Die Mitarbeiter der Kirchengemeinden im Kreis Segeberg engagieren sich auf vielfältige Art und Weise für die Flüchtlinge in der Region.
Kreis Segeberg. Bei all den Kriegen, Krisen und Katastrophen hilft manchmal nur noch beten. „Wir haben uns überlegt: Was wir Christen wirklich gut können, ist beten“, sagt Pastorin Carolin Paap. Für sie ist das Beten in Gemeinschaft ein Teil der Hilfe für die Flüchtlinge, für die sich auch die Garstedter Emmausgemeinde, in der Paap arbeitet, wie viele andere Kirchengemeinden in Stadt und Kreis engagiert. In der Paul-Gerhardt-Kirche findet ein Willkommens-Café statt, es gibt Sprachkurse, und im Gemeindebrief wird um Sachspenden für die Flüchtlinge gebeten. Und auch ein Gebet in Gemeinschaft ist den Christen wichtig. Deswegen lud die Gemeinde am Dienstag zum ersten Mal zu einem Friedensgebet in die Paul-Gerhardt-Kirche und will dies wiederholen. Paap ist froh, dass es viel Hilfsbereitschaft gibt und hat in den Räumen ihrer Kirchengemeinde gemerkt, was aus Sicht der Flüchtlinge das Wichtigste ist: Die deutsche Sprache lernen.
Damit die Flüchtlinge in Norderstedt möglichst rasch Fortschritte machen und sich verständigen können, gibt es überall in der Stadt mittlerweile Deutschkurse. „Die Räumlichkeiten stellen die Kirchen“, sagt Susanne Dähn vom Willkommens-Team Norderstedt, das im vergangenen Jahr den Integrationspreis des Landes erhalten hat. Und so lernen die Flüchtlinge zum Beispiel beim pensionierten Lehrer Uwe Isberg in den Räumen der Johannes-Kirchengemeinde in Friedrichsgabe Deutsch. Der Draht zu Pastor Eckhard Wallmann ist kurz, wenn die Unterrichtszeiten angepasst werden müssen, geht das schnell und unbürokratisch.
Deutschunterricht gibt es auch in den Räumen der Freien Evangelischen Gemeinde am Falkenkamp. Montags treffen sich zudem hier etwa 40 bis 60 Menschen aus vielen Ländern, in der Hauptsache junge Männer, aber auch Familien. Sie nehmen laut Pastor Karl-Heinz Espey das Angebot wahr, miteinander Sorgen und Freuden zu teilen, zu spielen, zu musizieren, offene Fragen zu klären oder einfach nur eine Tasse Kaffee oder Tee zu trinken.
„Ich habe das Gefühl, die Arbeit mit den Flüchtlingen prägt die ganze Gemeinde“, sagt Pastorin Eva-Maria Peper von der Kirchengemeinde Harksheide. In den Räumen am Kirchenplatz findet am Mittwoch das Willkommens-Café statt, es gibt ebenfalls Deutschkurse, und die Flüchtlinge sind auch sonst präsent. Denn 16 junge Männer leben mit Zustimmung der Kirchengemeinde auf dem Gelände direkt neben dem kirchlichen Zentrum in der Teestube, die der Stadt gehört. „Die Leiterin der Kindertagesstätte hat in einem Elternbrief dazu aufgerufen, die neuen Nachbarn zu begrüßen“, berichtet Peper. Auch ansonsten setze die Kirchengemeinde auf Aufklärung, gemeinsam mit der Stadt gab es bereits einen Informationsabend. Und auch in anderen Gruppen der Gemeinde sind die Flüchtlinge präsent, so haben sie gemeinsam mit der Väter-Lounge im Albert-Schweitzer-Haus gekocht, ein Gegenbesuch in der Teestube stehe noch aus, sagt Pastorin Peper.
Eine Lücke im „Programm“ für Flüchtlinge versucht die Christliche Gemeinde Norderstedt zu schließen. Sie lädt immer donnerstags zum Sportcafé. „Es gibt ganz viele Junge Männer, aber wenig Angebote direkt für sie“, sagt Gidon Hausmann, der die Initiative für das Café ergriffen hat. Nun soll jeden Donnerstag der Saal der Gemeinde für Tischtennisplatte und Kicker freigeräumt werden. Wenn es wärmer wird, kann draußen Fußball oder Volleyball gespielt werden.
Pastor Dirk Evert berichtet, dass es Gespräche seiner freikirchlichen Gemeinde mit dem Coppernicus-Gymnasium gebe, wo Schüler ebenfalls Sport für Flüchtlinge anbieten wollen. Seine Gemeinde könne mit ihren vielen jungen Mitgliedern – gerade den jungen Männern – ein Ort sein, wo die jungen Flüchtlinge mit Altersgleichen Gemeinschaft erleben0.
In der Kirchengemeinde Henstedt-Ulzburg gehören bereits einige Asylbewerber aus dem Iran, aus Afghanistan und Syrien zu den regelmäßigen Gottesdienstbesuchern. Laut Pastor Mathias Krüger kommen 15 von ihnen regelmäßig in die Gottesdienste der Gemeinde, die Predigttexte liegen auf Farsi und Arabisch aus. „Neulich hatten wir einen iranischen Kinoabend.“ Außerdem setze sich die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte für verfolgte Christen ein.
Das Thema Christenverfolgung greift auch die katholische Pfarrgemeinde Jesu Guter Hirt Bad Bramstedt-Kaltenkirchen auf. Hier findet jeden zweiten Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr in Bad Bramstedt ein Gebetskreis für verfolgte Christen statt, in dem Gemeindemitglieder sich über die Situation der Flüchtlinge informieren und für sie beten.
Aus Syrien stammen die 15 Flüchtlinge, die seit Ende vergangenen Jahres in Itzstedt untergebracht sind und denen von Seiten der Kirchengemeinde Nahe geholfen wird. Jeden Montag um 15 Uhr treffen sich sogenannte Begleitlotsen mit den Flüchtlingen im Gemeindehaus in Nahe. „Die Kommunikation bei den Treffen ist ein Abenteuer “, sagen Evelyn und Eberhard Kraus im aktuellen Gemeindebrief. Zum Glück gebe es einen jungen Mann, der recht gut Englisch spreche und der in der Lage sei, das Besprochene für die anderen ins Arabische zu übersetzen. Auch für Nahe gilt also: Deutschkurse sind derzeit das Wichtigste.