Norderstedt. Die gebürtige Inderin absolviert derzeit ihre bereits zweite Ausbildung zur Pastorin an der Christuskirche in Garstedt.
Eigentlich ist sie schon eine richtige Pastorin. Joy Devakani Hoppe wurde in ihrer Heimat im Süden Indiens bereits vor einigen Jahren als Pastorin der Arcot Lutheran Church ordiniert. Und da die lutherischen Kirchen der Welt ihre Ordinationen gegenseitig anerkennen, könnte die 40-Jährige jetzt schon normal ihren Dienst tun. Auch in Deutschland. Sie entschied sich dagegen und hat nun Anfang des Jahres quasi ihre zweite Ausbildung zur Pastorin begonnen, um den kirchlichen Alltag in Deutschland kennenzulernen. Sie ist Vikarin an der Christuskirche in Garstedt und will keinen Sonderstatus für sich reklamieren.
Zwar wird sie am Ende des Vikariats nach zweieinhalb Jahren nicht erneut ordiniert, ansonsten durchläuft sie aber alle Stufen der Ausbildung wie ihre jüngeren deutschen Kollegen. Den ersten Schritt hat sie dabei bereits hinter sich: Ende Mai absolvierte sie eine Lehrprobe an der Grundschule Niendorfer Straße. „Das war nicht einfach, hat aber gut geklappt“, sagt Hoppe. „Das war eine schöne neue Erfahrung für mich, ich habe ganz viel von den Kindern gelernt.“ Nun geht das Lernen weiter. Erst einmal stehen zwei Wochen Predigerseminar in Ratzeburg an, dann beginnt die Zeit in der Gemeinde.
„Das ist eine Kirche, von der ich immer geträumt habe“
Natürlich hat sie schon gepredigt, als sie am Gurukul Lutheran Theological College in Chennai im Süden Indiens studierte, in den sechs Monaten, in denen sie in Indien als Pastorin arbeitete, ebenso. Auch in Deutschland stand sie schon auf der Kanzel, aber die Predigten waren jeweils auf Englisch. Die Liturgie kennt sie gut, denn diese ist in Indien der lutherischen in Deutschland ähnlich. Ansonsten aber gibt es Unterschiede. Zum Beispiel im Umgang miteinander. So wird die Vikarin Pastor Martin Lorenz zunächst zu den Beerdigungsgesprächen begleiten, um den Umgang mit den Leuten kennenzulernen. „Das beginnt bei einfachen Dingen, etwa wie man richtig sitzt“, sagt sie. „Ich bin ganz offen, ich möchte den Leuten in der Gemeinde zuhören – schauen, was läuft hier.“
Den Unterschied zu ihrer Heimat im Süden Indiens merkt sie dabei immer wieder. Das Kastenwesen mit seiner großen Bedeutung in ihrer alten Heimat, wo sie wie alle Angehörigen ihrer Kirche zu der untersten Kaste gehörte, spielt in Deutschland keine Rolle. Und während sie selbst als Pastorin in ihrer Heimat meist nur in der zweiten Reihe hinter – auch schlechter qualifizierten – Männern stand, spiele das Geschlecht für sie als Pastorin hier keine Rolle. „Das ist eine Kirche, von der ich immer geträumt habe“, sagt sie.
Ihr Mann Claus Hoppe ist ebenfalls Pastor, gemeinsam mit ihm und ihren beiden Kindern im Alter von sieben und vier Jahren lebt sie in Lokstedt. Dort arbeitet er an der Petrus-Kirche. Bei einem Auslandssemester in Hamburg lernte sie ihn kennen und lieben. Als sie Pastorin in ihrer Heimat geworden war, kam sie nach Deutschland. Nach der Geburt der Kinder wollte sie eigentlich an der Uni Hamburg ihre Doktorarbeit schreiben, das war ihr aber ein wenig zu einsam. Da sie wieder mit Menschen arbeiten wollte, bewarb sie sich für das Vikariatsprogramm der Nordkirche. Das gelang, auch das sogenannte Assessment Center zur Bewerbung durchlief sie mühelos – trotz großem Respekt vor der deutschen Sprache. So kann sie nun in der Emmaus-Gemeinde loslegen.