Kreis Segeberg. Pelletheizungen oder ein Passivhaus-Pastorat sollen für mehr Nachhaltigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sorgen.
Im Jahr 2050 soll die Nordkirche CO2-neutral sein, so zumindest will es die Synode, das leitende Gremium der Nordkirche. Was im Großen beschlossen ist, wird im Kleinen umgesetzt. Wobei „klein“ die große Anlage mit zwei Pellet-Speichern von je acht Tonnen Volumen im Keller des Emmaus-Hauses in Garstedt nur unzureichend beschreibt. Im Haus selbst leben Senioren, betreibt die Diakonie des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein eine Tagespflege-Einrichtung und eine Wohngruppe für Demenzkranke. Gewärmt wird das Haus mit Holzpellets. Die Pellets versprechen Klimaneutralität, weil sie möglichst aus einheimischen Gehölzen hergestellt werden.
Aber im Emmaus-Haus wird nicht nur Holz verbrannt, zwei weitere Anlagen arbeiten mit Gas und erzeugen als Blockheizkraftwerk zusätzlich Strom. „Wir verbrauchen den Strom im Haus“, sagt Michael Benthack. Er ist als Geschäftsführer von EvaImmo-West für die Gebäude des Kirchenkreises verantwortlich und sucht immer nach Wegen, wie die Kirche und ihre Gemeinden mehr Energie einsparen können. Dabei helfen soll nun auch ein Klimamanager, den der Kirchenkreis eingestellt hat und der zunächst nach und nach alle Liegenschaften und ihren Verbrauch untersuchen soll.
„Wenn man sich den regelmäßigen Verbrauch anschaut, kann man schon zehn bis 15 Prozent Energie sparen, ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen“, sagt er. „Damit wird ein Prozess in Gang gesetzt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“ Und genau das führe schließlich zu weniger Energieverbrauch. Über eine Software können die einzelnen Kirchengemeinden künftig ihren Energieverbrauch verwalten und schauen, wie er sich entwickelt.
Wenn neu gebaut oder eine Heizung modernisiert wird, setzt der Kirchenkreis auf Holzpellets – wenn genügend Platz für das Lager da ist und eine solche Heizung, die viel unter hoher Last fahren muss, sinnvoll ist. Für Kirchengebäude selbst ist das laut Benthack nicht die richtige Lösung. Sie müssen nur für eine kurze Dauer erwärmt werden. Hier wären beispielsweise Pufferspeicher eine Lösung, die die Woche über mit warmem Wasser aus Solarmodulen gefüllt werden. Zudem könne man die Kirchen besser dämmen, und wenn das nicht geht, müsse man auch darüber nachdenken, die Kirchen über Winter einzufrieren und die Gottesdienste im Gemeindehaus zu feiern, so Benthack.
Auch im Kirchenkreis Plön-Segeberg, zu dem der Osten des Kreises Segeberg gehört, wird der Klimaschutz vorangetrieben. Hier hatte die Kirchenkreissynode 2012 beschlossen, den Überschuss aus der Kirchensteuerzuweisung 2011 und weitere nicht eingeplante Haushaltsüberschüsse systematisch in die energetische Sanierung der Pastorate zu lenken. Und im Kirchenkreis ist ein ganz besonderer Neubau geplant. In Todesfelde bei Bad Segeberg soll das alte Pastorat abgerissen und durch ein Passivhaus ersetzt werden. Es wird das erste Passivhaus-Pastorat der ganzen Nordkirche, soll im Frühjahr 2016 fertig sein und 480.000 Euro kosten.
Bei einem solchen Passivhaus handelt es sich um ein Gebäude, das aufgrund seiner guten Wärmedämmung in der Regel keine klassische Gebäudeheizung benötigt – in Todesfelde rechnen die Planer mit jährlichen Heizkosten von 50 bis 100 Euro. Mit dem Haus soll laut dem Vorsitzenden des örtlichen Kirchengemeinderats, Holger Neitz, auch die Attraktivität der Gemeinde steigen. „Denn einen Pastor oder eine Pastorin aufs Land zu bekommen, wird schwieriger werden. Da wollen wir mehr bieten, als eine lebendige und chorbegeisterte, musikalische Gemeinde in schöner Landschaft“, sagt er.
Während der Kirchenkreis sich bereits seit einiger Zeit vor Ort um den Klimaschutz bemüht, hat seine Synode das geplante Klimaschutzgesetz der Nordkirche abgelehnt. Es ist im vergangenen September auf den Weg gebracht worden und sieht zur Finanzierung des Klimaschutzes einen Vorwegabzug von der Kirchensteuer von 0,8 Prozent vor. Das macht das Ganze zu einem sensiblen Thema, weswegen zunächst die unteren Gremien beraten sollen. Eine gesetzliche Grundlage sei nicht notwendig, finden dabei die Synodalen aus Plön-Segeberg. Die Nordkirche sollte durch Kampagnen und Anreize aktiv sein, „um Kirchenkreise und Gemeinden zu motivieren, eigenverantwortlich Maßnahmen zu ergreifen“, sagt Synoden-Präses Peter Wiegner.
Im Kirchenkreis Altholstein kam es nicht zu einer Abstimmung über das Gesetz. Laut Synodenpräsidentin Ina Koppelin aus Bad Bramstedt war die Synode bei der Abstimmung nicht mehr beschlussfähig, wird sich aber erneut mit dem Thema befassen. „Es wäre mit höchstens fünf Gegenstimmen durchgegangen“, sagt Koppelin. Auch im Kirchenkreis zwischen Henstedt-Ulzburg und Kiel ist schon einiges vor Ort passiert. Zum Beispiel in Kisdorf, wo die neue Heizung mit separaten Kreisläufen im vergangenen Jahr einiges an Heizkosten gespart hat. Außerdem werden laut Pastorin Ellger nun auch die Fenster des 50 Jahre alten Gebäudekomplexes saniert.
Neben den kleinen Schritten gibt es immer auch größere Ideen. Michael Benthack vom Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein kann sich beispielsweise den Anbau von Hölzern für Pellets auf Kirchenland vorstellen. Oder einen Windpark, bei dem eigener Strom gewonnen wird. Bis 2050 wird es noch viele solcher Ideen und Anstrengungen brauchen, damit die Kirche wirklich klimaneutral wird.