Bad Segeberg. Auch nach drei Stunden hatten die 10.000 Zuschauer nicht genug. Aber der 66-Jährige benötigt eine längere Anlaufphase in Segeberg.
Maffay in Bad Segeberg: „Niemals war es besser“ – mit diesem Song eröffnet er seine beiden Konzerte im Freilichttheater am Kalkberg. Ein echter Kracher also in seinem „Wohnzimmer“: Seit 1979 kommt der Deutsch-Rocker mit den bis heute unverkennbaren Schlagerwurzeln immer wieder in diese Arena. „Viele von euch waren damals noch gar nicht geplant“, ruft Maffay seinen Fans zu. Das ist ironisch gemeint und sicher eine Anspielung auf sein eigenes Alter, aber sie trifft nicht ganz den Kern: Leute unter 50 sind, zumindest am Freitag, kaum in der Arena. Fast alle sind mit Maffay gealtert. Da können die gefühlten 500 Stufen der Arena schon zu einem schweißtreibenden Hindernis werden. Nicht alle sind so kernig,wie der kleine, drahtige Rocker da oben auf der Bühne.
„Niemals war es besser“ - auch darüber könnte man nachdenken. Es ist Peter Maffay hoch anzurechnen, dass er zunächst auf viele musikalische Meilensteine seiner Karriere verzichtet und beweist, dass er sich immer wieder neu erfindet. Es geht weiter, immer weiter, auch mit fast 66 Jahren. Aber die meisten Besucher sind sicher nicht da, um die Songs seiner jüngsten Albums „Wenn das so ist“ zu hören.
Die sind nett anzuhören, aber nicht alles bleibt haften: Bisweilen tritt gepflegte Langeweile ein, der Jubel bleibt dezent, die Stimmung flach. Auf den hinteren Rängen ist ein munteres Kommen und Gehen zu beobachten: Wenn sich so viele Zuschauer zwischendurch ihre Portion Pommes besorgen, müsste das den Akteuren auf der Bühne eigentlich zu denken geben. Zwei Pausen legt Peter Maffay ein, um anderen die Chance zu geben, sich zu präsentieren.
Zum Beispiel dem niederländischen Folk-Duo Common Linnets, das sich gut präsentiert, die Stimmung, die sich bis dahin kaum aufgebaut hat, aber abflachen lässt. Dann wieder Maffay mit seinen brillanten Musikern, die schon seit vielen Jahren mit ihm spielen: Peter Keller (Gitarre), Carl Carlton (Gitarre), Pascal Kravetz (Keyboard), Ken Taylor (Bass) und Bertram Engel (Schlagzeug). Sehr routiniert, sehr kraftvoll und zupackend.
Er entschuldigt sich und erklärt, dass er nicht gekommen sei, um „pausenlos Pausen“ einzulegen, aber er tut es trotzdem. Nach seinem zweiten Abtritt von der Bühne läuft es besser: Mit „Halleluja“, „Wenn der Himmel weint“ und dem Biker-Song „Gelobtes Land“ packt Peter Maffay sein Publikum endlich und entfaltet damit das „Segeberg-Feeling“, das natürlich mit den „Sieben Brücken“ einen Höhepunkt hat.
Die Klassiker seiner 40-jährigen Musikerkarriere hebt er sich für den Schluss des dreistündigen Konzerts auf. Sie verschweißen die knapp 10.000 Besucher endlich zur großen Maffay-Gemeinde, die ihren Peter am liebsten überhaupt nicht von der Bühne lassen möchten. Feuerzeuge und Wunderkerzen erhellen die Arena. „Wunderbar, ganz wunderbar ist das“, sagt Peter Maffay.
Er hat recht: Unter dem Strich war es tatsächlich ein wunderbares Konzert. Die Dramaturgie hätte etwas geschickter sein können, aber Schwamm drüber. Die beiden Maffay-Konzerte am Pfingstwochenende sind garantiert nicht die letzten in Bad Segeberg.