Norderstedt. Das Norderstedter Arboretum ist im digitalen Zeitalter angekommen: Mit neuen Info-Schildern und QR-Codes für alle 160 Bäume.

Frage an die Kinder, die an diesem Vormittag im Arboretum des Stadtparkes Norderstedt vor dem riesigen Mammutbaum stehen und davor aussehen, wie etwas zu bunt angezogene Ameisen: „Was wisst ihr eigentlich über den Mammutbaum?“ Die vier Jungen und das eine Mädchen von der Klasse 1d der Grundschule Heidberg schauen sich fragend an und zucken mit den Schultern. „Gar nichts!“, ruft Jule Kule, 7, aufrichtig. „Aber über die Kastanie, da wissen wir einiges, die haben wir gerade im Unterricht!“ Und schon lassen die Fünf den Mammutbaum Mammutbaum sein und flitzen unter die blühenden Dolden der großen Kastanie am Eingang des Arboretums.

Genau so muss sich der Rotarier-Präsident Helmut Rieken das damals vorgestellt haben, als er seinen Freunden in Norderstedt Anfang der 1980er-Jahre von der Idee eines Arboretums als Baumlehrpfad für die Kinder aus Schulen und Kindergärten erzählte. Rieken kannte das aus Eutin und nun entschieden sich Rotary Club Norderstedt dafür, es den Ostholsteinern nachzumachen. Der Rest ist Norderstedter (Baum-)Geschichte.

Mittlerweile stehen 160 Bäume und Sträucher aus aller Welt im Arboretum. Von A wie Amberbaum, über C wie Chinesischer Blumenhartriegel, G wie Geschlitztblättrige Grau-Erle, Ö wie Öhrchen-Weide, T wie Täuschende Stachelesche bis zu Z wie Zitterpappel. Ein Stelldichein der internationalen Flora sorgt für kosmopolitisch-grünes Flair.

Mittlerweile ist natürlich der Stadtpark um das Arboretum herumgewachsen und der Baumlehrpfad war Programmteil der Landesgartenschau 2011. Für die Baumsammlung auf 10.000 Quadratmetern Fläche war das eine echte Aufwertung. Denn die Besucherzahlen haben sich vervielfacht.

Die Rotarier haben nun das Konzept des Arboretums zeitgemäßer gestaltet. Zwar standen vor den Bäumen und Sträuchern seit der Gründung des Parkes 1981 auch immer kleine Erklär-Schilder. Doch sie waren eher wortkarg und informierten nur darüber, dass zum Beispiel der Mammutbaum im Auge des Lateiners Sequoiadendron giganteum heißt. Ganz zu schweigen davon, dass jemand ohne Kleines Latinum das nicht unfallfrei aussprechen kann – es braucht heute doch etwas allgemein verständlichere Infos, um junge Menschen des 21. Jahrhunderts hinter dem Ofen hervor und in das Arboretum hinein zu locken.

Mit dem technischen Leiter des Stadtparks, Erik Voß, gewannen die Rotarier einen echten Experten für die Neuformulierungen der Schilder. Wer jetzt also vor dem Mammutbaum im Arboretum steht, der erfährt nach wie vor auch den lateinischen Namen des grünen Riesen, aber eben auch, dass er ein Baum der Superlative ist, bis zu 3000 Jahre alt wird, mit 95 Metern zu den höchsten und mit acht Metern Durchmessern zu den dicksten Bäumen der Welt zählt. Außerdem, dass man aus einem Mammutbaum 1500 Kubikmeter Holz gewinnen kann, so viel wie aus 50 alten Eichen. Wer jetzt immer noch nicht genug hat, liest über das Smartphone den QR-Code ein und landet auf einer Seite, auf der es vertiefende Informationen zu jedem Baum im Arboretum gibt, dazu einen exakten Lageplan (www.arboretum-rotary-norderstedt.de).

Der Rotary Club hat das Arboretum 1987 in die Fürsorge der Stadt Norderstedt übergeben, engagierte sich aber über die Jahrzehnte immer wieder für den Ausbau, etwa durch das pflanzen des Mammutbaums 1988, gemeinsam mit den Freunden des Rotary Clubs in der Norderstedter Partner-Kommune Oadby and Wigston oder zuletzt 2012 bei der Pflanzung von weiteren 20 neuen Bäumen. „Mit dem neuen Beschilderungssystem und der Einbindung der neuen Medien kann das Arboretum noch stärker als ein Ort der Bildung genutzt werden“, sagte Norderstedts Rotarier-Präsident Emanuel Brandt als er nun die erneute Erweiterung des Arboretums offiziell an die Stadt Norderstedt übergab, genauer gesagt an „Freund Grote“ – der Oberbürgermeister ist Rotarier.