Der unverwüstliche Steppenwolf Peter Maffay feierte vor 13.000 Fans in der ausverkauften O2 World Hamburg seinen Tourauftakt: Eine drei Stunden lange, fette Rock’n’Roll-Show.

Hamburg. „Niemals war es besser“, singt Peter Maffay am Donnerstag beim Tour-Auftakt in der ausverkauften O2 World und blickt von der weit in den Innenraum ragenden 360-Grad-Bühne in den vollen Saal: Ja, das sieht schon anders aus als das Video zu seiner Single „Wenn der Himmel weint“: 13.000 Fans aller Altersgruppen, darunter ganze Familien, verteilen sich auf den blauen Stoffsitzen, weit ist es bis nach oben zur Hallendecke. „Wenn der Himmel weint“ wurde hingegen im kleinen Club Logo an der Grindelallee gedreht. Niedrige Decke, Hitze, stämmige Biker mit astdicken Oberarmen toben mit hübschen Girls am Bühnenrand.

Das war im Prinzip Maffays erstes Konzert im Logo, denn natürlich ist er seit Jahrzehnten zu berühmt für so einen kleinen Rockschuppen, auch wenn er immer mal wieder in Clubs wie dem Docks auftritt, um sich zu erden. Um Rock’n’Roll zu tanken und weiter über die Bühnen zu brettern, egal ob nun eine Tabaluga-Familienshow ansteht, eine Musik-Kreuzfahrt auf der „Queen Mary 2“, eine Tour mit Orchester oder die traditionellen Open-Air-Spektakel in Bad Segeberg am 22. (Zusatzkonzert) und 23. Mai.

65 Jahre steht der Steppenwolf mittlerweile im Leben, und doch erscheint das kompakte Kraftpaket alterlos, wenn er die vorab versprochene „fette Rock’n’Roll-Show“ in der O2 World entfesselt. Da kommt das Schlagzeug mit Fellgerber Bertram Engel von der Decke herab geschwebt, drei Gitarren röhren um die Wette, Projektionen auf dem Bühnenboden und Videoleinwände tätowieren bei „Wenn der Himmel weint“, „Wer liebt“ und „Nur du hörst“ Schatten in die Haut. Der Sound ist kernig, bluesig, traditionell. Viel Chor und – „es ist in dieser Band endlich wieder zurück“ - Saxofon.

Das ist die bewährte Maffay-Art, die so ähnlich funktioniert wie eine Harley: Nicht ganz modern, aber ehrlich und unverwüstlich. Es kommt an, das aktuelle Album „Wenn das so ist“ landete wie gewohnt an der Chartsspitze. „Lasst es krachen!“, ruft Maffay. Die Fans hören: Lasst es klatschen, auch bei ruhigeren Stücken wie „Die Wildnis“ und „Schwarze Linien“. Rosen werden auf die Bühne gereicht. Das ist nicht sooo Rock’n’Roll, aber Peter Maffay amüsiert sich köstlich darüber und schüttelt viele Fanhände, die Anteilnahme geht ihm „unter die Haut.“

Die ersten 90 Minuten widmen Maffay und seine enorm spielfreudige Band dem neuen Album, vom getragenen „Nah bei mir“ über ein krachendes „Grenzenlos“ bis zum hymnischen „Halleluja“. Das ist durchaus mutig angesichts der langen Karriere voller Klassiker und Fanfavoriten, die vor Konzertbeginn noch via SMS-Voting auf der Setliste platziert werden. Aber die Stimmung ist gut, das Publikum steht vor, neben und hinter Maffay, der mit langer Ansage zum Aufbegehren gegen den Terror und Wahnsinn unserer Zeit ruft. „Je suis Charlie“ bekennen die Monitore.

Dann wird unplugged gejammt. „Samstag Abend in unserer Straße“ geht in „Here Comes The Sun“, „Get Back“ und „Angie“ über, „Alter Mann“ in „Love Me Tender“ und „I Feel Free“. Beatles, Stones, Elvis, Cream, der Soundtrack zum Biken, ein „Ausflug in unsere musikalische Vergangenheit.“ „Born To Be Wild“. Einst fuhr Peter Maffay mit der Harley auf der Bühne, am Donnerstag sattelt er auf ein BMX um. „Schwerer zu fahren als eine normale Maschine“, keucht er und verlost eine Fender Stratocaster, um eine neue Generation von Rockgitarristen zu inspirieren.

Der dritte Block im Programm gehört den „alten Gassenhauern“: „Schatten in die Haut tätowiert“ (von drei Schlagzeugen angetrieben), „Eiszeit“, „Halt dich an mir fest“, „Über sieben Brücken musst du gehen“ und als Zugabe ein „Sonne in der Nacht“ in Überlänge. Ja, es ist eine fette, drei Stunden lange Rock’n’Roll-Show. Und wenn man die Augen zu macht, ist es nicht die große Arena, sondern das Logo. Und vor dem Eingang wartet kein Shuttlebus, sondern ein kräftiges Krad. Ja, schön wär’s!