Norderstedt. Hebammenhilfe und Kurse rund um die Geburt werden nach wie vor angeboten. Wie es ab Juli 2016 weitergeht, ist noch nicht geklärt.
Die Hebammenpraxis Norderstedt stellt klar: Sie bietet weiterhin Hebammenhilfe und alle Kurse rund um die Geburt an. Da allerdings die Haftpflichtsituation ab dem 1. Juli des kommenden Jahres noch nicht geklärt ist, können Frauen mit errechneten Termin nach dem 30. Juni 2016 nur unter Vorbehalt zunächst bis zum 30. Juni 2016 betreut werden. Die in der Praxis zusammengeschlossenen Hebammen erwarten eine Lösung von den Beteiligten – Gesetzgeber und Versicherung –, damit dieses Dilemma endlich ein Ende findet.
Hintergrund der andauernden Diskussion um die Hebammenhilfe sind, wie berichtet, die steigenden Haftpflichtprämien insbesondere für die Geburtshilfe. Hebammen, die Frauen unter der Geburt zu Hause oder als Beleghebammen in der Klinik betreuen – einige der Hebammen der Norderstedter Praxis arbeiten in der Paracelsius-Klinik in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg – müssen seit dem 1. Juli dieses Jahres stattliche 6274 Euro im Jahr für ihre Haftpflichtversicherung zahlen.
Hohe Prozess- und Anwaltskosten
Der Grund für die hohen Prämien: Obwohl die Schadensfälle in der Geburtshilfe zurückgehen, steigen die Kosten pro einzelnen Schadensfall drastisch an. Dazu zählen sowohl die Aufwendungen für die medizinische, pflegerische als auch für die soziale Versorgung und lebenslange Einkommenssicherung der Geschädigten, die durch den medizinischen Fortschritt auch länger leben. Dazu kommen hohe Prozess- und Anwaltskosten.
Die in Norderstedt tätige Hebamme Doris Isenbürger berichtet, dass sich die Versicherer weltweit abgesprochen hätten, ab dem 1. Juli 2016 keine Haftpflichtversicherung für deutsche Hebammen anzubieten. Deswegen ist die Situation ab Mitte kommenden Jahres unklar. „Bisher sind sie von der Politik gezwungen worden, uns zu versichern“, erklärt sie. Deutschland sei das einzige Land weltweit, in dem Hebammen über 30 Jahre lang in Regress für Geburtsfehler genommen werden können.
