In Norderstedt finden nur zwei Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals statt, auf Gut Pronstorf wieder fünf Konzerte und in Bad Segeberg ein Konzert.

Kreis Segeberg. Gutes kann das Publikum gern zweimal hören. Das jedenfalls scheinen Norderstedts städtisches Kulturbüro, die „TriBühne“ und Norderstedt-Marketing als Unterstützer der Norderstedter Konzerte zum Schleswig-Holstein Musik Festival, SHMF, zu meinen. Denn das erste Konzert in Norderstedt gestaltet wieder der A-cappella-Chor King’s Singers, der 2011 schon einmal für ein ausverkauftem Haus sorgte.

Am 20. Juli kommen sie wieder in die „TriBühne“ am Rathaus. Dazu spielt die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Frank Strobel. Das Programm blättert Werke des Great American Songbook, darunter Cole Porters „Night And Day, You Are The One“, Songs von George Gershwin bis zu Harold Arlen auf, alles Werke aus der Blütezeit der Unterhaltungsmusik in New York und Hollywood. Ein American Dream in Noten.

Dieser Festival-Auftakt in Norderstedt ist in diesem Jahr auch schon wieder fast das Ende. Denn es folgt nur noch ein Konzert am 26. August im Norderstedter Kulturwerk. Das aber hat es in sich, denn bei dem Konzert wird der Hindemith-Preis verliehen, mit dem beim Schleswig-Holstein Musik Festival seit 1990 herausragende zeitgenössische Komponisten geehrt werden. 2005 erhielt beispielsweise Lera Auerbach den mit 20.000 Euro dotierten Preis, 2013 war es Maximilian Schnaus und 2014 der Österreicher Bernd Richard Deutsch.

Auf dem Programm des Preisträgerkonzerts im Kulturwerk stehen die Uraufführung ein neuen Werks von Bernd Richard Deutsch, ein Auftragswerk des Festivals, dazu Werke von Paul Hindemith und des neuen Preisträgers, der wahrscheinlich Ende April bekannt gegeben wird. Das Preisgeld finanzieren mehrere Stiftungen.

„Vertraglich festgelegt haben wir mit der Festival-Leitung, dass mindestens ein Konzert in Norderstedt stattfindet“, sagt Rajas Thiele, Geschäftsführer der Meno GmbH, zu der die „TriBühne“ und das Kulturwerk gehören. Im vorigen Jahr fanden in Norderstedt mit dem Kinderkonzert mit Sol Gabetta drei Konzerte statt. „Ich hoffe, wir haben 2016 wieder ein Konzert mehr im Festival-Programm“, sagt Thiele.

Konstant fünf Konzerte pro Festival kann Hans-Caspar Graf zu Rantzau über die letzten Jahre im großen Kuhstall auf seinem Gut Pronstorf verbuchen. Dort darf das Publikum auch ihn erleben, Martin Grubinger, Artist in Residence des diesjährigen Festivals. Grubinger gilt als weltbester Percussions-Künstler und ist beim Festival Nachfolger der Cellistin Sol Gabetta, die im vorigen Jahr Porträtkünstlerin war.

In Pronstorf schwingt er sich am 10. August ganz auf den Komponisten des Festivals ein, in diesem Jahr Peter Tschaikowsky. „Mein Vater und ich werden die Nussknacker-Suite bearbeiten und in einer Fassung für zwei Klaviere und Schlagwerk auf die Bühne bringen“, sagt Grubinger.

Schlaginstrumente werden mit Kontrabass-Bögen gestrichen und neue Instrumente erfunden, um ein ganzes Orchester zu simulieren. „Beim Schleswig-Holstein Musik Festival erhalten die Künstlerinnen und Künstler die Chance zu experimentieren, das ist selten“, sagt Grubinger.

Der Ausnahme-Musiker, der seit 2007 beim SHMF dabei ist, bringt die Percussionisten Martin Grubinger Senior, Leonhard Schmidinger, die Pianisten Ferhan und Ferhan Önder mit. Mit Tschaikowskys Nussknacker-Suite spielt das illustre Trio Bela Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug, Steve Reichs Quartett für zwei Klaviere und zwei Vibrafone und The Tears of Nature für Schlagzeug und zwei Klaviere von Tan Dun.

Eröffnet wird der Pronstorfer Fünfer-Konzert-Reigen am 19. Juli vom Fabergé-Quintett und Ulrike Payer am Klavier, die Werke von Tschaikowsky, Michail Iwanowitsch Glinka und Alexander Michailowitsch Ljapunow spielen. Am 26. Juli kommt Pianist Christian Zacharias mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester und Werken von Tschaikowsky, Wolfgang Amadeus Mozart, Sergej Prokofieff und Gioachino Rossini in den Kuhstall.

Am 2. August will Maren Kroymann den Stall aufräumen. Die Kabarettistin „Mitte der sechziger Jahre“ feiert mit der Jo Roloff Band mit „In my Sixties“ die letzten 50 Jahre ihrer Pubertät. Das Pronstorfer Finale gestaltet Hamburgs beliebter Schauspieler Volker Lechtenbrink am 21. August. Der Mann mit der markanten Stimme liest aus Tschaikowskys Briefen an seine Freundin und Mäzenin Nadeschda von Menk, der er mehr als 1200 Briefe schrieb. Maria Hartmann antwortet als Nadeschda. Denis Patković macht Musik auf dem Akkordeon dazu.

Gut Pronstorf ist auch wieder Gastgeber für das Musikfest auf dem Lande am 15. und 16. August. Auf dem Kirschenhof Stocksee findet das Musikfest auf dem Lande am 18. und 19. Juli statt.

Mit „Ännchen von Tharau“ erklingt Romantik pur beim einzigen Segeberger Festival-Konzert am 25. August in der St. Marienkirche. Das Ensemble Nobiles singt unter dem Titel „Cantate Domino“ Werke von Peter Tschaikowsky, Felix Mendelssohn, der im vorigen Jahr Festival-Komponist war, Edvard Grieg, Johannes Brahms, Max Reger und Friedrich Silchers. Fünf ehemalige Sänger des Leipziger Thomaner-Chors gründeten das Ensemble 2006 als dreistimmigen Männerchor.

Das ganze Programm, das Festival-Journal und Eintrittskarten gibt es unter www.shmf.de im Internet, unter bestellung@shmf.de per E-Mail und ab 23. März unter Telefon 0431/23 70 711.