter zu den Füßen. Die Leere halten wie beim Röntgen – also nicht atmen. Dann von vorne beginnen. Nach dem Einatmen die Fülle halten – also die Luft anhalten.
Nach dem Aufwärmen kommt das Wesentliche. Von den 28 Übungen, die Ralf Bauer von den Tibetern gelernt hat, führt er die fünf Grundübungen vor. Fünf, weil es, so berichtet er, bei den Tibetern fünf Grundelemente gibt: Zu den vier bekannten kommt das Raumelement hinzu. Alle Übungen gemeinsam sollen den Körper stabilisieren und die Rückenmuskulatur kräftigen. „Aus der Hüfte heraus neigt sich der Oberkörper wie ein Korkenzieher“, sagt Ralf Bauer und macht es vor: Mit der rechten Schulter hinunter zum linken Knie.
Ursula Ehrich mit 86 Jahren noch topfit
Gar nicht so einfach: Bei Barbara Wussow sieht es noch etwas steif aus, aber Ursula Ehrich schafft es bis ganz hinunter und versetzt dabei viele in Erstaunen. Denn diese Segebergerin ist mit ihren 86 Jahren so gelenkig wie sonst kaum jemand auf dem Platz. „Ich macht seit 40 Jahren jeden Tag Yoga“, sagt sie. Für Ralf Bauer ist sie der lebende Beweis, wie gut Yoga für die körperliche Fitness ist.
Zuletzt eine Übung, die er schon in der Schauspielschule gelernt hat: Laufen wie in Zeitlupe, dabei gaaanz langsam winken. Das sorgt für Spaß am Ende der Yoga-Stunde, zumal die Teilnehmer ihre Plätze verlassen sollen, um sich auf der anderen Seite des Podiums aufzustellen. Viele der leichten Gymnastikmatten machen sich daraufhin selbstständig und werden vom Winde verweht. Einige fängt Ralf Bauer unter dem Beifall der Besucher wieder ein und beschwert sie schließlich mit einem herumstehenden Karl-May-Plakataufsteller.
Für Ralf Bauer ist es die erste Yoga-Unterrichtsstunde im Freien. Er unterrichtet gerne, aber eher in geschlossenen Räumen. Tibet-Yoga ist für ihn ein fester Bestandteil des Lebens geworden: „Diese 13 bis 15 Minuten, die ich allmorgendlich damit verbringe, mit der Bewegungsabfolge des Sonnengrußes meine Bänder und Sehnen zu dehnen und die Muskulatur zu stärken, investiere ich gern, denn sie helfen mir, gesund zu bleiben und frisch und gestärkt in den Tag zu starten.“
Spenden für die Erdbebenopfer in Nepal
Wer ihn sieht, glaubt gerne, dass diese Art von Bewegung gut tut: Der populäre Schauspieler wirkt durchtrainiert, ist schlank, bewegt sich geschmeidig und fließend. Rückenprobleme mag man sich bei ihm eher nicht vorstellen. Immerhin ist Yoga für ihn inzwischen auch unter finanziellen Aspekten wichtig: Er hat Yoga-DVDs veröffentlicht und sogar einen speziellen Gymnastikball unter seinem Namen herausgebracht. Ein zweites Standbein neben der Schauspielerei? Ralf Bauer winkt ab. „Soweit ist es noch nicht.“ An diesem Morgen fließt auch Geld, aber das ist für die Erdbebenopfer in Nepal gedacht. Viele Scheine landen im „Klingelbeutel“, den Ralf Bauer herumgehen lässt: 1351 Euro und 30 Schweizer Franken.
Kollegin Barbara Wussow ist angetan von der morgendlichen Übungsstunde. „Das war meine erste Yoga-Stunde; vielleicht nehme ich mal Privatstunden, aber draußen mache ich es erst wieder, wenn es wärmer ist.“
Katja Schaumburg und Mathias Zeiler sind extra aus Bremen zur Yoga-Stunde angereist und haben es nicht bereut: „Das hat er gut gemacht, es war sehr unterhaltsam.“ Petra Kubisch aus Luckenwalde, die in Bad Segeberg gerade eine Reha-Kur absolviert und sonst eher dem Hatha-Yoga zugetan ist, fand Ralf Bauers Übungen „sehr inspirierend.“